Wandsbek: 900.000 Euro für sinnlose Brücke

Schon seit 2007 beschäftigt sich die Bezirkspolitik in Wandsbek mit einer Posse, die die Stadt jetzt teuer zu stehen kommen kann: Der Fußgängerübergang über die Bahngleise in der Sackgasse Schloßgarten soll aufgehoben und durch eine Brücke für Fußgänger ersetzt werden. Das Problem: nur wenige werden sie nutzen können und die Anwohner wollen die mit Geländer knapp neun Meter hohe Brücke nicht.

Trotzdem hält die Bezirksamtsleitung an dem teuren Bau fest. Als Antwort auf eine Anfrage des SPD-Bezirksabgeordneten Rainer Schünemann bezifferte der Bezirk Wandsbek die voraussichtlichen Kosten jetzt auf 900.000 Euro.

Die Brücke soll nicht barrierefrei sein, obwohl damit gegen das Hamburger Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen verstoßen würde. Rampen sind aus Platzgründen schlicht nicht möglich. Gehbehinderte, viele ältere Menschen, Eltern mit Kinderwagen und Fahrradfahrer würden das knapp acht Meter hohe (Gehebene) Bauwerk nicht überwinden können. Sie müssten zwei nur jeweils 150 Meter entfernte Unterführungen nutzen. Das soll zumutbar sein. Für die Fußgänger aber, die in der Lage sind die rund 90 Stufen der Brücke rauf und runter zu laufen, wäre es das natürlich erst recht.

Schünemann fragt daher: „Für wen soll diese Brücke überhaupt gebaut werden? Was rechtfertigt den Aufwand von 900.000 Euro? Aus den Antworten der Bezirksamtsleitung auf meine Antworten wird deutlich, dass es keinen triftigen Grund für den Bau gibt.“

Der wahre Hintergrund ist absurd. Im Verkehrsausschuss sprach die Verwaltung jetzt Tacheles: Der Brückenbau befindet sich im selben Planverfahren wie die geplante Unterführung in der benachbarten Claudiusstraße. Dieser Bau kann aber nicht binnen fünf Jahren begonnen werden, da er als Ausweichstrecke während des Baus der Unterführung in der Hammer Straße benötigt wird.

Wenn nun in den nächsten Wochen das Planverfahren beendet ist und die Maßnahme innerhalb von fünf Jahren weder im Schloßgarten noch in der Claudiusstraße begonnen wird, dann übernimmt der Vorhabenträger, die Deutsche Bahn AG, nicht die Planungskosten. Obwohl dies der eigentliche Grund für den verkehrstechnisch nicht begründbaren Brückenbau im Schloßgarten ist, wurden die aufgelaufenen Planungskosten bisher nicht einmal berechnet. Die Kosten für den Brückenbau dürften sie aber lange nicht erreichen.

Schünemann weiter: „In Wandsbek spricht man mittlerweile von der Beamten-Brücke, denn gewollt wird sie nur noch von Bürokraten des Verwaltungsapparats, die sie gegen jede Vernunft durchboxen wollen. Die Regierungsmehrheit aus CDU und FDP wurde offenbar so unter Druck gesetzt, dass sie entgegen ihrer bisherigen Position im Fachausschuss und in der Beziksversammlung den SPD-Antrag, den Brückenbau zu stoppen, im Januar ablehnte.“

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