Bahn nach Lübeck bleibt laut

EISENBAHN.jpegDie Eisenbahnstrecke Hamburg-Lübeck ist mit täglich rund 250 Zügen eine der meist befahrenen Strecken Norddeutschlands. Anwohner von St. Georg bis Rahlstedt klagen zunehmend über den Lärm, der hier nachts einen Emissionspegel von 70 bis 75 dB(A) erreicht. Eine Anfrage der SPD-Wandsbek ergab: Ändern wird sich erst einmal nichts.
„Für die Akzeptanz des erklärten verkehrspolitischen Ziels, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern, wird es entscheidend sein, den Schutz der Anwohner vor Schienenverkehrslärm, insbesondere während der Nachruhe, zu verbessern“, meint Ole Thorben Buschhüter, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung Wandsbek.

Die Wandsbeker Sozialdemokraten stellten deshalb eine Große Anfrage zur Lärmsanierung der Strecke. Diese ergab: Wegen der hohen Lärmbelastung wurde die Strecke im letzten Jahr in das Programm „Lärmsanierung an bestehenden Schienenwegen der Eisenbahnen des Bundes“, für das der Bund seit 1999 jährlich rund 51 Mio. Euro bereitstellt, aufgenommen.

Doch unter den insgesamt 188 Streckenabschnitten des Lärmsanierungsprogramms steht der
Abschnitt St. Georg-Rahlstedt in der Prioritätenreihung nur an 90. Stelle. Angesichts der begrenzten Mittel ist derzeit nicht absehbar, wann hier eineLärmsanierung erfolgen kann.

Daran ändert auch nichts, dass der Bundestag im kürzlich beschlossenen Bundeshaushalt 2006 die Mittel auf rund 76 Mio. Euro erhöht hat. Denn für die Lärmsanierung aller in 2005 neu in das Programm aufgenommenen Strecken sind mehr als 1,5 Mrd. Euro veranschlagt. „Bei diesem Tempo wird es noch rund 20 Jahre dauern, bis das Programm umgesetzt ist“, sagt Buschhüter.

Hinzu kommt: Da es sich beim Lärmsanierungsprogramm um ein freiwilliges Programm handelt, kann es jederzeit Sparmaßnahmen zum Opfer fallen. Denn wie an Straßen besteht auch an Eisenbahnstrecken kein gesetzlicher Anspruch auf Lärmschutz, selbst dann nicht, wenn der Verkehr und damit der Lärm zunehmen.

Anders verhält es sich, wenn eine Eisenbahnstrecke neu gebaut oder eine bestehende wesentlich geändert wird. Die Elektrifizierung der Strecke Hamburg-Lübeck, die in diesem Jahr beginnen soll, fällt jedoch nicht darunter. Denn durch den Einsatz moderner E-Loks anstelle lauter Dieselloks wird sich die Lärmbelastung zumindest nicht verstärken.

„Lärmschutzmaßnahmen würden deshalb wohl nur schneller erfolgen, sollte die Strecke Hamburg-Lübeck tatsächlich über die Elektrifizierung hinaus in den nächsten Jahren ausgebaut werden“, meint Buschhüter.

Für einen solchen Ausbau sind zwei Varianten im Gespräch: Angesichts des prognostizierten Wachstums der Verkehrsnachfrage im Güterverkehr (bundesweit +103 % von 1997 bis zum Jahre 2015) sieht der Bundesverkehrswegeplan 2003 einen dreigleisigen Ausbau des Streckenabschnitts Wandsbek-Ahrensburg vor.

Wenn es nach der Bezirksversammlung Wandsbek ginge, würde stattdessen parallel zur vorhandenen Strecke eine zweigleisige S-Bahn-Strecke gebaut. Wie auch immer die Entscheidung fällt, mit einem solchen Ausbau wären Lärmvorsorgemaßnahmen dann zwingend verbunden. „Angesichts des zunehmenden Verkehrs darf die Entscheidung über den Ausbau der Strecke Hamburg-Lübeck nicht länger aufgeschoben werden. Dann gäbe es auch endlich eine Perspektive für umfassenden Lärmschutz für die Anwohner“, so Buschhüter.

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