Patienten geben Zahnärzten die Note 4

Es ist zwar ziemlich seltsam, dass der stern seine Umfragen nicht alleine finanziert und präsentiert, aber interessant ist es schon, was in deutschen Zahnarztpraxen herausgefunden wurde.

In weniger als einem Drittel von 114 untersuchten Zahnarztpraxen in Deutschland waren Befund und Beratung so gut, wie es der Patient erwarten darf. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt eine von der ERGO Direkt Versicherungen und dem Magazin stern initiierte explorative Studie, die heute in einer gemeinsamen Pressekonferenz vorgestellt wurde und die Titelgeschichte des stern ist. Das Versicherungsunternehmen bietet auch Zahnzusatzversicherungen an.

Thema der groß angelegten Stichproben-Studie war „Die Qualität des zahnärztlichen Erstbefundes“. Die 2010 durchgeführte Untersuchung liefert somit Daten zu einem immer wieder diskutierten Thema, das Auswirkungen hat auf die Gesundheit der Bevölkerung ebenso wie auf die Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens. Durchgeführt wurde die Untersuchung von drei erfahrenen niedergelassenen Zahnärzten in Zusammenarbeit mit dem Kölner Institut für angewandte Verbraucherforschung (IFAV). Die Befunde wurden in 114 Zahnarztpraxen aus verschiedenen Regionen Deutschlands erhoben. Insgesamt 23 gesetzlich versicherte Probanden ließen sich dafür in jeweils fünf nach dem Zufallsprinzip ausgesuchten Praxen in der Nähe ihres Wohnortes als neue Patienten untersuchen und beraten.

Die Ergebnisse der Untersuchung sind ernüchternd, insbesondere mit Blick auf das oft behauptete hohe Niveau der zahnärztlichen Versorgung in Deutschland. Die Studienautoren gruppierten und bewerteten die geprüften Praxen nach einer Notenskala von 1 bis 6, wobei 1 und 2 für „gut“ standen, 3 und 4 für „mittel“, 5 und 6 für „schlecht“. Das Resultat: Die Durchschnittsnote lag bei 3,53. Nur rund 29 Prozent, also nicht einmal jede dritte Praxis, bekam die Note „gut“. 30,7 Prozent schnitten mit „schlecht“ ab.

Die Bewertung erfolgte auf Basis detaillierter Befunde: Alle Testpatienten wurden nach einem einheitlichen Verfahren durch die Gutachter untersucht und über die Ausgangsbefunde aufgeklärt. Die Gutachter und Autoren der Studie hatten den Probanden dafür genau erklärt, welche Untersuchungen sie in den Praxen erwarten könnten. Für ihre Praxisbesuche erhielten die Tester Fragebögen zur Dokumentation. Diese bildeten die Grundlage für die Bewertung der einzelnen Praxen durch die drei Gutachter.

Ein auffälliges Ergebnis war auch, dass die schwereren Fälle unter den Probanden noch deutlich schlechtere Erfahrungen machten als die leichten. Bei ihnen lag die Durchschnittsnote nur bei 4,4. Insgesamt zeigt sich außerdem eine enorme Abweichung der Ergebnisse bei den einzelnen Patienten. In rund 35 Prozent der Praxen hätte der Befund zu einer Über- oder Unterversorgung des Patienten geführt: Bei 18,4 Prozent der Praxen stellten die Studienautoren eine Unterversorgung fest, in 13,2 Prozent eine Überversorgung und in weiteren 3,5 Prozent der Fälle trat sogar beides zusammen auf.

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