Magere Demo gegen die Schulreform

Das war wohl nichts: Nur rund 3000 Menschen (so die Polizei, die Veranstalter zählten doppelt so viele) haben heute gegen die Schulreform demonstriert. Bedenkt man das vorausgegangenen Dauerfeuer der Initiatoren und eines Teils der Hamburger Medien, so ist das ein mehr als mageres Ergebnis.

Nach Angaben der Polizei beteiligten sich rund 3000 Menschen an dem Protestzug vom Gänsemarkt zum Rathaus. Die Veranstalter hatten mit bis zu 10 000 Teilnehmern gerechnet. Und selbst das wäre noch keine wirklich bemerkenswerte Zahl gewesen – Demos zu Schulthemen hatten in der Vergangenheit schon 50.000 (gegen die Politik des Ex-Senators Lange) oder gar 80.000 (gegen Ex-Senatorin Raab) Teilnehmer. So gesehen kann Christa Goetsch die Demo eher als Beweis dafür sehen, dass Ihrer Reformpolitik überwiegend zugestimmt wird.

Wie berichtet, organisieren sich inzwischen auch Eltern, die FÜR die Schulreform eintreten. Wer dabei sein möchte, kann sich unter schule@hh-heute.de melden.

8 Gedanken zu „Magere Demo gegen die Schulreform“

  1. Möglicherweise war der Autor gar nicht vor Ort? Dafür, daß die Demo nicht wie die aufgeführten Demos aus den letzten Jahren die Unterstützung einer großen Partei und der GEW hatte, kann man die Demo als Erfolg bezeichnen.

    Und wie kommts zu der Annahme, daß der Reformpolitik überwiegend zugestimmt wird? Gibts dafür Zahlen? Im November 2008 bewerteten 69% der Hamburger die Bildungspolitik von Christa Goetsch als schlecht oder überwiegend schlecht. Die Schulreform in der aktuellen Form stösst bei Lehrern und tatsächlich betroffenen Eltern überwiegend auf Ablehnung.

  2. Ob der Autor vor Ort war, weiß ich nicht; wenn ja, müssen Sie wohl noch zwei Köpfe von Ihrer Zahl abziehen, denn ich war – neugierig – vor Ort und identifiziere mich beim besten Willen nicht mit Ihren Zielen.

    Ich verstehe ja, dass Sie sich das Ergebnis schönreden wollen – aber es war ja nun einmal mager. Und „keine großen Parteien“ stimmt auch nicht, denn angeblich ist die FDP zur Zeit eine solche, und die SPD war ja auch prominent vertreten.

  3. @Marcus Kröger:

    Vor allem der letzte Satz des Kommentars geht völlig an der Realität vorbei. Wer sind den die „tatsächlich betroffenen Eltern“ – etwa die, deren Kinder jetzt schon das Gymnasium besuchen und (allein durch ihr Alter) nie mit der Primarschule in Berührung kommen werden? 200.000 Schulkinder mit vielleicht 300.000 Elternteilen gibt es in Hamburg, 25 oder 30 davon schreiben Leserbriefe und Kommentare, 3.000 oder meinetwegen auch 5.000 waren auf dem Rathausmarkt. Na und?

  4. @Bulrich, ich lade Dich an unsere Schule ein und dann suchen wir gemeinsam die Lehrer und Eltern von Kindern aus einer ersten Klasse und aus weiteren Übergangsjahrgängen, die diese Schulreform befürworten. Wenn wir dann die Schule verlassen wirst Du einen Eindruck von der „Realität“ haben.

    Und richtig: Alle Eltern, die nicht demonstrieren und Leserbriefe schreiben sind für die Schulreform. ;-) Wenn man sich heute die Aufmerksamkeit ansieht, die die kurzfristig organisierte Demo in den Medien erzeugt hat, dann kann man davon sprechen, daß die Demo erfolgreich war.

    Wenn Christa Goetsch die angeblich geringere Beteiliung als Beweis für eine Zustimmung zu Ihrer Politik nehmen soll, dann könnte man auch die nur magere Anzahl an Gegendemonstranten (rund 50) als Aufforderung zum Kurswechsel interpretieren.

  5. Herr Kröger, es lohnt nicht wirklich, über die Interpretation der Zahlen zu streiten; das mag doch jeder selbst einschätzen. Ich finde, die Überschrift „mager“ trifft es gut, Sie sehen das anders – so what?

    Was die Einladung betrifft – danke, das ist nett, aber ich bin selbst Elternratsmitglied einer der größten Hamburger Grundschulen. Der Elternrat hat einstimmig, die Lehrerkonferenz ebenfalls einstimmig (mit einer Enthaltung) für den Einstieg im Jahr 2010 gestimmt. Die Voten der Eltern von unseren über 100 Drittklässlern liegen noch nicht komplett vor; was bis jetzt da ist, spricht ebenfalls deutlich für die frühe Einführung der Primarschule.

    Nehmen Sie doch einfach einmal zur Kenntnis, dass „die Eltern“ keineswegs überall so denken wie Sie, und dass es am Ende schlicht darum geht, zu zählen. Und da sind 3000, 4000 oder 5000 eben nicht wirklich viele.

  6. „Vielfalt ist das Gegenteil von Einfalt“, habe ich heute irgendwo gelesen. Das trifft es doch: Nach sechs vielfältig-gemeinsamen Jahren werden viele Kinder den Weg zum Abitur einschlagen, die das heute nicht können oder dürfen. Das macht sie stark, das nützt uns allen, und darauf freue ich mich.

  7. Keinem Kind wird mehr der Weg zum Abitur verbaut, weil beide weiterführenden Schulen dahin führen: Das ist gut so. Jedes Kind hat sechs Jahre Zeit, mitgebrachte Probleme – etwa Sprachschwierigkeiten – auszugleichen, bevor die Schulwahl ansteht: Das ist auch gut so. Und WENN die Wahl dann ansteht, ist sie nicht mehr lebensentscheidend (siehe oben). Die Eltern können nach Klasse sechs nicht das Gymnasieum wählen, wenn die Leistungen nicht reichen: Das ist auch jetzt schon so.

    Was wollen diese Demonstrierer eigentlich anderes, als dass alles beim Alten bleibt und die Lebenschancen genau so verteilt werden wie bisher?

  8. Leider ist in Hamburg für eine umfassende Reform weder das Geld da noch können die Schulen mit genügend Lehrern ausgestattet werden.

    Ein Grund sich Sorgen zu machen ist der Umstand, das Frau Goetsch gerade heute wieder von gesicherter Finanzierung spricht, aber vorher das Geld kommen soll und wie viel Geld benötigt wird, darüber schweigt Sie sich aus.

    Übrigens wird es die Schulbehörde, unabhängig davon wer Schulsenator ist, nicht schaffen die durch Pension ausscheidenden Lehrer zu ersetzen.
    Es werden schlicht und einfach nicht genug Lehrer ausgebildet.
    Auch abwerben in anderen Bundesländern ist keine Lösung. Zum einen sieht es dort nicht besser aus, zum anderen ist es wohl kaum sozial verträglich den Kindern ihre Lehrer weg zu nehmen.

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