Schule: Licht wird besser, Luft bleibt schlecht

Schöner Erfolg für das Philips-Marketing: Hamburger Grundschüler sollen mit speziellem Licht in Zukunft besser lernen können. Der Senat will in den Jahren 2009 und 2010 knapp die Hälfte aller staatlichen Grundschulklassen („bis zu 1.000“) in der Hansestadt mit sogenanntem dynamischem Licht ausstatten. Das kündigte CDU-Fraktionsvorsitzender Schira heute an.

Nichts gegen „dynamisches Licht“: Dieses Licht, das sich den Tages- und Jahreszeiten anpasst und bei dem gezielt durch Veränderung der Lichtfarbe die Stimmung und das Verhalten beeinflusst wird, ist seit etwa sechs Jahren im Einsatz – in Wecheloy bei Oldenburg sogar in einer Schule.

Und ein von Philips selbst finanzierter Versuch mit 166 Schülern und 18 Lehrern an drei Hamburger Schulen hat laut Versuchsleiter Prof. Michael Schulte-Markwort vom UKE «einen deutlich positiven Effekt auf das Lernverhalten von Schülern» gezeigt. Das in seiner Deutlichkeit überraschende Ergebnis, so der Professor: Sowohl Aufmerksamkeit und Konzentration, als auch die (nicht erwünschte Hyper-) Aktivität von Schülern lassen sich durch den gezielten Einsatz des richtigen Lichts positiv und signifikant beeinflussen.

Nun gut: Wenn Hennen bei bestimmtem Licht mehr Eier legen, geeignete Musik in der Schweinemast eingesetzt wird und, wie wir norddeutschen Menschen bei Jan Fedders Heimatgeschichten einst lernen konnten, ein echter Nolde im Kuhstall die Milchproduktion steigert, dann wird sich ein der Natur möglichst angepasstes Kunstlicht auch auf das Wohlbefinden von Schulindern auswirken. Wobei die Frage erlaubt sei, was dabei wohl aus den vielen „Energiesparlampen“ wird (die mit dem extrem eingeschränkten Farbspektrum), die Philips vorher an Hamburgs Schulen verkauft hat….

Was ärgerlich ist: Es gibt andere, viel gravierendere weil auf Dauer gesundheitsgefährdende Mängel an Hamburgs Schulen, die seit Jahren bekannt sind und nach denen kein Hahn kräht.

Es geht dabei um die Luftqualität in den Klassenräumen. Stichproben-Messungen in verschiedenen Grundschulklassen ergeben, dass der Kohlendioxid-Gehalt der Luft doppelt so hoch ist wie erlaubt. Käme eine solche Luft aus der Klimaanlage eines Büros, müsste das Amt für Arbeitsschutz den Betrieb sofort schließen. Und Hamburg bewahrt seine Kinder in dieser Atmosphäre auf!

Weil dies schwere Vorwürfe sind, will ich sie begründen.

Erstens: Seit langem bekannt ist die Situation an Schulen, weil andere Städte zu diesem Thema umfangreiche Untersuchungen gemacht haben (Frankfurt, Bremen, …). Ende vergangenen Jahres hat das Umweltbundesamt selbst im Bundesgesundheitsblatt auf 14 Seiten alle bekannten Fakten zusammengetragen. Das sollte wissen, wer Schulen betreibt.

Zweitens: Wieviel Kohlendioxid der Gesundheit zuträglich ist und ab wann die Gefährdung beginnt, ist im Grunde seit den Forschungen des großen Hygienikers Pettenkofer vor über 100 Jahren bekannt. Seinen Richtwert (1.000 ppm) hat man mittlerweile auf 1.500 ppm heraufgesetzt, weil 1.000 ppm bei einer heutigen atmosphärischen Grundbelastung von 500 bis 600 ppm in Innenräumen nur noch schwer zu erreichen sind – aber tatsächlich habe ich selbst in Hamburger Grundschulklassen 2.700, 2.800 und einmal sogar über 3.000 ppm gemessen. Wie groß der lettgenannte Wert wirklich war, kann ich nicht sagen – bei 3.000 ppm steigt mein Messgerät aus.

Drittens: Kohlendioxid schwächt die Konzentrationsfähigkeit, erhöht die Pulsfrequenz und die „Zappeligkeit“, vermindert das Merkvermögen, verursacht Kopfschmerzen und Müdigkeit. Könnte es sein, dass Sie – soweit Sie lehrerin oder Lehrer sind – so etwas gegen Ende der Unterrichtsstunden auch schon bemerkt haben?

Viertens: Kohlendioxid gilt als Indikator für Verunreinigungen in der Luft insgesamt. Oder anders: „Schlechte Luft“ enthält zum Beispiel auch stark vermehrt Keime, die zu hohem Krankenstand führen.

Fünftens: Kohlendioxid ist schwerer als Luft, konzentriert sich daher vor allem im unteren Bereich der Klassenräume – und damit in Höhe der Kinderköpfe.

Sechstens: Klassenräume sind meistens so angelegt, dass eine Querlüftung nicht möglich ist. An der Fensterseite lassen sich vielfach – wegen der Unfallgefahr – nur Kippfenster im oberen Bereich öffnen. Dann wird es in der Klasse zwar kalt, aber die Luft wird nicht ausgetauscht. Selbst bei ständig geöffneten Kippfenstern (was energetisch betrachtet ein schlimmer Frevel ist) lassen sich jedenfalls nach meinen Messungen auf Dauer keine zuträglichen Luftverhältnisse darstellen.

Abhilfe gibt es – mit intelligenten Lüftungsanlagen, die für gute, saubere Luft sorgen und zudem noch Energie sparen. Bevor dieser Beitrag den Rahmen des Blogs endgültig sprengt: Schicken Sie uns bei Interesse eine Email. Wir versorgen Sie gern mit Material.

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