„Stolperstein“ für Wilhelm Clasen

Morgen verlegen die SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Dorothee Stapelfeldt und Martin Schäfer gemeinsam mit der Initiative „Stolpersteine Hamburg“ in der Bundesstraße 95 einen Stolperstein für das ehemalige SPD-Mitglied Wilhelm Clasen.

„Im Gegensatz zu großen und zentralen Erinnerungsorten ermöglichen die Stolpersteine vor den ehemaligen Wohnhäusern verfolgter und ermordeter Menschen ein persönlicheres und vielleicht lebendigeres Gedenken an den einzelnen Menschen“, sagte Stapelfeldt. Schäfer ist der Ansicht, dass „die Stolpersteine deutlich zeigen, wie die Schrecken des nationalsozialistischen Unrechtsregimes zum Alltag der Menschen gehörten.“

Seit 1995 erinnert der Kölner Künstler Günther Demnig mit seinem Projekt „Stolpersteine“ durch kleine Gedenksteine im Trottoir an die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft vor ihren damaligen Wohnhäusern. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist,“ sagte der Künstler. Seinem Erinnerungsprojekt haben sich seitdem zahlreiche Initiativen in verschiedenen Städten und Ländern angeschlossen, so auch in Hamburg. Mittlerweile befinden sich in über 500 deutschen Städten solche kleinen Gedenksteine, über 3.000 alleine in Hamburg.

Wilhelm Clasen, der Sohn eines Weichenwärters, wurde 1883 in Wismar geboren und lernte den Beruf des Elektrikers. 1918 trat er der SPD bei, der er bis zu ihrem Verbot 1933 angehörte. Aufgrund seiner politischen Einstellung setzten die Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme seine Kündigung als Vorarbeiter in seiner Dienststelle in der Oberaltenallee durch, weshalb er in der Folgezeit zunächst als Bauarbeiter und ab 1942 als Lagerarbeiter tätig war.

Seine erste Frau Minna Sass, mit der er zwei Söhne hatte, heiratete Wilhelm Clasen 1907. Sechs Jahre nach ihrem Tod heiratete er 1936 die Witwe Clara Dollwetzel, die viele Jahre in der Internationalen Arbeiterhilfe und der Roten Hilfe aktiv war und deren Familie der KPD angehörte. Wilhelm und Clara Clasen wie auch die Tochter Barbara Dollwetzel hatten Kontakt zu der kommunistischen Widerstandsgruppe um Max Kristeller, die 1943 von einem Spitzel verraten wurde. Am 16. Juni 1943 wurden die drei verhaftet, die Anklage lautete „Vorbereitung zum Hochverrat, Abhören von Feindsendern und Aufhetzung gegen den Nationalsozialismus“. Wilhelm Clasen kam ins KZ Neuengamme, wo er bis Ende April 1945 bleiben musste. Anschließend wurde Wilhelm Clasen wie tausende weiterer KZ-Gefangener auf den in der Lübecker Bucht liegenden ehemaligen Luxusdampfer „Cap Arcona“ gebracht, bei dessen Versenkung durch die Alliierten am 3. Mai 1945 er ums Leben kam. Seine Frau und seine Stieftochter wurden im KZ Ravensbrück von den Alliierten befreit.

Mit dem Stolperstein vor seinem ehemaligen Wohnhaus in der Bundesstraße 95 soll an Wilhelm Clasen erinnert werden – an einen Hamburger Bürger, der sich trotz Gefahren für sein eigenes Leben gegen die Nationalsozialisten stellte.

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