Etwas weniger Freytag

Die meisten seiner Sünden sind unumkehrbar, manche aber doch: Während niemand mehr die versenkten Milliarden der HSH-Nordbank oder den vergleichsweise läppischen Betrag für die Hafencity-U-Bahn (was sind schon ein paar hundert Millionen?) zurückholen kann, soll jetzt wenigstens die Hamburger Bauordnung ein kleines Stück weit von der Deregulierungswut des ehemaligen Bau- und heutigen Finanzsenators Michael Freytag entlastet werden.

Früher war alles ganz klar: Man durfte zwar Eigentümer einer Immobilie sein, aber wenn man ein Rosenspalier an die Außenwand hängte, kam die Baupolizei. Das änderte sich im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Krieg, und es gab bis in die 90er Jahre hinein immer wieder Vorschriften und Kontrollvorgänge, die abgeschafft wurden. Leitlinie wurde die Eigenverantwortlichkeit der Eigentümer und ihrer Architekten, nur noch in Fragen der Sicherheit und bei bestimmten Rahmenvorgaben hinsichtlich der Größe und der Dichte der Bebauung schaute der Staat ihnen auf die Finger.

Als Freytag Bausenator wurde, wurde auch dieser Teil noch weiter zurückgedrängt. Abgesehen davon, dass die unter seiner Verantwortung gestaltete neue Bauordnung massive Verschlechterungen für Mieter (Abstandsflächen, Kinderspielplätze, …) mit sich brachte, schaffte sie auch weitere staatliche Kontrollen ab.

Eine wichtige Prüfung soll nun wieder eingeführt werden: Die Baubehörde möchte sich künftig nachweisen lassen, dass Neubauten die Hamburger Klimaschutzverordnung einhalten. Ein guter und wichtiger Schritt, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, und dringend notwendig. Sogar Senator Freytag wird es am Ende merken – wenn er zum Beispiel in zehn Jahren noch auf den Malediven Urlaub machen kann, ohne mit den Füßen im Wasser zu stehen.

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