Im Norden boomen nur die Teilzeitjobs

Man kann sie kaum noch hören, die Jubelarien auf den angeblichen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Tatsächlich aber boomen nur Minijobs und Dumpinglöhne, Teilzeit- und Leiharbeit. Der DGB warnt vor Altersarmut.

Die Auswirkungen der Finanzkrise sind bislang auf dem deutschen Arbeitsmarkt wenig spürbar gewesen. Es hat in den vergangenen Jahren einen Rückgang der gemeldeten Arbeitslosen und einen Anstieg der Beschäftigtenzahlen gegeben. Hinter dieser Aussage verbergen sich jedoch gravierende Veränderungen, so der DGB Nord: Es gibt heute weniger Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe als vor der Krise; dafür mehr im Dienstleistungsbereich. Die Arbeitslosen verschieben sich vom SGB III-Bereich in den Hartz IV-Bereich. Und im langfristigen Vergleich gibt es weniger Vollzeitarbeitsplätze, dafür mehr Teilzeitarbeit und mehr geringfügige Beschäftigungsverhältnisse.

Schleswig-Holstein:

Der Vergleich von März 2008 bis März 2011 zeigt, dass im nördlichsten Bundesland nach der Finanzkrise mit 642.886 Vollzeitarbeitsplätzen 5.403 Arbeitsplätze oder 0,8 Prozent mehr als vor der Krise bestehen.

Von März 2008 bis März 2011 stieg die Teilzeitarbeit sogar um 19.896 oder 12 Prozent auf 185.291 Arbeitsplätze an.

Die langfristige Beobachtung des Arbeitsmarkts in Schleswig-Holstein von Juni 1999 bis März 2011 zeigt im Gegensatz zu dem Vergleich vor und nach der Krise einen Rückgang der Vollzeitarbeit um 5,3 Prozent und einen Anstieg der Teilzeitarbeit um 43,4 Prozent auf 185.291 Arbeitsplätze an.

Die geringfügige Beschäftigung war im März 2011 um 4,2 Prozent oder 10.232 Plätze höher als 2008 und die Statistik wies insgesamt 255.499 geringfügige Jobs aus.

Fazit Schleswig-Holstein: Die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze ist nach der Krise moderat gestiegen, Teilzeitarbeit stark angestiegen und geringfügige Jobs haben mittelstark zugenommen. Im langfristigen Trend ergibt sich eine deutliche Abnahme der Vollzeit und eine dramatische Steigerung der Teilzeit.

Hamburg:

In Hamburg gibt es eine von den beiden norddeutschen Flächenländern abweichende Entwicklung. Hier stieg die sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung Im Vergleich März 2008 zu März 2011 um 3,4 Prozent oder 22.021 auf 672.691 Beschäftigte an.

Die Teilzeit legte in Hamburg um 16.974 oder 12 Prozent im Vor- und Nach-Krisenvergleich zu und beträgt 158.851 Teilzeitarbeitsplätze.

Die geringfügigen Jobs nahmen in Hamburg um 5.744 oder 3,7 Prozent auf insgesamt 161.996 im März 2011 zu.

Im langfristigen Verlauf von Juni 1999 bis März 2011 erhöhte sich die Zahl der Vollzeitbeschäftigten um 5,9 Prozent und die der Teilzeitbeschäftigten um 47,3 Prozent.

Fazit Hamburg: Auch in Hamburg ist die Teilzeitarbeit stark angestiegen, aber hier hat die Vollzeitbeschäftigung sowohl nach der Krise als auch im langfristigen Vergleich zugenommen. Der Trend zu immer mehr geringfügigen Jobs ist auch in der Hansestadt zu beobachten.

Mecklenburg-Vorpommern:

Der Krisenvergleich zeigt im nordöstlichen Bundesland von März 2008 bis März 2011 eine Abnahme der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung um 5.626 Plätze oder 1,4 Prozent auf 408.641.

Die Teilzeitbeschäftigung nahm im selben Zeitraum um 9.790 Plätze oder 10,7 Prozent auf 101.182 Teilzeitarbeitsplätze zu.

Die geringfügigen Jobs nahmen geringfügig um 728 oder 0,8 Prozent auf 88.171 zu.

Im langfristigen Trendverlauf (Juni 1999 bis März 2011) ergibt sich das Bild, dass die Vollzeit um 23,6 Prozent gesunken und die Teilzeit um 45,5 Prozent gestiegen ist.

Fazit Mecklenburg-Vorpommern: Der langfristige Trend der Verringerung der Vollzeitarbeit bestätigt sich auch im Vor- und Nachkrisenvergleich. Die insgesamt zu verzeichnende Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ist ausschließlich auf die Teilzeit zurück zu führen.

Uwe Polkaehn, Bezirksvorsitzender des DGB Bezirk Nord, der für die drei Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern zuständig ist, sagt zu diesen Arbeitsmarkttrends im Norden: „Die Abnahme der Vollzeitbeschäftigung und die Zunahme der Teilzeitbeschäftigung haben auch langfristige Auswirkungen auf die Sozialversicherung. Wer heute eine Teilzeitarbeit ausübt oder ausüben muss, bekommt später auch eine Teilzeitrente. Von der Politik wurde beschlossen, das Rentenniveau in den kommenden Jahren weiter zu senken. Deshalb warne ich heute vor dem Problem der wachsenden Altersarmut, das auf uns zukommt.“ Zugleich forderte der norddeutsche DGB Chef die Unternehmen auf, konkrete Personalentwicklungspläne auszuarbeiten, um durch eine Umwandlung von Teilzeitarbeitsplätzen in Vollzeitarbeitsplätze für eine Sicherung des Fachkräftebedarfs zu sorgen. „Die wachsende Zahl von Teilzeitarbeit widerspricht den Klagen aus der Politik und den Unternehmen zu den fehlenden Fachkräften.“

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