LINKE: Morsal könnte noch leben

Die bisherige Aufarbeitung und die bislang gezogenen Konsequenzen aus dem Mortd an Morsal O. sind ungenügend, meint auch die LINKE. Morsal könnte noch leben, wenn die staatlichen Stellen besser gearbeitet hätten.

Hier die Erklärung der LINKE:

Der Mord an der 16-jährigen Deutsch-Afghanin Morsal O. wurde am 10. Juni im Ausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft für Familie, Kinder und Jugend behandelt. Senator Dietrich Wersich sowie Vertreter/innen aus Sozial- und Schulbehörde, Inneres und Justiz waren geladen. Sie nahmen Stellung zu dem Mord und stellten Schlussfolgerungen und Maßnahmen vor – wofür die frauenpolitische Sprecherin, Kersten Artus, ihnen dankte.

Artus‘ Kritik: Die bisherige Aufarbeitung sowie die bislang gezogenen Konsequenzen seien unzureichend. Hätte Morsal eine kontinuierliche Bezugsperson seitens des Jugendamtes gehabt, wäre sie womöglich nicht dem Mörder buchstäblich in die Arme gelaufen, sondern hätte sich besser zu schützen gewusst. Doch die Jugendämter seien personell zu schlecht ausge-stattet, um eine entsprechende Betreuung zu gewährleisten. Letztendlich sei Morsal „ein Fall“ in mehreren Akten gewesen, die drohende Gefahr aufgrund fehlender Vernetzung der Institutionen nicht rechtzeitig erkannt worden.

Mehmet Yildiz, jugend- und migrationspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, sagte, dass die Gewalttat zu sehr auf den Migrantenhintergrund des Falles bezogen würde. Gewalt gegen Frauen käme genauso in deutschen Familien vor, daher bedürfe es grundlegender Konzepte, wie Betroffene insgesamt besser geschützt werden können. Yildiz findet es unverantwortlich, dass die Schule sich nicht um Kontakt bemüht hat, nachdem Morsal durch ihren Vater telefonisch abgemeldet wurde. Dass es von jetzt an nur schriftlich möglich sein soll, ein Kind aus der Schule abzumelden, sei unzureichend.

Als unfassbar beurteilen Kersten Artus und Mehmet Yildiz die Tatsache, dass Morsal O. von Polizisten lediglich „den Tipp“ (O-Ton Behördenvertreter) bekommen hatte, sich wenige Tage vor ihrem Tod bei der Gerichtsmedizin vorzustellen, um Misshandlungen untersuchen zu lassen. Dass es spätestens zu diesem Zeitpunkt offensichtlich keine Vernetzung zum Jugendamt oder Gewaltberatungsstellen gegeben hat, sei ein eklatantes Versäumnis. Morsal könnte noch leben. Geradezu skandalös ist, dass Beamtinnen und Beamte nichts unternommen haben, als Morsal in ihrer Gegenwart von einem Familienmitglied geschlagen wurde.

Richtig ist die Maßnahme, die Anzahl der anonymen Plätze für Mädchen wie Morsal zu erhöhen, ebenso begrüßt DIE LINKE die Personalaufstockung bei Gewaltberatungsstellen. Als unzureichend beurteilt die Fraktion DIE LINKE, dass Fortbildungen für Richter/innen sowie für Lehrpersonal zur besseren Beurteilung von Gewalttaten nicht verpflichtend sein sollen. Erforderlich sind zudem neue und erweiterte Konzepte in der Betreuungsarbeit von jugendlichen Gewaltopfern seitens der Jugendämter und des Kinderjugend-notdienstes sowie erheblich mehr Personal mit interkulturellen Qualifikationen.

Eine zwangsweise Inobhutnahme von Morsal O., wie von der SPD immer wieder auf den Tisch gebracht, sieht DIE LINKE in diesem Fall nicht als die richtige Maßnahme an, mit der Morsal hätte geschützt werden können: Dies ist gesellschaftspolitisch der falsche Ansatz. Die Fraktion DIE LINKE. fordert vom Senat weiterhin eine Aufarbeitung und Aufklärung sowie die Offenlegung aller Fakten.

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