S4-Planungen werden konkret

Die S4-Planungen werden endlich konkret – aber fast heimlich. Eher versteckt hatte die S-Bahn Hamburg GmbH in ihrem Pavillon auf der Eventmeile am Autofreien Sonntag mehrere Infotafeln über den geplanten Ausbau der Bahnstrecke zwischen Hauptbahnhof und Bad Oldesloe ausgehängt. Absolut neu gegenüber den bisherigen Überlegungen ist: Für die S4 entstehen zwei separate Gleise durchgehend bis Ahrensburg-Gartenholz. Im Anschluss wird ein zusätzliches Gleis bis Bargteheide verlegt.

„Auch wenn die Präsentation eher lieblos herüberkam, wir begrüßen die erweiterten Pläne“, sagen Ole Thorben Buschhüter und Jörg Sievers von der S4-Initiative. Denn bisher sollte es nur zweigleisig bis Rahlstedt gehen und dann eingleisig weiter bis Ahrensburg. Von Gartenholz bis Bargteheide war bisher kein Ausbau vorgesehen. Diese Light-Version hätte ein beträchtliches Verspätungsrisiko gehabt.

„Angesichts vieler zusätzlicher Fernzüge nach Bau der Fehmarnbelt-Brücke macht die Bahn jetzt wohl wirklich Nägel mit Köpfen“, sagt Buschhüter. Nach seiner Einschätzung versprechen die erweiterten Pläne eine deutlich höhere Pünktlichkeit im Nahverkehr und deutlich mehr Fahrgäste. „Da die S-Bahn fast durchgehend auf eigener Trasse fährt, wird
sie künftig nicht mehr vom wachsenden Güter- und Fernverkehr behindert und sogar ausgebremst. Das macht sie attraktiv zum Umsteigen“, unterstreicht Sievers.

Nur auf dem Abschnitt Bargteheide-Bad Oldesloe nutzt die S4 einmal pro Stunde die Fernbahngleise. Für Hauptbahnhof-Gartenholz gilt tagsüber der 20-Minuten-Takt, morgens und abends verstärkt auf alle 10 Minuten. Bargteheide wird stündlich bedient, in der HVZ alle 20 Minuten. Vorläufiger Endpunkt der S4 im Westen wird der geplante neue Fernbahnhof „Altona Nord“ (heute Diebsteich). Buschhüter: „So erreichen S4-Fahrgäste ohne Umsteigen die Hamburger Innenstadt.“ Die Regional-Expresszüge fahren weiter
unverändert im Halbstundentakt zwischen Hamburg und Lübeck, mit Stopps in
Bad Oldesloe und Ahrensburg.

Das Projekt S4 hatte in der letzten Woche wieder Auftrieb bekommen, nachdem ein Gutachten zum Eisenbahnknoten Hamburg bekannt geworden war, in dem es heißt: „Nachhaltige Verbesserungen der Leistungsfähigkeit des Hamburger Hauptbahnhofs können nur durch den Ersatz von Nahverkehrsleistungen durch S-Bahn-Leistungen auf systemeigenen Gleisen erzielt werden.“

Soll heißen: Nur der Bau der S-Bahn-Linie 4 nach Ahrensburg würde das Kapazitätsproblem des Hauptbahnhofs wirklich lösen. Im Fernbahnteil des Hauptbahnhofs würden dann täglich bis zu 104 Züge wegfallen, die frei werdende Kapazität könnte für andere Verbindungen genutzt werden, die bislang in Harburg oder Altona enden müssen. Züge von und nach Rahlstedt und Ahrensburg würden stattdessen auf den benachbarten Gleisen der S-Bahn fahren, deren Kapazität noch nicht ausgeschöpft ist.

Die S4-Initiative fordert seit rund zehn Jahren den Bau der S4: Die S 4 könnte sehr viel häufiger fahren als heute die Regionalbahn R 10, auf eigenen Gleisen wäre sie außerdem weitestgehend unabhängig von Verspätungen im Fern- und Güterverkehr. Zudem würde sie nicht wie bisher die R 10 am Hauptbahnhof enden, sondern über den City-Tunnel oder die Verbindungsbahn wenigstens bis nach Altona weiterführen. Die Reisezeit soll sich nicht
verlängern, obwohl entlang der Strecke zwischen Rahlstedt und Hasselbrook vier weitere Bahnhöfe zusätzliche Fahrgastpotenziale erschließen sollen.

Buschhüter: „Die S4 ist offensichtlich auf dem richtigen Weg. Die Deutsche Bahn scheint bereit. Jetzt müssen der Hamburger Senat und die Kieler Landesregierung das Projekt entschlossen vorantreiben.“

