Bahrenfeld: Eltern besetzen Haus für Kinder

Seit gestern besetzen Eltern von Kindern mit Behinderungen ein leer stehendes Gebäude am Holstenkamp 119 in Bahrenfeld. Sie wollen für ihre Kinder ein bundesweit einmaliges Wohn- und Selbsthilfeprojekt an diesem Standort realisieren und haben sich im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens bei der Finanzbehörde um das seit sieben Jahren leer stehende Gelände, das zum Pflegezentrum Bahrenfeld gehört und aufgegeben wurde, bemüht. Seit gut zwei Jahren bemühen sich diese Eltern, die sich in der Initiative Nicos Farm e.V. zusammengeschlossen haben, um ein Gespräch mit dem Hamburger Senat, um ihre Idee und ihr Konzept vor zu stellen – bisher ohne Erfolg. Auf Schreiben wird nicht geantwortet, das Prinzip heißt vertrösten und totschweigen.

Die Vorsitzende der SPD Altona, Melanie Schlotzhauer (38), hat sich heute ein Bild von der Situation vor Ort gemacht. Sie fasst die Ergebnisse des Gesprächs mit den betroffenen Eltern und mit dem Vorsitzenden des Vereins, Arnold Schnittger, zusammen: „Ich bin empört, dass Herr von Beust und sein Senat nicht eine Minute für die Eltern behinderter Kinder übrig haben und diese einzig die Besetzung als Mittel sehen, Öffentlichkeit zu erzeugen. Nicos Farm hat ein generationenübergreifendes Wohnkonzept für Eltern von Kindern mit schwersten Behinderungen entwickelt. Es setzt auf Selbsthilfe und soll Eltern eine Entlastung bei der Pflege ihrer besonderen Kinder geben. Dieses Konzept könnte als Pilotprojekt bundesweite Beachtung finden. Die CDU und Herr von Beust ignorieren leider die Pläne dieser schwer belasteten Eltern vollkommen.“

Das Projekt wurde bereits im Sozialausschuss der Bezirksversammlung Altona, dessen Vorsitzende Melanie Schlotzhauer ist, vorgestellt. Eine besondere Herausforderung für den Verein Nicos Farm ist es, Partner zur Finanzierung des Konzeptes zu gewinnen, so lange keine konkrete Immobilie gefunden worden ist. „Hier beißt sich die Katze in den Schwanz“, so Schlotzhauer weiter, „denn eine Immobilie erhält nur, wer ein Finanzierungskonzept vorlegt. Stiftungen und Banken zeigen reges Interesse am Konzept, aber nur beim Vorliegen einer Immobilie. Hier müssen Bürgermeister und Sozialsenator wenigstens Gespräche führen. Die Eltern brauchen vor allem politische Unterstützung und Beratung bei Standortfragen.“

Schlotzhauer weiter: „Bezeichnenderweise hat der Fraktionsvorsitzende der CDU in der Bezirksversammlung das Gelände des Schießplatzes direkt am Volkspark vorgeschlagen. Das Gelände ist, wie jeder weiß, durch Munition verseucht. Die Finanzierung der Säuberung ist für Eltern behinderter Kinder ein nicht zu kalkulierendes finanzielles Risiko. Ich finde, hier sind die Grenzen des guten Geschmacks wirklich überschritten.“

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