Zwingt Misstrauen Grün zu Schwarz?

Dass die Grünen die Einladung zum Gespräch mit der CDU annehmen, ist keine Überraschung sondern pure Höflichkeit. Überraschend sind eher die Argumente, die gestern bei der GAL-Mitgliederversammlung Teile der Diskussion bestimmten.

Nach vier Jahren gemeinsamer Regierung, sieben Jahren gemeinsamer Opposition und mindestens einem Jahr gemeinsamen Wahlkampfs überwiegt bei vielen GALiern noch immer das Misstrauen gegenüber den Sozialdemokraten: Wenn wir nicht Schwarzgrün machen, dann machen die blitzschnell Schwarzrot, da ticken die Uhren schon, meinte etwa die ehemalige Zweite Bürgermeisterin Krista Sager. Und Bürgerschaftsabgeordnete Christiane Blömeke wies darauf hin, was das dann bedeuten würde: Gemeinsam mit der Linken könne man nicht einmal einen Untersuchungsausschuss beschließen gegen die Übermacht der beiden großen.

Verstehen kann man’s: Die SPD-Oberen tun derzeit alles dafür, derartiges Misstrauen zu stärken. Viele reden offen über Schwarzrot, einzelne haben offenbar im Geiste schon den Senatorendienstwagen samt Fahrer vor der Tür stehen.

Die Stimmung der Mitglieder trifft dies nicht. Viele erinnern sich noch gut daran, wie sie 2005 an den Infotischen gegen die Mehrwertsteuererhöhung wetterten – und sie anschließend nach Abschluss der Großen Koalition verteidigen mussten. Sie würden dies freiwillig bei Vorschulgebühren und den zahlreichen anderen Einschränkungen für Familien, bei Kraftwerk Moorburg, bei den Studiengebühren und den vielen anderen kontroversen Themen nicht wieder tun wollen.

Das gegenseitige Misstrauen arbeitet für von Beust. Wenn wir es nicht tun, tun es die anderen – mit dieser Begründung wird er Bürgermeister bleiben.

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