Asbest – 66 Hamburger Turnhallen dicht!

66 Hamburger Turnhallen, die mit Umluftheizungen ausgestattet sind, wurden heute in einer Blitzaktion von der Bildungsbehörde geschlossen. Betroffen ist ein Standard-Hallentyp des Architekten Seitz, der häufig mit diesem Heizungstyp ausgestattet ist. Mit der Umluft werden die krebserregenden Asbestfasern im gesamten Raum verteilt.

Entdeckt wurde die Gefährdung in der Peter-Petersen-Gesamtschule. Bei einer Bestandsaufnahme im Zuge der Sanierungsplanung für die Schulgebäude erfolgte im Juli eine Bestandsaufnahme, bei der auch schwach gebundener Asbest als verwendeter Baustoff gefunden wurde. Am 24. August erfolgte dann eine Luftuntersuchung, die eine erhöhte Konzentration von Asbestfaser ergab, sobald die Heizungsanlage eingeschaltet wurde. Die Halle blieb daraufhin nach den Sommerferien geschlossen.

Schulsenatorin Christa Goetsch entschied nach Bekanntwerden des Falls, alle gleichartigen Hallen vorerst zu schließen und eine Untersuchungsreihe einzuleiten. Unklar ist bisher, ob auch andere Gebäude mit Umluftheizungen betroffen sind. Die hier gefundene Gefährdung ist auch im privaten Bereich bekannt – etwa bei älteren Nachtspeicherheizungen.

Gemessen wurde jetzt eine Faserkonzentration von 1.900 Fasern pro Kubikmeter Atemluft. Nach gängigen arbeitsmedizinischen Vorschriften ist dies ein eher geringer Wert; andererseits vertreten aber viele Experten auch die Ansicht, dass letzten Endes jede eingeatmete Faser den Beginn eines Krebswachstums bewirken kann.

Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts hatten Hamburgs Schulen schon einmal ein gewaltiges Asbestproblem: Damals wurden zahlreiche Bauten aus den späten 50er und frühen 60er Jahren wegen zu hoher Asbestbelastungen geschlossen und später saniert oder abgerissen. Ganze Schulen – etwa die Gesamtschule Mümmelmannsberg – mussten damals für die Dauer der Sanierungsarbeiten geschlossen werden.

Bevor sich aus der Aufnahme von Asbestfasern ein Krebs entwickelt, können 20 Jahre und mehr vergehen. Alle potenziell Betroffenen, auch ehemalige Schüler, sollen jetzt informiert werden. Wie allerdings Menschen gefunden werden sollen, die vor Jahrzehnten in den Anfang der 70er Jahre errichteten Hallen trainiert haben, ist noch unklar.

Für die SPD hat deren schulpolitischer Sprecher Ties Rabe die sofortige Schließung der Hallen begrüßt: „Wir wissen mittlerweile, wie gefährlich Asbest ist. Vor diesem Hintergrund ist erstaunlich und beunruhigend, dass es eine Gefährdung durch dieses Material in sensiblen Einrichtungen wie Schulen in Hamburg noch immer gibt“, sagte Rabe. Es müsse jetzt Klarheit darüber geschaffen werden, ob neben einer Schulturnhalle auch weitere Hallen oder Schulgebäude in Hamburg noch asbestbelastet sind.

Es sei richtig und unvermeidbar, die Turnhallen bis auf weiteres zu schließen, sagte Rabe. Gleichzeitig müsse der Senat alles tun, um mögliche Betroffene von Asbestgefährdung zu ermitteln. Der Senat sei darüber hinaus in der Pflicht, ein Konzept zu erstellen, damit Schul- und Breitensport in Hamburg weiter stattfinden kann. Generell müssten öffentliche Gebäude regelmäßig und intensiver als bisher auf Gefahren durch Giftstoffe untersucht werden. Das betreffe nicht nur die Hamburger Schulen, sagte Rabe.

2 Gedanken zu „Asbest – 66 Hamburger Turnhallen dicht!“

  1. Vor diesem Hintergrund ist es doch um so verwunderlicher, dass die FHH mit der „Verordnung zur Aufhebung der Verordnung über den Nachweis ordnungsgemäßer Ausführung von Asbestsanierungen sowie Abbrucharbeiten“ die bekannte Asbestsachverständigenverordnung am 25. Sept. 2007 mit der Brgündung aufgehoben hat, es gäbe kein Asbest mehr in den öffentlichen Gebäuden.

  2. Vor allem müssen die vielen Menschen, die alte Nachtspeicheröfen verwenden, informiert werden. Meines Bruders Frau, er arbeitet auswärts, bezieht gerade eine Wohnung, in der solche Öfen installiert sind. Da sie sich, des Gewichtes wegen, kaum bewegen ließen, zerlegte ich sie. Und siehe da: Asbest. „Oh Gott“, dachte ich, „ist das mein Ende?“ Ich habe die Öfen sofort entsorgt, da die Vorbesitzerin, die Nichtraucherin war, an Lungenkarzinom gestorben ist. Dieser Artikel beweist: Aufklärung ist lebenswichtig, Zensur tödlich!

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