„Das Herz der Leopardenkinder“

Vielversprechende Debüts:

Wilfried N’Sondé liest aus seinem Roman „Das Herz der Leopardenkinder“ (Kunstmann)

(Aus dem Französischen von Brigitte Große)

Montag, 16.02.09, 20.00 Uhr
Literaturhaus, Schwanenwik 38

„Die Leopardenkinder sind die jungen Menschen, die im Leben kämpfen, mit Grazie, aber manchmal auch mit Grausamkeit. Denn der Leopard ist ein Raubtier, welches eben diese beiden Eigenschaften hat.“ (O-Ton N’Sondé, Südwestrundfunk SWR2).

Der aufwühlende Debütroman des 1968 in Brazzaville/Kongo geborenen Wilfried N’Sondé, der nach ausgedehnten Reisen seit 17 Jahren in Berlin lebt, erzählt die Geschichte eines jungen Schwarzen in Frankreich, der auf einer Polizeiwache brutal zusammen geschlagen und eines Verbrechens beschuldigt wird, an das er sich nicht erinnern kann. Er wird angeklagt, im Alkoholrausch einen Polizisten getötet zu haben. In seiner Gefängniszelle erinnert er sich an seine große, verlorene Liebe und seine Weggefährten aus der Jugend. Immer wieder tauchen auch die Stimmen der Ahnen auf, die ein mythisches Afrika beschwören, das dem Jungen so fremd ist wie die Gesellschaft, in der er lebt.

N’Sondé erzählt von einer zärtlichen, leidenschaftlichen und verzweifelten Liebe und gibt zugleich den Problemen seiner afrikanischen Migrantengeneration, den an der Bruchlinie zweier Kulturen aufgewachsenen ‚Leopardenkindern’, eine literarische Stimme. In Frankreich hat man Sondés Roman als Reaktion auf die Konflikte der Immigranten-Ghettos von Paris verstanden, was Hans-Christoph Buch als ein Missverständnis deutet. Sondés Roman sei vielmehr „ein Selbstgespräch von schonungsloser Radikalität und betörender Musikalität, dessen stakkatohafter Rhythmus an Rap-Songs erinnert … nicht in seiner politischen Botschaft liegt die Stärke dieses kongenial übersetzten Romans, sondern in der Stilsicherheit des Autors … der mitreißend zu erzählen versteht.“ (FAZ). „Das Herz der Leopardenkinder“ wurde mit dem Prix des cinq continents de la Francophonie und dem Senghor-Preis für Literatur ausgezeichnet.

Wilfried N’Sondé selbst kam im Alter von fünf Jahren nach Frankreich und lebte mit seiner Familie in einem Pariser Vorort. Geprägt von den dortigen Lebensverhältnissen begann er schon früh, Gedichte und Kurzprosa zu schreiben. Nach einem Politologie-Studium an der Sorbonne zog er nach Berlin. Dort betreute er zahlreiche Sozialprojekte mit sozial benachteiligten Jugendlichen. Er wurde zunächst als Musiker aktiv – mit einer Mischung aus Trash-Rock und Afro-Punk und arbeitet zurzeit an einem Album mit Chansons.

Andreas Münzner moderiert
Kooperation mit dem Institut Français de Hambourg

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