Ausbildungsreport: 40 % in Warteschleifen

Jahrelang wurde behauptet, alle ausbildungswilligen und -fähigen Jugendlichen bekämen einen Ausbildungsplatz. Nun zeigt der Ausbildungsreport des Senats: Selbst 2008, im besten Ausbildungsjahr seit langem, sind über 40 % der Schulabgänger in Warteschleifen abgedrängt worden. SPD und LINKE üben Kritik.

Das Schlimme kommt aber erst noch: Durch die Wirtschaftskrise bieten die Betriebe schon jetzt weniger Ausbildungsplätze an. Und im nächsten Jahr verlässt ein doppelter Abiturientenjahrgang die Schulen, was der Hamburger Senat verschlafen hat. Stattdessen hat er sich auf eine Appellpolitik verlegt.Ausbildungsbericht in den Schulausschuss

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat die Vorlage eines Ausbildungsberichtes durch den Senat begrüßt und eine Befassung des im Schulausschuss angemahnt.

„Der Senat soll dort darstellen, mit welchen Maßnahmen er die Ausbildung aller Hamburger Jugendlichen in Zeiten der Finanzkrise sichern will“, sagte die SPD-Abgeordnete Britta Ernst. Sie betonte, es gebe keinen Anlass, die Hände in den Schoß zu legen. Derzeit gebe es einen siebenprozentigen Rückgang bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen.

Die Einführung dieses Ausbildungsberichtes geht maßgeblich auf den SPD-Antrag „Für Transparenz auf dem Ausbildungsmarkt – Ausbildungsberichterstattung wieder einführen“ (Drs. 19/1115) zurück. Hintergrund: Bis 2001 hatte der Senat jährlich einen Ausbildungsbericht vorgelegt. Diese Berichterstattung hatte der CDU-Schill-FDP-Senat eingestellt. Die Fraktionen von SPD und GAL hatten diesen Umstand kritisiert und die Probleme der Ausbildungssituation im Rahmen große Anfragen in der Vergangenheit immer wieder thematisiert.

Das sagt die LINKE:
Ausbildungsreport: Verdrängte Wahrheiten – Appellpolitik des Senats auf Kosten der Jugendlichen gescheitert

Dazu erklärt Dora Heyenn: „Den ausbildungsunwilligen Unternehmen hinterherzulaufen, sie möchten doch bitte mehr ausbilden, hat in der Vergangenheit nichts gebracht und wird auch zukünftig nichts bringen. Die Leidtragenden sind die Hamburger Jugendlichen, die am Beginn ihres Berufslebens gesagt bekommen: Ihr werdet nicht gebraucht.“

Und weiter: „Jetzt hilft nur eins: Der Staat muss selbst was für die Jugendlichen tun. Er muss nicht nur ein paar hundert, sondern tausende vollqualifizierende Ausbildungsplätze in Berufsfachschulen und außerbetrieblichen Ausbildungsstätten bereitstellen. Die Freie und Hansestadt Hamburg muss in der jetzigen Situation weit über ihren Bedarf Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen und der Senat muss auf die Einhaltung des Ausbildungspaktes bei Handwerkskammer und Handelskammer bestehen.“

Jugendlichen nach der Schule den Eintritt ins Berufsleben zu versagen ist unverantwortlich. Sollten im Herbst wieder viele Absolventen ohne Ausbildungsplatz sein, kommt man an einer Ausbildungsumlage nicht vorbei. Die 80 % ausbildungsunwilligen Hamburger Unternehmen müssen dann zur Finanzierung herangezogen werden.

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