Hundertwasser-Ini nimmt erste Hürde

Nachdem die Initiatoren um Ingrid Franz für das Bürgerbegehren „Rettet das Kunstobjekt Hundertwasser-Café“ mehr als 7.000 Unterschriften beim Bezirksamt Altona eingereicht hatten, wurde nun offiziell bestätigt, dass davon über 5.800 Unterschriften gültig waren. Damit war das Bürgerbegehren erfolgreich – nun kommt der Bürgerentscheid.

Mit den ersten gültigen 1.871 Unterschriften konnte bereits im August eine erste Sperrfrist erreicht werden. Nun mussten bis zum 16. Dezember 2010 weitere 3.800 Unterschriften aus dem Bezirk Altona zusammen bekommen, um einen Bürgerentscheid erwirken zu können. Dabei konnte jeder, der seinen Wohnsitz im Bezirk Altona hat, unterschreiben. Hunderte von Listen lagen in verschiedenen Geschäften, Arztpraxen, Apotheken, in Kneipen und Restaurants und sogar in den Kundenzentren aus. Doch die meisten Unterschriften sammelten die Initiatoren des Bürgerbegehrens um Ingrid Franz, Renate Link und Inge Retzlaff zusammen mit treuen Helfern.

Zur Erinnerung: Im Jahr 2008 hat die Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg eindeutig festgestellt, dass das Stadtcafé Ottensen ein von dem verstorbenen österreichischen Künstler autorisiertes Projekt mit spektakulärer Architektur und spektakulärem Innendesign sei und sich deshalb für den Erhalt dieses einzigartigen Kunstwerkes ausgesprochen. Die Bezirksversammlung Altona hatte das Bezirksamt aufgefordert, zur Sicherung einer Gastronomie‐Nutzung auf dem Grundstück Behringstraße 44 zügig einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan herbeizuführen. Unabhängig davon hat das Bezirksamt einen Vorbescheid erlassen, der es ermöglicht, dass dort nur neue Wohnungen gebaut werden unter der Bedingung, dass die Funktionsfähigkeit des Stadtcafés Ottensen in Gänze erhalten bleibt.

Doch den Spekulanten um die Bonner Wohnbau GmbH ist das Gebäude auf dem viel zu teuer eingekauften Grundstück ein Dorn im Auge. Zur Erinnerung: Der Spekulant Karl-Dieter Broks hatte „für‘n Appel und ‘n Ei“, in Zahlen, für nur € 1.230.000 das Grundstück aus dem privatisiertem LBK-Vermögen gekauft und dann dem Mieter Stadtcafé Ottensen aufgrund von Formfehlern seinen eigentlich noch 25 Jahre währenden Mietvertrag gekündigt. Damit war das Grundstück schlagartig erheblich mehr wert und es konnte ein Auswärtiger Immobilienhai gefunden werden, der dafür dann € 5.500.000 bezahlte. Eine schöne Geldvermehrung innerhalb eines dreiviertel Jahres, nur durch eine bedenkliche Kündigung.

Obwohl sich die Bürgerinitiative „Rettet das Kunstobjekt Hundertwasser-Café“ mit Unterstützung der Altonaer Bevölkerung und den Fraktionen der Altonaer Bezirksversammlung für den Erhalt des Stadtcafés einsetzt, ist der neue Investor, die Wohnbau GmbH um den Immobilienhändler aus dem fernen Bonn herum, Herrn Reiner Klaus, die sich immer gern einen sozialen Anstrich gibt, weil sie nach eigenen Angaben angeblich hin und wieder soziale Projekte fördern würde, nicht bereit, mit der Initiative in den Dialog zu treten. Statt dessen lässt er das Gebäude nicht nur weiter verfallen, wie man deutlich an der Außenfassade erkennen kann, sondern intrigiert mit falschen Beschuldigungen und Behauptungen, stellt gar die Authentizität des Hundertwasser-Originals in Frage, obwohl sich jedermann unter YouTube von der Echtheit überzeugen kann: Unter http://www.youtube.com/watch?v=xXgxzRArJHU kann man einen sehr schönen Fernsehbericht aus 2001 vom NDR ansehen, in dem eindrucksvoll die Entstehung des Stadtcafé Ottensen gezeigt wird, vom Entwurf über den Bau bis hin zur ersten Hundertwasser-Ausstellung zusammen mit dem Hamburger Abendblatt.

Erst kürzlich behauptete der Investor gar, dass die Standsicherheit des Gebäudes nicht gegeben sei, was angeblich ein Gutachten festgestellt haben soll. Dieses selbst in Auftrag gegebene Gefälligkeitsgutachten bewirkte immerhin, dass Kultursenator Stuth trotz vollmundiger Versprechen das Gebäude immer noch nicht unter Denkmalschutz gestellt hat. Tatsächlich aber hat die Altonaer Baubehörde zwischenzeitlich ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben, aus welchem klar und deutlich hervorgeht, dass das Gebäude an jeder Stelle absolut standsicher sei, und darüber hinaus ein Abriss und Neubau erheblich teurer als eine Sanierung sei.

Durch das Erreichen eines Bürgerentscheids können nun alle Altonaer Bürger in einer Wahl entscheiden, ob das Hundertwasser-Kunstobjekt Stadtcafé Ottensen unter Denkmalschutz gestellt werden muss. Die Initiative zur Rettung des Kunstobjekts Hundertwasser-Café wird jetzt das Bezirksamt auffordern, die Erhaltung des Gebäudes planungsrechtlich zu sichern, und die Kulturbehörde auffordern, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Wenn das Bezirksamt das Gebäude planungsrechtlich sichert und Herr Stuth doch noch das Gebäude unter Denkmalschutz stellen sollte, dann wird in letzter Sekunde ein Bürgerentscheid doch noch vermieden. Ansonsten kommt es aber zur Wahl, vielleicht schon zusammen mit der Bürgerschaftswahl kommenden Februar.

Sämtliche Informationen und wie es weitergeht erhält man unter der Telefonnummer 040 – 393 393 oder im Internet unter http://www.Rettet-das-Hundertwasser-Cafe-Stadtcafe-Ottensen.de. Dort gibt es auch eine Chronologie sowie Links zu Fernseh- und Presseberichten.

Ein Gedanke zu „Hundertwasser-Ini nimmt erste Hürde“

  1. Die Schließung des Hundertwasser-Café ist schlicht ein Skandal und eine Schande für Hamburg(’s CDU).
    Ich war zwischen 2005 und 2009 mehrmals dort, u.a. mit meiner Tochter sowie Freunden z.B. aus Leipzig und Berlin. Wir haben uns immer super gefühlt, waren von der Architektur begeistert und haben die tolle Atmosphäre wie auch die Speisen („Freundschaftsmenü“!) in vollen Zügen genossen!
    Wer hat da alles seine Hand aufgehalten und/oder Augen+Ohren verschlossen, damit ein skrupelloser Immo-Hai mal wieder ganz nebenbei auf Kosten der Hamburger und insbesondere der Altonaer ein paar Millionen zusätzlich durch reine Spekulation „verdienen“, und Hamburg ein weiteres schützenswertes, überregional bedeutsames und in seiner Art einzigartiges Bauwerk verliert?

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