Zensur – oder nur private Meinung?

Im Streit um offensichtlich versuchte Einflussnahme der Kultursenatorin auf das Theaterstück „Marat, was ist aus unserer Revolution geworden?“ im Hamburger Schauspielhaus hat SPD-Kulturexpertin Christel Oldenburg eine „eindeutige und unmissverständliche Stellungnahme“ der Senatorin verlangt.

Schauspielhaus-Intendant und Kultursenatorin widersprächen sich in dieser Frage. „Es ist jetzt die Frage, ob Hamburg lediglich einen Theater-Streit hat oder bereits einen Theater-Skandal. Es wäre nicht zuletzt im Interesse der Senatorin, zumindest dieses Problem schnellstmöglich zu klären“, sagte Oldenburg.

Sie warnte gleichzeitig vor dem Versuch der Politik, Einfluss auf die Kultur nehmen zu wollen. „Kultur muss Anstöße geben, Kultur muss im Einzelfall auch anstößig sein können. Die Freiheit der Kunst ist im Grundgesetz verbrieft und ein wesentliches Element der freiheitlichen Demokratie. Deshalb sollten politisch Verantwortliche auf die Wahl ihrer Worte achten, wenn sie sich – was durchaus gewünscht ist – mit Kunst und Kultur auseinandersetzen“, sagte Oldenburg. Die Aussage der Senatorin, sie habe ihre Kritik an der Inszenierung im Schauspielhaus als Privatperson und nicht etwa als Senatorin geäußert, sei „zurückhaltend ausgedrückt: überraschend“, sagte Oldenburg. Das gelte auch für den Umstand, dass die vermeintliche Privatperson von Welck ihre Meinung auf Senatorinnen-Papier und über die Kulturbehörde und das Rathaus hat verlauten lassen.

Abgeordnete der SPD-Bürgerschaftsfraktion werden am Freitag Abend im Schauspielhaus die Aufführung „HARPER REGAN“ besuchen, die diesjährige Koproduktion mit den Salzburger Festspielen (u. a. mit Martina Gedeck und Manfred Zapatka). Zu diesem Anlass werden die Abgeordneten auch mit Schauspielhaus-Intendant Friedrich Schirmer sprechen. Dabei solle es – nach Wunsch der Parlamentarier – auch um den aktuellen Theaterstreit gehen.

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