Der Sklaven-Graf ist weg!

Das umstrittene Denkmal für Heinrich Carl Graf von Schimmelmann ist nach einer fast zweijährigen Debatte, die weit über die Grenzen Wandsbeks hinausreichte, jetzt abgebaut worden. Frühmorgens wurde der Graf auf einen Schwerlasttransporter verladen und an den Leihgeber, die Firma Imtech,
zurückgegeben. Mittlerweile ist es an den Künstler zurückgegangen.

Direkt im Anschluss an die feierliche Einweihung des Denkmals durch den damaligen Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs in Anwesenheit der Kultursenatorin Karin von Welck am 10. September 2006, dem Tag des Offenen Denkmals, entbrannte eine teilweise sehr emotional geführte Diskussion.

Im Puvogelgarten auf dem Wandsbeker Marktplatz folgten diverse Demonstrationen, u.a. von der „Black Community“, Ankettungen und Farbbeschmierungen, die mit viel Aufwand wieder entfernt wurden.

Graf Schimmelmann hatte die Entwicklung Wandsbeks zweifellos stark beeinflusst, verdiente sein Geld aber in überwiegendem Maße mit dem Handel und der Arbeit von Sklaven auf seinen überseeischen Plantagen.

„Die öffentliche Auseinandersetzung über den Umgang mit Schimmelmann offenbarte insbesondere bei der damaligen Bezirksamtsleitung und der CDU-Bezirksfraktion ein hohes Maß an Unsicherheit und Naivität im Umgang mit der Geschichte. Obwohl ehemaliger Geschichtslehrer realisierte Herr Fuchs nicht, dass das Aufstellen einer Büste in jedem Fall einer Ehrung der dargestellten Person gleichkommt und ein ehemaliger Sklavenhändler dafür alles andere als geeignet ist“, sagt Thomas Ritzenhoff, SPD-Fraktionsvorsitzender in Wandsbek.

Die erklärende Tafel pries Schimmelmann als großen Kaufmann und Wohltäter Wandsbeks. Die tausendfachen Verschleppungen und die Ausbeutung von Afrikanern wurden lediglich mit der Erwähnung von Sklaven in einer Aufzählung von Handelsgütern angedeutet.

Der Regionalsprecher der SPD in der Bezirksversammlung, Rainer Schünemann, meint: „Der fast zwei Jahre andauernde, gescheiterte Versuch, die kolonialen Verbrechen Schimmelmanns gerade zu Zeiten der Auflärung und des Neuhumanismus zu verharmlosen und die fadenscheinige Behauptung, mit dem Denkmal bewusst einen öffentlichen Diskurs angestrebt zu haben, waren unhistorisch, absurd und peinlich. Wir sind froh, dass dieses unwürdige Kapitel endlich beendet ist und hoffen, dass sich die CDU von nun an weniger mit der Vergangenheit beschäftigt und Historikerstreite anzettelt, als vielmehr ihre Energie für die Gegenwart und Zukunft Wandsbeks einsetzt. Da
haben wir genug zu tun.“

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