Erica Fischer liest aus „Himmelstraße“

Erica Fischer liest aus „Himmelstraße“, Geschichte meiner Familie

10. September 08, Mittwoch, 20.00 Uhr
Literaturhaus, Schwanenwik 38

Erica Fischer hat ein sehr persönliches, ergreifendes Buch über ihre Familie geschrieben. Unmittelbarer Anlass war der Selbstmord des Bruders, mit dem sie immer gerechnet hatte. Danach mussten noch einige Jahre vergehen, bevor sie sich an die Arbeit machte. Ihr und ihrem jüngeren Bruder hat sich die Last der Geschichte nonverbal vermittelt. Was geschah war ein Faktum, darüber gesprochen wurde nicht. Die stark anrührende Geschichte zeigt, dass der vielfältige Schrecken der Nazidiktatur auch noch in den nachfolgenden Generationen seine Schatten wirft.

Zeit ihres Lebens fühlte sich die Mutter entwurzelt. Mit ihrem Sohn bildete sie eine Festung gegen die Außenwelt. Die Eltern lernten sich in Wien kennen, 1938 mussten sie nach England fliehen. Dort baute sich die Familie ein neues Leben auf, und die ungleichen Geschwister Erica und Paul kamen zur Welt. Der Vater vermisste sein Heimatland und ging 1948 nach Wien zurück. Widerwillig folgte ihm die Familie. Die jüdischen Großeltern waren in Treblinka ermordet worden, weshalb der Mutter das Leben umgeben von einer Gesellschaft ehemaliger Nazis unerträglich erschien. Der Holocaust schwebte über ihnen wie ein dunkles Erbe, das sie nicht loswerden konnten. „Ich glaube, dass Angst generell sowohl das Leben meines Bruders als auch mein eigenes bestimmt hat … diese Angst haben wir von den Eltern mitbekommen … auch die dritte Generation lebt noch mit der Angst, die durch den Holocaust ausgelöst wurde.“ (taz mag, 28.02.08).

„Man wünscht sich, dieses Buch wäre ein Roman, ein von vorne bis hinten erfundener Text, aber das ist nicht so. Es ist eine schmerzvoll erlebte und schmerzvoll zu lesende Geschichte, die bisweilen so weh tut, dass man das Buch nur kapitelweise aufnehmen kann … Man liest diese Familiengeschichte, trotz der Lesepausen, die sie erzwingt, in einem Zug. Es ist ein sehr konzentrierter Text mit vielen Ortswechseln und Zeitsprüngen, die einem keine Ruhe gönnen … „ (Süddeutsche Zeitung, 29.09.07).

Erica Fischer, geboren 1943 in St. Albans/England. Ihr Vater war Österreicher, die Mutter polnische Jüdin. 1948 kehrte die Familie nach Wien zurück. Erica Fischer war damals 5 Jahre alt. In Wien studierte sie Sprachen und arbeitete als Journalistin. Anfang der 70er Jahre war sie eine der Mitbegründerinnen der Neuen Frauenbewegung in Österreich. Seit 1988 lebt sie in Deutschland, seit 1995 in Berlin. Ihre dokumentarische Erzählung „Aimée & Jaguar“ wurde 1994 ein Bestseller, verfilmt und in 20 Sprachen übersetzt. Veröffentlichungen: „Das Wichtigste ist, sich selber treu zu bleiben“, 2005; “Aimée & Jaguar“, 2005, verfilmt von Max Färberböck; „Ich wählte die Freiheit“, 2005; „Die Liebe der Lena Goldnadel“, 2000; „Die Wertheims“ (gem. mit Simone Ladwig-Winters), u. a.

Cornelia Manikowsky moderiert

Eintritt: Euro 7,-/erm. 4,-

Literaturzentrum Hamburg, Schwanenwik 38,
22087 Hamburg, internet: www.lit-hamburg.de

Kartenreservierungen
montags – freitags, 11.00 Uhr – 18.00 Uhr
Telefon 227 92 03 /207 69 037 oder FAX an 229 15 01
per e-mail an lit@lit-hamburg.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.