Gedenklesung für Christa Reinig (06.08.1926 – 30.09.08)

Gedenklesung für Christa Reinig (06.08.1926 – 30.09.08)
Aus ihren Werken lesen: Ulla Hahn, Regula Venske, Jutta Heinrich, Charlotte Ueckert

Sonntag, 22.02.09, zur TeaTime um 17.30 Uhr
Literaturhaus, Schwanenwik 38

Christa Reinig war eine „Dichterin des Aufbruchs“ (DiePresse.com), eine „Unbeirrbare“, wie Die Welt sie nannte, in der DDR habe sie es abgelehnt, sich zur proletarischen Schriftstellerin zu verbiegen und im Westen keinen Versuch unternommen, sich dem gelenkigen bundesrepublikanischen Sound anzupassen. „…Am 30. September ist die große, aus Berlin stammende Lyrikerin in München gestorben. Der Band Sämtliche Gedichte wird im Januar neu aufgelegt.“ (DIE ZEIT; Nr. 43).

Christa Reinig hat Lyrik, Erzählungen, Romane und Hörspiele publiziert und ist auch als Russisch-Übersetzerin hervorgetreten (u. a. von Marina Zwetajewa). Ihr schnoddriges Talent wurde schon von Brecht entdeckt. Karl Krolow nannte sie eine „rigorose Dichterin“. Ab Mitte der 70er bis in die 80er Jahre verband Reinig ihre messerscharfe Satire, ihren schwarzen Humor und ihre Kulturkritik thematisch mit dem Kampf der Frauenbewegung. ). „Satire ist die Messerschärfe, mit der ich meine Leser skalpiere.“ (Suhrkamp Autorinnenlexikon). Feministische Erkenntnisse spitzte sie zu radikalen literarischen Aussagen zu.

„Reinig verbindet in kunstvoller Weise eine klare Sprache mit einer komplexen Form, womit sie vielfältig zum Ausdruck bringt: ‚Mein Leben ist mein Thema und die Erinnerung meine Materie’.“ (Metzler Autorinnen-Lexikon) „Der Prosa-Sprache Christa Reinigs attestierte Karl Krolow … eine scharfe, lässige und bei alledem doch unbequeme Aufmerksamkeit: ‚Disziplinierte Strenge, ja, Rigorosität, die man auch aus ihren Gedichten kennt, Härte, die bis zur Schonungslosigkeit geht und die sich in ihrer genannten Ausdruckslässigkeit gleichsam erleichtert, lassen sie zu einem eminenten Spannungsfeld werden’.“ (Karl Riha, KLG).

Bekannt wurde Reinig vor allem mit ihren Gedichtbänden „Die Steine von Finisterre“, „Die Ballade vom Blutigen Bomme“, „Müßiggang ist aller Liebe Anfang“ und ihren Romanen „Die himmlische und die irdische Geometrie“, „Die Frau im Brunnen“ und „Entmannung“, der auf die Entmännlichung in der Kultur zielte. 2006 veröffentlichte sie philosophische Betrachtungen unter dem Titel „Das Gelbe vom Himmel“.

Christa Reinig wurde 1926 in Ost-Berlin geboren und wuchs in der DDR auf. Als Kind erlebte sie die Machtübernahme der Nazis und als 19-jährige die Zerschlagung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Im Krieg wurde sie als Fabrikarbeiterin eingesetzt und stand später als Blumenbinderin am Berliner Alexanderplatz. Nach Kriegsende holte sie das Abitur nach und studierte Archäologie und Kunstgeschichte. Noch während ihres Studiums erhielt sie Publikationsverbot. In keinem Falle wollte sie sich in die Schablone des „sozialistischen Realismus“ pressen lassen.

Als sie 1964 den Bremer Literaturpreis erhielt, nutzte sie ihre Ausreisegenehmigung, um im Westen zu bleiben. Christa Reinig war Mitglied des P.E.N. und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Sie erhielt u. a. den Bremer Literaturpreis, das Villa-Massimo-Stipendium, den Hörspielpreis der Kriegsblinden, das Bundesverdienstkreuz, den Tukanpreis der Stadt München, den Brandenburgischen Literaturpreis.
Unkostenbeitrag: Euro 4,-

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