Kleine Chinesische Literaturtage: Gefahr und Begierde

Kleine Chinesische Literaturtage
Liebe und Subjektivität im Fokus aktueller chinesischer Literatur
Gefahr und Begierde
Erzählungen von Eileen Chang
Aus dem Chinesischen von Susanne Hornfeck, Wang Jue und Wolf Baus

Montag, 15. September, 20.00 Uhr
Literaturhaus, Schwanenwik 38

Im Rahmen der China Time 2008 widmet sich Hamburg drei international berühmten Autoren aus China, Hongkong und Taiwan: Mo Yan, Lung Yingtai und Eileen Chang.
Am 1. Abend steht Shanghai im Fokus mit der wohl einflussreichsten chinesischen Schriftstellerin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der Grande Dame der chinesischen Literatur: Eileen Chang.
Sie stammt aus einer einflussreichen Shanghaier Familie, die Mutter studierte in London und ließ sich von ihrem Ehemann scheiden, Chang fühlte sich immer zu der Mutter hingezogen, studierte später Literatur und liebte unglücklich den verheirateten „Landesverräter“ und Lebemann Hu Lancheng, Schriftsteller und Collaborateur der Japaner, dessen Nebenfrau sie wurde. Immer betrogen ließ sie sich scheiden, ging nach Hongkong, dann in die USA und heiratete dort einen amerikanischen Drehbuchautoren. Sie selbst arbeitete neben ihrer Schriftstellertätigkeit als Drehbuchautorin und Übersetzerin amerikanischer Literatur.

Die Kurzgeschichte, welche aus der Auswahl bei Claasen vorgestellt wird, ist semiautobiografisch und schildert ihr Verhältnis zu Hu Lancheng im von Japan besetzten Shanghai der Vierziger.
Ang Lee verfilmte die Geschichte vom verhassten Kollaborateur und der Lockvogel-Partisanin, denen der Sex plötzlich zur einzigen Sprache wird, in der sie sich verständigen können. Zur Körpersprache, wie Ang Lee es nennt. (Rainer Gansera, 18.10.08 in SZ)

(Gefahr und Begierde, Verfilmung der Short Story durch Ang Lee, Goldener Löwe von Cannes 2007)

Claassen schreibt im Klappentext: In einem Cafe wartet nervös eine junge Frau auf den Mann, mit dem sie ein Verhältnis hat: Lao Yi, der mächtige Geheimdienstchef der japanischen Marionettenregierung, soll in dieser Nacht sterben. Die junge Frau soll ihn verraten. Als er vor ihr steht, erkennt sie, dass sie ihn liebt. Sie warnt ihn, und er flieht rechtzeitig. Sie wird verhaftet und hingerichtet. (Klappentext, Claassen Verlag, Berlin 2008.)

Susanne Messmer in der TAZ: Der Film beruht auf einer Geschichte Eileen Changs, der interessantesten Autorin Chinas, die in Deutschland kaum jemand kennt. Was kein Wunder ist, denn wieder ist die deutsche Verlagslandschaft ihrem Ruhm gerecht geworden, in punkto China so ziemlich alles zu verschnarchen, was relevant ist. Anders als in den USA, wo viele von Eileen Changs Werken in englischer Übersetzung vorliegen, ist nur ihr Roman „Das Reispflanzerlied“ auf Deutsch erschienen -und das war vor 51 Jahren. (Susanne Messmer in der TAZ 7.6.08). Eileen Chang selbst schreibt, eine junge Frau wird Agentin und kann so aus dem Verlust ihrer Jungfräulichkeit an einen Lump noch einen Sinn ziehen. (Chang in der taiwanischen Ausgabe ihrer Erzählung, Se Jie, limited Edition 2008, Crown, S. 120).

Changs verstörende Psychogramme zeichnen Analogien zwischen Geschlechterkampf und Krieg, Besatzung und erotischer Abhängigkeit. Gefühlsblockaden gehen mit politischer Vereinnahmung einher, Moralverfall mit äußerer Zerstörung. In stimmungsvollen Weltstillstandsstudien evoziert Chang Romanzen in Zeiten des Ausnahmezustands. Nach konsequenter Ignorierung zur Mao-Zeit kam es, während sie in Taiwan seit den 1960er Jahren Kultstatus genoss, erst in den 1990er Jahren kam es zur breiten Rezeption der melancholischen Chronistin der chinesischen Moderne und zu einem regelrechten Eileen-Chang-Fieber in der Volksrepublik. (Steffen Gnam in der FAZ)

Die Übersetzerin Dr. Susanne Hornfeck, die mit Wang Jue und Wolf Baus die Short Stories in dem Band ins Deutsche übertrug, wird anwesend sein, eine kurze Einführung in Eileen Changs Werk geben und lesen. Dr. Susanne Hornfeck, Germanistin, Sinologin, übersetze zahlreiche Belletristik und Fachbücher aus dem Englischen und Chinesischen. 2007 wurde sie für ihre Übersetzung des Buches „Verräterische Bücher. Eine Verschwörung im alten China“ von Jonathan Spence aus dem Englischen mit dem Beck Preis ausgezeichnet.

Dr. Ma Kafai (Ma Jiahui) vom Center for Chinese Civilisation der City University Hongkong kommt zu uns nach Hamburg und steht zur Verfügung, um Fragen zu Eileen Chang und Shanghai, der Hongkonger Szene und der filmischen Umsetzung der Short Story zu beantworten. Der prominente Autor, Essayist, Filmkritiker und Kolumnist schrieb unter anderen ausführlich zu Eileen Chang und Ang Lee.

Martina Hasse, Hamburger Sinologin und Übersetzerin wird dolmetschen.

Eintritt: Euro 7,-/erm.4,-

Gefördert von der Robert Bosch Stiftung und der Behörde für Kultur, Medien und Sport, Hamburg

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