Nun kommt der Bürgerentscheid zum Isebek

Das von den Vertrauensleuten des Bürgerbegehrens „Für die Respektie¬rung des Bürgerwillens in Eimsbüttel!“ vorgeschlagene moderierte Gespräch mit Bezirksvertretern über einen möglichen Kompromiss ist am Frei¬tag ergebnislos zu Ende gegangen. Die Bezirksvertreter lehnten ein weite¬res Gespräch ab. Damit wird nun der von fast 10.000 Eimsbüttlern durch Unterschrift bean¬tragte Bürgerent¬scheid zur Erhaltung der grünen Gewässerlandschaft am Isebekkanal und gegen das Zumauern des U Bahnhofs Hoheluftbrücke mit einem riesigen Fastfood-/Bürokomplex voraus¬sichtlich am 1. Juli 2010 stattfinden.

„Ergebnisoffen“ sollte das Kompromissgespräch , auf¬grund dessen die Bezirksversammlung gemäß § 34 Absatz 7 des Bezirks¬verwaltungsgesetzes dem Anliegen des Bürgerbegehrens in einer Form zustimmen könnte, die von den Vertrauensleuten gebilligt wird, geführt werden. So hatte es der erfahrene Moderator, der emeritierte Politikwissenschafts-Professor Gessenhar¬ter, mit den Gesprächsparteien vereinbart.

Und darauf hatten sich die Ver¬trau¬ensleute des Bürgerbegehrens auch sorgfältig vorbereitet: Auf Planzeichnungen und Profilschnitten hatten sie die gegensätzlichen Planungskonzepte einander gegenübergestellt, um die Verständigung über einen kompromissfähigen Mittel¬weg zu erleichtern. Unter der professionellen und fairen Leitung des Media¬tors fand zunächst auch eine Diskussion statt, in der die Gegensätze beider Parteien herausgearbeitet und strukturiert wurden.

Wie es weiterging, beschreiben die Vertreter der Bürgerinitiative so:

Doch als es dann dazu kom¬men sollte, in einem eigentlichen Kompromissgespräch aufeinander zuzugehen, holten der Bezirks-Baudezernent und der Architekt des ebenfalls anwesenden Investors eine Planzeichnung als schon fertiges Kompromissergebnis aus der Tasche, und die anwesenden Vertreter der Bezirksversammlung und des Bezirksamtes erklärten unisono, hierüber gebe es nun nichts mehr zu verhandeln. Von der zunächst vereinbarten Ergebnisoffenheit war auf Bezirksseite also nicht viel übrig geblieben.

Als die Vertrau¬ensleute des Bürgerbegehrens dem Bezirk am 6. Januar dieses Jahres ein moderiertes Kompromissgespräch erstmals vorschlugen, hatten sie ausdrücklich hervorgehoben, dass eine substantielle Reduktion der Grundriss¬flächen und der Gebäudehöhe des geplanten riesi¬gen Bürokomplexes vor dem U-Bahnhof die Voraussetzung sei für einen Verzicht auf den Bürgerentscheid. Das nun vom Bezirk als fertiges, nicht verhan¬delbares Kompromissergebnis vor¬ge¬legte Kon¬zept, das lediglich geringfügige Abstriche an der Tiefgarage und an einer Gebäudeecke vorsah, änderte jedoch nichts an der erdrückenden Gesamt¬höhe, Breite und Baufläche des Gebäudes.

Der Bau eines „Büro-Kolosses“ am Isebekkanal – überflüssig und sinnlos bei den derzeit 1.000.000 m² leerstehenden Büro- und Gewerbe¬flächen in Ham¬burg – hätte gravierende Folgen für Mensch und Natur:

• Der naturnahe Biotopverbund zwischen den Grünzügen am Isebek¬kanal und entlang der U-Bahnstrecke Hoheluftbrücke – Schlump würde durch den quer¬stehenden, überhohen und überbreiten Baukörper unwiederbringlich zerstört.

• Der heute so wohltuenden Ausblick vom U-Bahnsteig auf die grüne Gewässer¬¬landschaft am Isebekkanal und auf den unmittelbar angrenzenden Gehölzbiotop, in dem die Vögel singen, würde durch eine riesige, den Bahn¬hof völlig verdunkelnde Gebäudewand verstellt.

