Toter Säugling: Gespräche über Parteigrenzen

Nach dem Tod eines Neugeborenen in Osdorf hat SPD-Sozialexperte Dirk Kienscherf Partei übergreifende Gespräche angeregt. „Wir müssen Wege finden, angemessen mit dem Problemkomplex von ungewollten Schwangerschaften und psychischen Problemen in den letzten Wochen der Schwangerschaft umzugehen“, so Kienscherf.

„Dabei sollten wir auch den Rat von Experten einbeziehen – etwa den der Fachleute vom Kinderschutzbund“, sagte Kienscherf am Dienstag. „Es ist nicht die Zeit von Schuldzuweisungen. Es ist die Zeit, nachzudenken“, betonte Kienscherf. Es müsse darum gehen, „alles mögliche und sinnvolle zu tun, um völlig sinn- und auch grundlos erscheinende Taten wie die vom Wochenende zu vermeiden“.

Der SPD-Sozialpolitiker sprach sich in diesem Zusammenhang für den Ausbau von möglichst niedrigschwelligen und insbesondere aufsuchenden Unterstützungsangeboten aus. Auch müssten Ärzte noch stärker sensibilisiert werden. „Die Gesellschaft muss auf hilfsbedürftige Menschen zugehen. Oft ist die Schwelle für Betroffene zu hoch, bevor sie Hilfe in Anspruch nehmen“, so Kienscherf. Daher seien präventive Ansätze wie die Familienhebammen inklusive einer verbesserten Zusammenarbeit mit Frauenärzten zu verstärken.

Kienscherf betonte, es gebe „ein vergleichsweise gut ausgebautes Netz von Möglichkeiten in Hamburg, Kinder in Obhut zu geben oder sie anonym zur Welt zu bringen“. Möglicherweise müsse über diese Möglichkeiten aber verstärkt informiert werden – nicht über das Internet, sondern über andere, einfache Formen der Informationsarbeit. Das Thema ungewollte Schwangerschaften könne auch im Schulunterricht verstärkt behandelt werden.

Der SPD-Abgeordnete Uwe Grund warnte zugleich davor, die Menschen im Stadtteil Osdorf zu stigmatisieren. „Der Tod des Kindes muss zum Nachdenken und zu Verbesserungen bei der Unterstützung von Familien führen, die in schwierigen Situationen leben“, sagte Grund.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.