HSH Nordbank: Bürgerschaft nicht informiert

Auch nach der Entscheidung für eine Stützungsaktion der HSH Nordbank vergeht kaum ein Tag, an dem diese nicht neuen Wirbel entfacht. Das Misstrauen gegen Vorstand und Aufsichtsrat ist enorm. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat gegen Verantwortliche der HSH Nordbank ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Behörde prüft im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise den Verdacht der Untreue. LINKE-Sprecher Bischoff sagt zudem, es träfe nicht zu, dass die Aufsichtsräte die Bürgerschaft rechtzeitig oder gar umfassend informiert hätten – im Gegenteil.

Zu den Verantwortlichen gehören auch die Politiker, die seit längerem im Aufsichtsrat die Umwandlung der Landesbank in eine
Kapitalmarktbank mit dem Ziel einer Börsenkapitalisierung vorangetrieben haben, meint Bischoff. Der Verdacht der Untreue in einem besonders schweren Fall begründet nicht nur die Ermittlungen, sondern auch die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses. In kürzeren Abständen berichtet die Presse über Verschleierungs- und Vertuschungsmanöver in der Leitung der Bank.

Aktuell geht es um einen Bericht, der dem Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats am 9. Mai 2008 präsentiert wurde. Über das Engagement der Bank auf dem US-Hypothekenmarkt heißt es dort: „Zukünftige Entwicklung von Bank und Konzern ist mit hohen Unsicherheiten und Risiken behaftet und bleibt abzuwarten. Weitere erhebliche Belastungen sind nicht auszuschließen.“

Der finanzpolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Bürgerschaft, Joachim Bischoff, erklärt dazu: „Dieser Bericht belegt, dass die Politiker Wiegard (CDU) und Freytag (CDU) die parlamentarischen Institutionen im Mai 2008 nicht über die
ernste Lage der Bank unterrichtet haben. Bekanntlich ging es um eine Kapitalaufstockung in Höhe von 2 Mrd. Euro. Es ist nicht zutreffend, dass darauf hingewiesen wurde, dass die HSH Nordbank als internationale Geschäftsbank in einem sich verschlechternden weltwirtschaftlichen Umfeld weitere Risiken zu verkraften haben würde. Im Gegenteil: Kritischen Einwänden und Nachfragen gegenüber wurde versichert, der Kapitaleinschuss werde nicht als Verlustdeckung benötigt, sondern solle nur den verschobenen Börsengang ausgleichen.“

Bischoff weiter: „Der Aufsichtsratsvorsitzende Peiner behauptet: ‚Die im Frühsommer 2008 zusätzlich eingeleiteten geschäftspolitischen Maßnahmen wurden im September 2008 als neue Strategie ‚Wetterfest‘ öffentlich vorgestellt.‘ In den Informationsrunden mit den Fraktionen der Hamburgischen Bürgerschaft und in den Ausschussberatungen war von dieser Strategie und ihren Risiken aber keine Rede.“

Die führenden Politiker der CDU in der Bank weigerten sich bis heute, so Bischoff weiter, ihre Mitverantwortung für das miserable Krisenmanagement einzuräumen. Das Agieren der Aufsichtsratsmitglieder Freytag, Peiner und Wiegard unterstreiche, dass eine genaue Aufhellung der Verantwortlichkeiten, Handlungen und Informationen unverzichtbar sei: „Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft und die Arbeit der parlamentarischen Untersuchungsausschüsse können möglicherweise Licht in das Dunkel der Leitungsetage bringen. Abgesehen von der Aufarbeitung der Fehlentwicklungen in den letzten Jahren ist es völlig unverantwortlich, diese Politiker weiterhin mit Führungsaufgaben zu betrauen.“

Ein Gedanke zu „HSH Nordbank: Bürgerschaft nicht informiert“

  1. Führende Politiker mal hin oder her, die Abstimmung über die „Rettung“ der HSH ist von 107 Abgeordneten der Bürgerschaft getroffen worden! Jeder hat einzeln das Patschehändchen für die Steuergeldverschwendung gehoben, ein Großteil nicht ohne Eigennutz, da die HSH in Politik und Wirtschaft nicht nur gut vernetzt, sondern verwoben ist! Paradebeispiele wie Freytag, Peiner und von Beust leuchten, jedoch sollte man das „Drumherum“ nicht aus den Augen verlieren!

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