Lara: Senator Wersich schaltet sich ein

Auch Dietrich Wersich, Senator für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz, zeigt sich betroffen angesichts des Todes von Lara: „Ich bin alarmiert und bestürzt über den Tod des kleinen Mädchens. Da sich die Familie in Betreuung des Jugendamtes Hamburg-Mitte und in einer laufenden Hilfemaßnahme befand, habe ich den Sachstand und eine Einschätzung des zuständigen Bezirksamtsleiters Markus Schreiber angefordert. Diesen Bericht werde ich dann von den Experten meiner Behörde auswerten lassen und gegebenenfalls Konsequenzen veranlassen.“

Ein Satz nicht ohne drohende Hintertöne: Seit Schreiber sich in Zusammenhang mit der ermordeten Morsal kritisch gegenüber dem Senator äußerte, gibt es da eine offene Rechnung.

Auch Stephan Müller, CDU-Jugendexperte, äußerte sich gegenüber der WELT entsprechend: „Der Bezirk muss der Gesundheitsbehörde und der Bürgerschaft den Fall berichten.“ Zwar hätten die ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen beim Baby Lara stattgefunden. Doch Müller betonte, dass seine Partei die Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 nun zukünftig verbindlich machen wolle. Eine entsprechende Forderung der Opposition hatte die CDU bisher stets abgelehnt.

Dass der aktuelle Fall nicht dem „Muster Jessica“ entspricht, scheint aber auch deutlich: Erstens hatte die Familie behördlich angeordnete Hilfe, zweitens war Lara zwar stark untergewichtig (knapp 5 Kilogramm statt üblicher etwa 10 Kilogramm), aber sie war keineswegs verwahrlost. Es gab in der Wohnung sowohl Windeln als auch Babynahrung, Lara war sauber und hatte sogar geschnittene Fingernägel. Auch bei den U-Untersuchungen gab es keine Auffälligkeiten, die auf schlechte Pflege oder Verwahrlosung hingewiesen hätten.

Fragwürdig ist vielleicht dennoch die Betreuung des mit der Familienhilfe beauftragten Freien Trägers, des „Rauhen Haus“. Zwar hatte das Bezirksamt im Herbst die Betreuungszeit von zehn auf fünf Stunden wöchentlich herabgesetzt, weil die Mutter sich nach allen Berichten verantwortlich gekümmert hatte. Aber es bleibt die Frage, warum der letzte Besuch am Dienstag vergangener Woche stattfand und ein nächster Besuch erst für heute (Donnerstag der folgenden Woche) vorgesehen war. Bei fünf bezahlten Wochenstunden könnte man vermutlich eine intensivere Betreuung erwarten.

In der kommenden Woche wollen nun gleich zwei politische Gremien versuchen, die näheren Umstände des Todes der kleinen Sara aufzuklären: Montag tagt der Jugendhilfeausschus des Bezirks Hamburg-Mitte, Donnerstag der Jugendausschuss der Bürgerschaft (beide in Sondersitzungen).

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