Schulinspektion: Viele Fragen offen

photocaseSCHULE.jpegEs sei „eine schöne Idee, dass Schulen dadurch mehr Anerkennung und Hilfestellung für ihre schwierige Arbeit bekommen könnten“, sagt der Vorsitzende der GEW Hamburg, Klaus Bullan, zur Einführung der Schulinspektion in Hamburg. Dass es ein großes Bedürfnis an den Schulen nach professioneller Reflexion und Unterstützung gibt, zeige sich allein an der Tatsache, dass sich rund 70 Schulen freiwillig für eine Schulinspektion gemeldet haben. „Die KollegInnen haben keine Scheu, sich in die Karten gucken zu lassen und Hilfe anzunehmen“, unterstreicht Bullan.

Allerdings ist der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft skeptisch, ob Schulinspektion wirklich zu besseren Bildungschancen für die SchülerInnen und zu mehr Information über die Qualität der Arbeit jeder einzelnen Schule führen kann.

Zu viel spreche dagegen:

Ø Die Behörde hat die Schulinspektion eingeführt, ohne den Sachverstand der LehrerInnen an den Schulen mit einzubeziehen. Die Fachkräfte an den Schulen wurden nicht gefragt, was sie eigentlich wirklich vor Ort benötigen.

Ø Die Schulinspektion ist nicht auf gegenseitigem Vertrauen zwischen Behörde, Inspektoren und Schulen angelegt. So hat die Behörde bereits von Anfang an den Weg hin zu einer höheren Qualität schulischer Arbeit verbarrikadiert.

Ø Die Behörde argumentiert in der Öffentlichkeit damit, die Schulinspektion mache endlich transparent, wie die Schulen arbeiten und verkennt dabei völlig, dass die Arbeit jeder einzelnen Schule bereits längst im Fokus von SchülerInnen, Eltern und Schulöffentlichkeit steht.

Ø Die Behörde hat es versäumt, die negativen Erfahrungen mit Schulinspektionen z. B. aus Großbritannien bei der Planung zu berücksichtigen: Dort behindert das öffentliche Beschämen von Schulen und die große Verunsicherung, die die Ankündigung einer Schulinspektion an den Schulen mit sich bringt, die pädagogische Arbeit statt sie voranzubringen.

Ø Die Behörde lässt im Dunkeln, wie sie mit den Ergebnissen der Schulinspektionen umgehen wird: Will bzw. kann sie ein öffentliches Ranking verhindern, das unfaire Vergleiche zwischen Schulen zieht, die nicht vergleichbar sind?

Ø Entscheidend ist letztlich, welche Schlussfolgerungen die Behörde aus den Ergebnissen der Schulinspektion ziehen wird: Welche Unterstützungsmaßnahmen sieht die Behörde für Schulen vor, bei denen die Inspektoren Defizite festgestellt haben? Welche besonderen Entwicklungsmaßnahmen gibt es für Schulen in belasteten Stadtteilen?

Klaus Bullan: „Bei aller Begeisterung der Bildungssenatorin: Sie hat auf die drängendsten Fragen noch keine Antwort gegeben. Das aber ist es, was den SchülerInnen, Eltern und Lehrkräfte an den Schulen auf den Nägeln brennt.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.