„Sperrgebiete in Hamburg aufheben!“

Arg populistisch hatte der Leiter der Bezirksverwaltung in Mitte, Marcus Schreiber, gefordert, die Prostitution in ganz Hamburg zu verbieten – und „ausnahmsweise“ in St. Georg und St.Pauli zu erlauben. Vermutlich war er verärgert, weil er gerade ein sogenanntes Mega-Bordell in der Hammer Süderstraße genehmigen musste. Aber deshalb vorwärts in die 60er Jahre? Die Kritik folgt prompt.

Das meint die GAL:

Gestern trat der Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte mit der Forderung an die Öffentlichkeit, Hamburg vollständig zum Sperrgebiet zu erklären und Prostitution zu verbieten. Nur sog. „Toleranzzonen“ wie etwa auf St. Pauli oder in St. Georg sollten geduldet werden. Die GAL-Bürgerschaftsfraktion fordert stattdessen, wie in Berlin alle Sperrgebiete aufzuheben.

„Die Äußerungen von Herrn Schreiber entbehren jeder Sachkunde und sind weiter nichts als unverantwortlicher Populismus. Wir fordern, die beiden Sperrgebiete in Hamburg aufzuheben, damit insbesondere in St. Georg die Prostituierten nicht jeden Tag mit einem Bein im Gefängnis stehen. Denn dort gibt es keine „Toleranzzone“, wie von Herrn Schreiber behauptet. Sexarbeit ist seit 2002 ein legales Gewerbe. Wir müssen uns darum kümmern, dass SexarbeiterInnen faire Arbeitsbedingungen haben. Wir wollen keine Ghettos, wir wollen Transparenz und das Trockenlegen der Kriminalität im Umfeld von Prostitution“, erklärte Nebahat Güçlü, frauenpolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion.

Seit Wochen kochen nicht nur in Wandsbek, sondern auch in Hamburg-Mitte die Emotionen hoch. Der geplante Bau eines Großbordells in Hamm-Süd sorgt für politischen Streit.

Der Wahlkreisabgeordnete aus Mitte der GAL-Bürgerschaftsfraktion Farid Müller dazu:

„Der Vorschlag des Bezirksamtsleiters lenkt vom eigentlichen Problem ab: Durch die Aufwertung von Stadtteilen entstehen Konflikte zwischen Wohnen und Gewerbe und eben auch zwischen Wohnen und Prostitution. Ich frage mich, ob der Bezirksamtsleiter wirklich alles getan hat, um das Großbordell auf ein für die Anwohnerinnen und Anwohner verträgliches Maß zurechtzustutzen. Jedenfalls zeigt der Vorgang, dass Hamburg-Mitte keine Schnellschüsse, sondern ein durchdachtes Konzept braucht, wo Prostitution erwünscht und wo sie unerwünscht ist.“

Güçlü betonte: „Herr Schreiber fordert zum Thema Prostitution die Einrichtung einer behördlichen Arbeitsgruppe und ignoriert dabei bewusst, dass dies längst im Koalitionsvertrag zwischen der CDU und GAL vereinbart ist. Der Runde Tisch sexuelle Dienstleistungen wird im 1. Quartal 2009 seine Arbeit aufnehmen. Ich erwarte, dass Herr Schreiber konstruktiv im Sinne aller Betroffenen mitarbeiten wird.“

Und die LINKE sagt:

Keine Ausweitung von Sperrgebieten – Wegschauen hilft nicht

Anlässlich der Debatte um Bordelle und Sperrgebietsausweitungen erklärt Kersten Artus, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft:

„Sperrgebiete verhindern keine Prostitution. Sie verursachen aber einen erhöhten Kontrollaufwand und kriminalisieren die Prostituierten. Warum will man den betroffenen Frauen ihre Lebensgrundlage entziehen? Wer gegen die kriminellen Machenschaften von Freiern etwas Sinnvolles tun will, sollte dazu beitragen, dass Prostituierte besser vor gewalttätigen Freiern und Zuhältern geschützt werden. Außerdem benötigen die Frauen, vor allem die Migrantinnen, eine bessere Versorgung und Beratung – und eine auszuweitende Unterstützung bei Drogenproblemen. DIE LINKE Fraktion wird zum kommenden Haushalt dazu Forderungen stellen.“

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