SPD kritisiert, GAL lobt Deutsch-Lehrpläne

Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ties Rabe hat seine Kritik an den neuen Lehrplänen für das Fach Deutsch erneuert. Rabe, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: „Der neue Lehrplan für Deutsch am Gymnasium ist niveaulos und steht unter dem Motto: Jeder macht was er will.“
Die Kritik am neuen „Rahmenplan Deutsch“ greift nicht, meint hingegen GAL-Bildungssprecher Michael Gwosdz.

Mit einer kleinen Anfrage will SPD-Bildungsexperte Rabe jetzt erfahren, warum der erst vor vier Jahren mit großer öffentlicher Beteiligung verabschiedete alte Lehrplan wieder abgeschafft wurde.

Im 2004 entwickelten Lehrplan war erstmals einen Kanon lesenswerter Literatur für den Deutschunterricht zusammengestellt worden. Aus diesem Kanon konnten sich Lehrer und Schüler bestimmte Werke für den Unterricht aussuchen. Der neue Lehrplan nennt dagegen kein einziges literarisches Werk mehr, sondern verzichtet völlig auf Rahmenvorgaben. Stattdessen formuliert der Lehrplan lediglich wenige Kompetenzen, die die Schüler im Deutschunterricht erlangen sollen.

„Es ist nicht gleichgültig, was im Deutschunterricht gelesen wird. Gute Literatur fördert die Entwicklung der eigenen Identität und vermittelt zugleich Kultur und Werte, die unsere Gesellschaft prägen“, sagte Rabe. „Angesichts der Regulierungswut der Behörde in der Schulpolitik mutet es seltsam an, dass man sich um das wichtigste im Schulleben – guten Unterricht – immer weniger kümmert.“

Im Jahr 2004 seien über Monate hinweg unter großer öffentlicher Beteiligung genaue Vorgaben für den Literaturunterricht entwickelt worden. Nun würden sie wieder abgeschafft. „Dieser abenteuerliche Zick-Zack-Kurs ist typisch für die Schulpolitik der letzten Jahre: Die Schulbehörde weiß nicht, was sie will“, sagte Rabe.

Er widersprach gleichzeitig der Argumentation der GAL, es sei besser, wenn die Lehrer allein über die Literatur des Unterrichts entscheiden: „Wer zentrale Prüfungen fordert, kann nicht gleichzeitig behaupten, der Unterricht sei gleichgültig. Wer so argumentiert, müsste eigentlich alle Lehrpläne abschaffen. Nach meinem Verständnis braucht guter Unterricht aber einen von der Gesellschaft formulierten Orientierungsrahmen, innerhalb dessen Schüler und Lehrer gemeinsam über ihr konkretes Lernen entscheiden können. Literatur ist nicht beliebig.“

Mit einer kleinen Anfrage (siehe Anlage) will der Abgeordnete jetzt die Hintergründe der abrupten Lehrplanänderung erfahren. Unter anderem fragt Rabe, wer für die Veränderungen zuständig ist, wer sie angeordnet und wer sie entwickelt hat. Vor allem aber will Rabe wissen, warum entgegen allen früheren Beteuerungen der Schulbehörde im neuen Lehrplan kein Literaturkanon mehr aufgeführt wird.

„Die deutsche Literatur bleibt ein elementarer Bestandteil des Deutschunterrichts an der gymnasialen Oberstufe. Der Verzicht auf einen verbindlichen Kanon reduziert den Unterricht nicht darauf, die Bedienungsanleitung einer Kaffeemaschine zu lesen. Hamburgs Deutschlehrerinnen und –lehrer wissen auch ohne verbindliche Vorgabe der Bildungsbehörde, was gute Literatur ist“, betont hingegen Michael Gwosdz, bildungspolitischer Sprecher der GAL-Bürgerschafsfraktion. Er weist damit die Kritik von Ties Rabe, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, am neuen „Rahmenplan Deutsch“ für die gymnasiale Oberstufe zurück.

Der neue Rahmenplan Deutsch verzichtet auf verbindliche Vorgaben, gibt aber klar vor, dass sich die Schülerinnen und Schüler „in exemplarischer Art und Weise mit literarischen Texten der Gegenwart und der literarischen Tradition, die unter übergeordneten Gesichtspunkten ausgewählt werden“, befassen müssen. „Wer Germanistik studiert hat, ist zu einem eigenen Urteil fähig, mit welchem Werk bestimmte Autoren und Epochen anschaulich vermittelt werden können. Wenn ein Ziel des Unterrichts ist, die Schülerinnen und Schülern zu eigenständigem Denken und Urteilen zu befähigen, warum sollte man dann davon ausgehen, dass Lehrerinnen und Lehrer diese Fähigkeit nicht haben“, wundert sich Gwosdz.

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