• Das von den früheren Stadtplanern bewusst so gestaltete städti¬sche Land¬schaftsbild – mit Freistellung des U-Bahnhofs und Hervorhebung der gewollten Endpunkte der Klinker¬bebauung mit eindrucksvollen, heute denk¬malgeschützten, turmartigen Kopfbauten – würde bei Umsetzung der Bezirkspläne durch einen silhouettenstörenden, sicht¬raumbehindernden und ma߬stabsverändernden riesigen Baukörper verschandelt.

• Der Erholungswerts des stark frequentierten Isebek-Wanderweges am Kaiser-Friedrich-Ufer – gleichzei¬tig viel genutzt von den Kindern, Eltern und Besuchern des Kinder¬theaterschiffs und des Kinder¬spielplatzes – würde durch Lärm und Abgase des zusätzlichen Kraftfahrzeugverkehrs der Tief¬garage und der neuen Gewerbebetriebe des Fastfood-/Bürokomplexes erheblich beeinträchtigt.

• Weitere Leerstände bei Büro- und Gewerbeflächen wären besonders im nahen Falkenriedquartier und in der Hoheluftchaussee zu erwarten, wenn der riesige Büroklotz mit seinen etwa 7.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche tatsächlich am Isebekkanal gebaut würde.

Unter der Überschrift „Leerstand und Neubau“ nannte der sach- und ortskundige Quartiersmanager des benachbarten Stadtteils Hoheluft-West, Mark Bloemeke, im letzten Heft des ETV-Magazins den am Isebekkanal geplanten Fastfood-Büro¬kom¬plex einen „Koloss ohne Sinn und Verstand“. Der überwältigende Zuspruch zu den beiden Isebek-Bürgerbegehren – mit fast 13.000 und 10.000 Unterschriften – hat gezeigt, dass die meisten Eimsbüttler nicht anders denken, und dass sie den für die Naherholung im dicht besiedelten Kerngebiet so wichti¬gen Isebek-Grün¬zug unbeeinträchtigt erhalten wollen.

Bei dem Bürger¬entscheid „Für die Respek¬tierung des Bürgerwillens in Eimsbüttel!“ am 1. Juli werden sie nun Gelegenheit haben, die drohende Bausünde am Isebekkanal mit einem ebenso eindrucks¬vollen Votum zu stoppen.

4 Gedanken zu „Nun kommt der Bürgerentscheid zum Isebek“

  1. Die Leute vom Volksbegehren sind reaktionär und wollen ihre spießige Dorfidylle erhalten. Außerdem sind sie kurzsichtige Umweltsünder. Denn wenn man den fehlenden Raumbedarf nicht innerhalb der Stadt baut, wird man ihn ins Gründe bauen. Hohe Häuser sind klima- und umwelttechnisch viel sinnvoller als die Zersiedlung der Landschaft. Aber manche Leute sehen halt nur, was direkt vor der Tür ist..

  2. Auf diesem Dokument der „Iniative“ kann man sehr genau nachlesen, welcher einzelne ältere Herr als „Hinweisgeber“ dafür verantwortlich ist, daß das freie Paddeln auf dem Isebekkanal zum Spätsommer 2009 für alle Normalbürger ohne Wassergrundstück de fakto gnadenlos abgeschafft wurde…

    Als ob Boote an einem Kanal hässlicher wären als geparkte Fahrräder an einem Zaun oder Autos an der Strasse… Auch Menschen haben Recht auf Erholung, nicht nur exotische Enten…

  3. Soviel zum Thema „unbeeinträchtigt erhalten“.

    Auch die Modernisierung des Fahrradwegs längs des Kaifu-Bades wurde übrigens durch diese „Iniative“ verhindert, es hätten ja ein paar Bäume (die sich durch die Kanalisation gewurzelt haben) gefällt werden müssen.

    Dabei sollen ja auch Radwege ein kleeeeein wenig mit Umweltschutz zu tun haben…

    Schick irrational… ich glaub ja immer noch, daß sind alles ETV/Sparbiersportplatz-Gegner, die einfach noch kein neues Hobby gefunden haben. (Wie wär’s mit Sport ? :+)

    Dooferweise kostet dieses Hobby den Eimsbüttler Steuerzahler jetzt 250.000€. Steht da oben auch nicht.

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