Schulinspektion: Eltern wollen mehr Transparenz

Die Elternkammer nimmt den vom Senat angekündigten Bericht zur Schulinspektion zum Anlass, ihrerseits dieses wichtige Instrument der „Selbstverantworteten Schule“ in Hamburg zu bewerten: Grundsätzlich positiv, aber die Berichte werden zu wenig transparent gemacht und in der Folge oft auch nicht beachtet.

Seit 2007 haben sich rund ein Drittel der hiesigen Schulen dem Evaluationsverfahren unterzogen, es besteht somit ausreichend Erfahrung, um kritisch Bilanz zu ziehen.

Grundsätzlich stellt die Elternkammer fest, dass die Schulinspektion auf eine hohe Akzeptanz bei Eltern stößt, weil hier auch außerhalb der üblichen Beteiligungsverfahren Einfluss auf die Entwicklung der eigenen Schule genommen werden kann. Die Elternschaft einer Schule insgesamt (per Fragebogen) und zusätzlich einzelne gewählte Vertreter (im Gespräch) haben die Möglichkeit ihren Blick auf das schulische Leben darzustellen und dieses zu bewerten. Insbesondere die elterliche Beteiligung an den Fragebogen-Aktionen aber lässt an vielen Schulen und trotz erheblichem Aufwand zu Wünschen übrig. Dies liegt auch an den Fragebögen selbst, die trotz mehrfacher Reklamation der Elternkammer nicht derart überarbeitet wurden, dass die spezifische Sicht der Eltern berücksichtigt würde. Die Verfügbarkeit der Fragebögen nur in deutscher Sprache und die Online-Bearbeitung stellen zusätzliche Hürden dar.

Schwerwiegender noch ist die oftmals mangelnde Nachhaltigkeit der Schulinspektions-Berichte, da festgestellte Mängel entweder ignoriert oder aber eine Umsetzung der Vorschläge „auf die lange Bank“ geschoben werden. „Mancher Inspektionsbericht landet in der Schublade und hatte für die Weiterentwicklung von Schule keine Bedeutung“, bilanziert Hans-Peter Vogeler bitter. Auch kritisiert der Kammer-Vorsitzende, dass der ausführliche Bericht schulintern oft nicht ausgegeben wird, „wohl aus Angst, die Inhalte könnten an die Öffentlichkeit geraten und das Image der Schule beschädigen“.

Dabei wird verkannt, dass die Berichte hervorragende Ansatzpunkte für die gemeinsame Weiterentwicklung der jeweiligen Schule bieten. Voraussetzung dafür ist, dass die schulinternen Gremien den Bericht vollumfänglich und dauerhaft zur Verfügung erhalten.

Obwohl die Möglichkeit dazu besteht, haben bislang nur vereinzelt Schulen den Weg gewählt ihre (auch guten) Berichte im Internet oder (geschützt) im Intranet zu veröffentlichen. „Gerade weil diese Berichte mit ihren rund 40 Seiten nicht für ein Schulranking taugen, sondern vielmehr eine differenzierte Aufarbeitung sind, wäre mehr Transparenz möglich und nötig“, fordert Vogeler.

Die Elternkammer setzt sich schon lange dafür ein, dass Eltern in den Inspektoren-Teams vertreten sind. „Nur so ist gewährleistet, dass der spezifische Blick von Eltern auf das System Schule in die Gesamtbetrachtung mit einem hohem Stellenwert einfliesst“, führt Vogeler aus. „Sonst wird eine große Chance vertan“. Dass es auch anders funktionieren kann, zeigen die Hamburger KITAS. Bei einigen Dachverbänden werden Eltern dort seit geraumer Zeit an der Qualitätsentwicklung beteiligt.

Die Elternkammer Hamburg (EK) berät laut Hamburgischem Schulgesetz die Bildungsbehörde in allen Entscheidungen von grundsätzlicher Bedeutung und kann der Behörde Vorschläge zu allen Fragen des Schulwesens machen. Sie vertritt die Interessen der Eltern von rd. 180.000 Hamburger Schülerinnen und Schülern.

Die SPD nimmt ebenfalls zu diesem Thema Stellung – hier der Originalton ohne Kommentierung:

Schulen weiter entwickeln, Unterricht verbessern
Rabe benennt Konsequenzen aus Bericht der Schulinspektion

Der SPD-Schulexperte Ties Rabe kommentiert den heute vorgestellten Zwischenbericht der Schulinspektion:

„Die Schulinspektion bestätigt, was viele Schulpolitiker nicht wahrhaben wollen: Die größten Chancen für bessere Bildung eröffnen sich, wenn man die Schulen von innen weiter entwickelt und den Unterricht verbessert. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Schulformen haben demgegenüber nur zweitrangige Bedeutung.

Wir müssen dringend den Unterricht an den Hamburger Schulen verbessern, und wir dürfen die Folgen der Schulstruktur-Veränderungen nicht überschätzen.“

Die Schulinspektion hatte festgestellt, dass die größten Qualitätsunterschiede zum Teil an einer einzigen Schule vorkommen, während die Qualitätsunterschiede zwischen den verschiedenen Schulformen offensichtlich kaum eine große Rolle spielen.

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