2 Gedanken zu „S4-Planungen werden konkret“

  1. Wer will die S4 wirklich? Die S4 ist eigentlch nur eine Ausweichreaktion für den erhöhten Güterzugverkehr. Anstatt eine Güterbahnstrecke zwischen Lübeck und Hamburg zu bauen, die nicht durch die dazwischenliegenden Städte geht, die nichts vom Güterverkehr haben, wird hier suggeriert, die S4 wäre notwendig, weil wir ein Personennahverkehrproblem haben. Augenwischerei. Die Bahnstrecke durch Ahrensburg teilt schon jetzt die Stadt in zwei Teile. Eine 4-gleisige Streckenführung würde hier eine deutlichere Teilung weiterführen und das Stadtbild massiv beeinträchtigen. Die Anwohner zwischen Bahnstrecke und B75 haben schon heute eine Lärmbelastung über der in der EU zulässigen Größenordnung. Eine weitere Erhöhung des Banverkehrs würde hier die Lärmbelastung weiter unzulässig erhöhen. Durch die eingeführten doppelstöckigen Personenverkehrszüge ist die Strecke zwischen Ahrensburg und Hamburg inzwischen gut bestückt. Es gibt kaum noch überfüllte Züge. Der Umstieg auf eine neue S4 würde hier keine Verbesserung bringen. Die neue S4 soll neue Haltstellen innerhalb von Hamburg bekommen. Damit würde die Fahrtzeit von Ahrensburg nach Hamburg deutlich erhöht. Da bringt die S4 einen Nachteil. Ahrensburg hat eine U-Bahn Anbindung. Ein Ausbau der U-Bahn und eine Takterhöhung würde für die Ahrensburger Fahrgäste deutlich mehr Vorteile bringen als eine neue langsame S4. Das Land Schleswig Holstein kürzt Geldmittel im Bildungsbereich (siehe Uni Lübeck, Innovationsstiftung, etc.), um gleichzeitig in ein Projekt für den Güterverkehr zu investieren? Wer entschädigt zu guter letzt die Anwohner angemessen, dass heißt diejenigen, deren Grundstücke enteignet werden für das „Gemeinwohl“, wo offenbar durch die S4 mit Güterverkehr mehr Geld verdient werden soll? Und zu guter letzt sind da noch die wenigen People von der S4 Initiative, die seit Jahren Wind um die S4 machen, als hätten sie alle Anwohner an den Gleisen hinter sich. Liebe S4 Initiative, ich stehe nicht hinter euch und ich bin nicht allein.

  2. Ein Ausbau der Bahnstrecke Lüneburg-Lübeck als weiträumige Güterumgehungsbahn für Hamburg wäre sicher mit hohen Kostenaufwand möglich. Da jedoch viele Güterzüge, die heute auf der KBS 104 (Hamburg-Lübeck) fahren, in Maschen oder anderen Hamburger Rangierbahnhöfen starten oder zusammengestellt werden, ist eine solche Streckenführung nicht sinnvoll.
    Züge dorther werden weiter über die Hafenbahn auf die KBS 104 und damit durch das Hamburger Stadtgebiet und die Vororte des Umlandes fahren.
    Meiner Meinung nach ist sehr wichtig, dass möglichst viel Güterverkehr über die Schiene und nicht mit LKW über die Straße rollt.
    Somit ist ein Ausbau der KBS 104 auf Grund des vermehrten Güteraufkommens (auch durch die Fehmarnbeltquerung) nötig und die beste Möglichkeit eines Ausbaus ist die Ausgliederung der Regionalbahnen zu einer S-Bahn.
    Vier- oder noch mehrgleisige Bahnhauptstrecken durch das Stadtgebiet Hamburgs und des Umlandes sind außerdem keine Neuheit. Eine mit Ahrensburg vergleichbare Situation gibt es jetzt schon in Reinbek. Dort gibt es Lärmschutzwände, die halten zwar große Teile des Lärm ab. Diese bringen aber eine gewisse optische Teilung der Stadt mit sich. Ich denke, dass es durch genügend Bahnunter- und überführungen aber bei einer optischen Trennung bleiben kann und nicht zu einer Teilung des Straßenverkehrs führen wird. Die Innenstadt, das wichtigste fürs Stadtbild, ist in Ahrensburg noch nicht einmal betroffen.
    Außerdem ist die S 4 weniger für Ahrensburg als für Rahlstedt, Tonndorf, Wandsbek, Bargteheide und Kupfermühle wichtig. Ahrensburg ist schon jetzt, obwohl es weniger Einwohner als Rahlstedt hat, wesentlich besser angeschlossen. Das kommt sowohl durch die U-Bahn als auch durch die Regionalexpresszüge, die in Ahrensburg halten. Ich als Rahlstedter habe meistens nur jede halbe Stunde einen Zug in die Stadt.
    Die Fahrzeiten der S-Bahn würden sich sicher nicht groß erhöhen, nur weil es mehr Stationen gibt. Schließlich besitzen S-Bahntriebwagen bessere Beschleunigungswerte als Lokbespannte Regionalzüge, außerdem sind die Haltezeiten bei S-Bahntriebwagen nicht zuletzt durch den schnelleren Fahrgastwechsel auf Grund von mehr Türen kürzer.
    Man bedenkte hier auch, dass, wenn die S4 fertig ist (2018), moderne klimatisierte S-Bahnen des Typs 474plus und 490 eingesetzt werden sollen. Einschränkungen im Fahrgastkomfort im Vegleich zu den Doppelstockwagen, die immer noch das Manko ihrer Enge haben, werden sich nicht ergeben.

    Für mich ist eine S4 auf Grund der oben genannten Gründe (Gütervekehrszuwachs, Fehmarnbeltquerung, Anbindung Rahlstedts als bevölkerungsreichster Stadtteil Hamburgs) absolut notwendig. Wenn die Ahrensburger dagegen sind, weil Ahrensburg bereits gut an Hamburg angebunden ist, dann müssen sie auch an die Anbindung von Bargteheide und Bad Oldesloe denken. Denn mit den Nachteilen kann man leben, solange nicht an Lärmschutz und Bahnunter- und überführungen gespart wird.

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