Treten Sie endlich zurück, Herr Wersich?

Senator Wersich und seine Behörde waren seit Monaten über die unhaltbaren Zustände beim Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) in Wilhelmsburg informiert. In einem Brief hatten die Mitarbeiter den Senator bereits im September 2008 in Kenntnis gesetzt, im Dezember 2008 in einem Gespräch auch die zuständigen Abteilungsleiter der Wersich-Behörde. Die Reaktion aus der Behörde war klar – und eigentlich unfassbar: Die ASD-Mitarbeiter sollten sich eben weniger intensiv kümmern. Am Ende starb die kleine Lara – und der Senator behauptet, ihn träfe keine Schuld.

Die Mitarbeiter des ASD in Wilhelmsburg trauten ihren Ohren kaum, als sie hörten, was Wersich am vergangenen Freitag der Öffentlichkeit verkündete. In einem „Offenen Brief“ an den Senator, den sie gemeinsam verfasst haben, heißt es: „Mit Wut und Enttäuschung haben wir die Pressekonferenz am Freitag, den 17.04.09, und Ihren ‚Expertenbericht zum Fall Lara R.‘ zur Kenntnis genommen.“ Und dann wird haarklein aufgedröselt, was die Mitarbeiter unternommen haben, um Hilfe aus der Behörde zu bekommen – immer vergeblich. Den kompletten Brief gibt es hier als PDF.

Als frei erfunden zeigt sich auch die immer wieder von Wersich und Sprechern der Schwarzgrün-Koalition vorgetragene Behauptung, durch neu geschaffene Stellen habe sich die Situation beim ASD verbessert. Als die Wilhelmsburger in der Hamburger Straße ihre Sorgen vortrugen, hatte jeder etwa 70 Fälle zu bearbeiten – heute sind es über 90!

Carola Veit, Jugend- und Familienexpertin der SPD: „Offenbar war spätestens seit Herbst letzten Jahre klar, dass der ASD seine Aufgaben nicht mehr erfüllen kann. Der Senator wusste – oder hätte wissen müssen – dass hier eine Zeitbombe tickt. Die kleine Lara könnte noch leben, wenn Herr Wersich gehandelt hätte, statt sich immer wieder hinter schönfärberischen Erklärungen zu verstecken.“

Die SPD hat bei ihrer gestrigen Fraktionssitzung einen Antrag beschlossen, der die Situationen bei den Sozialdienststellen verbessern soll. Unter anderem werden Maßnahmen zur Qualitätssicherung und eine bessere Bezahlung der Mitarbeiter gefordert, damit Bewerber für freie Stellen gefunden werden können. Den Antrag können Sie hier als PDF herunterladen.

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