Scholz vor Beust, SPD vor CDU

Als wir gestern die Zahlen der im Auftrag des Abendblatts gemachten Psephos-Umfrage hörten, mochten wir sie nicht glauben. Sie stimmen aber doch: Die SPD liegt vor der CDU, Schulz liegt vor von Beust. Jedenfalls, wenn Sonttag Bürgerschaftswahl wäre.

Wir verhehlen unsere Freude darüber nicht, dass die CDU nicht mehr stärkste Partei ist. Allerdings ist sie auch wieder nicht sooo groß: Wir befinden uns in der Mitte der Legislatur und somit zwei Jahre vor dem nächsten regulären Wahltermin, und eine Koalition lässt sich mit dem jetzt erfragten Ergebnis auch auf vielfältige Weise begründen. Man denke an 2001 – da reichten der CDU 25 % und zwei starke Partner.

Das Ergebnis für die Parteien zeigt: Die CDU hat verloren (auf 34 %), die SPD käme auf 37 %, die GAL auf 10 % und die LINKE sowie die FDP je auf 8 %.

Das Rechenspiel zeigt: Schwarzgrün (derzeit 43 %) geht nicht, schwarzgelb (41 %) auch nicht, Jamaika (51 %) dagegen rechnerisch schon. Umgekehrt geht aber auch rotgrün (47 %) nicht, rotrotgrün (55 %) wäre möglich. Wie weit das alles inhaltlich zusammenginge, steht auf einem anderen Blatt.

Während die reinen Prozente vermutlich noch einige Male schwanken bis zum Wahltag, gibt es eine andere Entwicklung, die sich langsam zur Tendenz auswächst: Der Beust-Bonus der CDU ist offenbar dahin. Sagten 2008 vor der letzten Bürgerschaftswahl noch 59 % der Hamburger, sie würden ihn im direkten Vergleich seinem SPD-Gegenspieler Michael Naumann (33 %) vorziehen, liegt Beust heute mit 41 % Zustimmung hinter SPD-Chef Scholz (44 %) zurück. Scholz hat noch nicht einmal erklärt, überhaupt kandidieren zu wollen, geschweige denn, einen Wahlkampf begonnen.

Ein Stück Klarheit bringt das gute Abschneiden Scholz‘ aber vielleicht auch für die SPD, bei der in den vergangenen zwei Jahren erstaunliche Kandidaten-Spekulationen ins Kraut schossen. Jetzt gibt es einen, dem die Hamburgerinnen und Hamburger mehr zutrauen als dem amtierenden Bürgermeister.

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