Pflegenotstand: LINKE fordert sofortige Kehrtwende

Mehrere hundert qualifizierte Pflgekräfte fehlen in Hamburg schon jetzt. Da die Stadt Krankenhäuser und Alten-/Pflegeheime verkauft hat, kann sie selbst keine ausbilden. Die LINKE fordert andere Hilfsmaßnahmen – und zwar schnell.

Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind miserabel: schlechte Löhne, lange und unregelmäßige Arbeitszeiten führen dazu, dass viele Pfleger/innen den Beruf wechseln. Zudem wird nicht genug Pflegenachwuchs ausgebildet. Das wird vielen Pflegebedürftigen bereits jetzt zum Verhängnis. Bis Ende 2010 wird sich der Pflegenotstand aufgrund steigender Patientenzahlen noch weiter verschärfen.

Die Situation in der ambulanten Pflege ist heikel. Die Konkurrenz der Pflegedienste untereinander führt immer häufiger zu Dumpinglöhnen. Gleichzeitig kommt es wegen Fachkräftemangels zu ersten Betriebsschließungen. In der stationären Pflege zeigen sich große Unterschiede: hier schwankt die Fachkraftquote zwischen 48,26 % und 88,23 %. Vorgeschrieben sind mindestens 50 %. Diese Umstände lassen auf eine mangelhafte Pflegequalität schließen.

In der ambulanten Pflege werden die Leistungen durch das Pflegeversicherungsgesetz nach Leistungskomplexen pauschalisiert. Die Bedürfnisse der alten Menschen, die nicht dem Gesetz entsprechen, werden aus wirtschaftlichen Gründen oft außer Acht gelassen. Das Gefühl, für viele Patienten nicht das Mögliche und Nötige tun zu können, kommt zu der Unzufriedenheit mit den niedrigen Löhnen, wachsenden Belastungen aufgrund des Personalmangels sowie mangelnder Aufstiegsmöglichkei¬ten hinzu.

Und die Zahl der Pflegebedürftigen in Hamburg steigt. Um dem raschen Anstieg gerecht zu werden, werden weitere Pflegefachkräfte benötigt. Zurzeit arbeiten 4300 im stationären und 4700 im ambulanten Bereich. Die Hamburgische Pflegegesellschaft stellt fest, dass bis zum Ende des Jahres 2010 450 zusätzliche Pflegefachkräfte benötigt werden. Der Personalbedarf ist schon länger nicht ausreichend bedeckt: Im Jahr 2003 hatte ein Verfahren zur Ermitt¬lung des Personalbedarfs ergeben, dass eine Aufstockung des Personals um 10% – 15% notwendig ist, die danach lediglich zu einem Bruchteil durchgeführt wurde.

Die Stadt selbst kann kurzfristig kaum Abhilfe leisten, weil sie sich mit der Privatisierung des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) inklusive des dazugehörigen Bildungszentrums für Gesundheitsberufe (BZG) einem Großteil möglicher Eigeninitiative beraubt hat. Die meisten privaten Altenpflegeschulen verlangen Schulgeld.
Es fehlt an qualifizierten Auszubildenden, die durchschnittliche Verweildauer im Beruf liegt bei nur fünf Jahren. Die Attraktivität des Altenpflegerberufs muss deutlich gesteigert werden.

Die LINKE fordert deshalb:

* Änderung des Pflegeversicherungsgesetzes hin zu einer ganzheitlichen Pflege, die jeweils dem individuellen Bedarf der Pflegebedürftigen entspricht

* Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege

* Erhöhung der Vergütung in der Altenpflege und allen anderen sozialpflegerischen Berufen

* Tarifbindung für alle Pflegedienste

* Rekommunalisierung der Altenheime, Krankenhäuser und des BZG

Die LINKE begrüßt die Aufnahme der Alten- und Krankenpflege in das Arbeitnehmerentsendegesetz als ersten Schritt in die richtige Richtung.

2 Gedanken zu „Pflegenotstand: LINKE fordert sofortige Kehrtwende“

  1. Ich bin gerade auf der suche nach einer Arbeit(ex. Altenpflegerin)
    Aber man kann es garnicht glauben, auch wenn man es immer wieder von seinem poteziellen Arbeitgeber zu hören bekommt:
    40 – Stunden/Woche!
    Selten über 24 Tage Urlaub!
    oder 3/4 – Stelle,
    Bereitschaft zu Überstunden!
    Sehr hohe Dienstleistungsbereitschaft!
    Und noch nicht einmal 12,00€ Stundenlohn!
    Mit der Aussicht das keine Zeit ist dennoch alle Arbeiten und „Nebentätigkeiten“ erfüllen zu können – wo bleibt da der Mensch ?
    Wer jetzt noch pflegt arbeitet sich kaputt! Das sollte man nicht vergessen zu bedenken!!
    Und wer soll dann für die Folgejahre pflegen?
    Leute werdet alt aber nicht pflegebedürftig!!

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