Schulzensuren werden wieder Pflicht

Ende vergangenen Jahres hatte Ex-Senatorin Dinges-Dierig ihn angesichts massiver Elternproteste erfunden, jetzt lässt Nachfolgerin Goetsch den Schulversuch wieder auslaufen: „Kompetenzstufen statt Zensuren“ wird es nicht mehr geben. Anderen Aussagen zufolge sollen sie wenigstens noch bei den Schulen erprobt werden, die sich seinerzeit als erste für den Versuch gemeldet haben. Für mehr reicht das Geld nicht.

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat die Entscheidung der Schulbehörde gegen den Schulversuch „Kompetenzstufen statt Zensuren“ kritisiert. Die Behörde hatte zuvor bekannt gegeben, den entsprechenden und erst im vergangenen November beschlossenen Schulversuch nicht weiter zu verfolgen. In ihm wird auf Zensuren zugunsten anderer Bewertungsmethoden verzichtet. Die Behörde begründete ihre Entscheidung mit der Aussage, das Projekt sei nicht durchfinanziert.

Die Entscheidung der Behörde stieß bei der SPD auf Kritik. „Das ist ein bildungspolitischer Rückschritt. Der politisch richtige Kurswechsel weg von Zensuren und hin zu den so genanten Kompetenzstufen ist wesentlich für den Erfolg von Gemeinschaftsschulen. Für die hat sich die Schulsenatorin bislang stets einsetzt. Und das macht das Ganze erklärungsbedürftig“, sagte SPD-Bildungsexperte Ties Rabe.

Der Hinweis der Behörde, das Projekt werde aus finanziellen Gründen aufgegeben, sei „ausgesprochen bemerkenswert“, sagte der SPD-Abgeordnete weiter. Er stelle sich die Frage, „wie es um den Hamburger Haushalt wirklich bestellt ist, wenn sich die zweite Bürgermeisterin aufgrund der Kassenlage nicht in der Lage sieht, ein derart wichtiges, zukunftsweisendes und von ihr selbst als richtig bezeichnetes Projekt durchzusetzen“.

Rabe sagte, wenn leistungsstarke und weniger starke Schülerinnen und Schüler gemeinsam unterrichtet werden, müsse das mit individueller Förderung und Binnendifferenzierung einhergehen. „Jeder muss sein Tempo beim Aneignen des Lernstoffs gehen können. Kompetenzstufen sind da ein gutes Mittel“, sagte Rabe mit Verweis auf Erfahrungen aus dem Ausland.

Von der Entscheidung der Behörde seien auch die Integrationsklassen mit behinderten und nicht behinderten Kindern betroffen. Für diese Klassen war erst vor wenigen Monaten fraktionsübergreifend beschlossen worden, auf Zensuren zugunsten von Berichtszeugnissen zu verzichten. Der jetzt nicht weiter verfolgte Schulversuch ermöglichte den Integrationsklassen, Berichtszeugnissen für alle Kinder auszustellen. Die aktuelle Entscheidung der Behörde sei auch eine „Ohrfeige für die Eltern, die sich im letzten Jahr erfolgreich für eine vernünftige Leistungsbewertung in Integrationsklassen eingesetzt haben“.

Zitate zum Start des Schulversuches:

„Das ist ein sehr interessanter Sprung der CDU, der inhaltlich richtig ist.“

(Die GAL-Fraktionsvorsitzende und schulpolitische Sprecherin Christa Goetsch zum damals angekündigten Kurswechsel der CDU hin zu Berichtszeugnissen, zitiert in der „Hamburger Morgenpost“ am 23. November 2007)

„Die CDU-Fraktion und ich sind der Auffassung, dass wir einen modernen Ansatz für die individuelle Beurteilung der Schüler brauchen. Das Kompetenzraster ist der richtige Einstieg, um zu gerechteren, nachvollziehbareren Beurteilungen zu kommen – etwas, was übrigens gerade Schülerinnen und Schüler von uns fordern“

(Die damalige Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig, zitiert im „Hamburger Abendblatt“ am 22. November 2007)

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