Zentralabi: Alle gegen Rabe

Die Kritik an den Hopplahopp-Plänen von Schulsenator Ties Rabe (SPD) zur Einführung des Hamburger Zentralabiturs erreicht eine neue Dimension: Schüler-, Lehrer- und Elternkammer protestieren gemeinsam gegen die einheitlichen Abschlussprüfungen ab 2014 in allen Fächern, die zudem bundesweit angeglichen werden sollen. Sie haben Bedenken in der Sache und fühlen sich übergangen.

Wir dokumentieren den Protestbrief:

„Sehr geehrter Herr Senator,
mehrfach haben Sie in den vergangenen Wochen erklärt, das Abitur durch zentrale
Abschlussarbeiten mit einheitlicher Bewertung vergleichbarer und gerechter machen zu wollen.
Wir, die Vorsitzenden der SchülerInnen-, Eltern- und Lehrerkammer, halten dies für einen falschen
Weg und wenden uns zudem gegen das Verfahren, mit dem die Änderungen umgesetzt werden
sollen.

Zwar sehen auch wir, dass die ungleiche Wertigkeit gleicher Abiturnoten in ihren Auswirkungen
ungerecht sein kann, wenn eine Note zum Beispiel in Numerus-Clausus-Fächern über die Zulassung
zum Studium entscheidet. Auch uns sind die Untersuchungen bekannt, die belegen, dass eine Note
zwar eine Aussage über das Können im Vergleich mit der eigenen Lerngruppe trifft, aber alles andere
als objektiv oder vergleichbar ist. In einer starken Lerngruppe bekommt ein Schüler vielleicht eine
„zwei“ für die gleiche Leistung, die in der schwachen Gruppe eine „eins“ bedeutet hätte – und
umgekehrt.

An diesem Zustand ändert eine zentrale Abschlussarbeit jedoch (fast) nichts. So, wie Abiturnoten
heute zusammengesetzt sind, hat die eine abschließende schriftliche Arbeit daran einen Anteil von
weniger als zehn Prozent. Selbst wenn diese letzte Arbeit um eine volle Zensur besser oder
schlechter ausfiele, als erwartet, so würde dies die Abiturnote nur um eine Zehntel Zensur nach oben
oder unten verschieben. Dies ist ganz sicher kein bedeutender Fortschritt für die Vergleichbarkeit
des Abiturs.

Gleichzeitig mit der Einführung zentraler Arbeiten soll die bisherige Zweitbegutachtung entfallen. Sie
sicherte nach dem Vier-Augen-Prinzip Qualitätsansprüche, ohne dies mit zentraler Gleichmacherei zu
verknüpfen. Das ist eindeutig ein Schritt weg von der Vergleichbarkeit der Abiturnoten.

Sie nehmen zudem in Kauf, dass die vielfältigen Bemühungen der Schulen, mit ausgefeilten Profilen
auf Interessen und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler einzugehen, durch zentrale Arbeiten
eingeschränkt werden. Wer – insbesondere in zweistündig unterrichteten Fächern – die von Ihnen
mehrfach genannten 50 % auf die Vorbereitung zentraler Prüfungsarbeiten verwenden muss, hat nur
sehr eingeschränkt Gelegenheit zur individuellen Schwerpunktsetzung. Das ist nicht moderne Schule,
sondern die Rückkehr zum abfragbaren Wissenskatalog uralter Prägung.

Viele Schulen führen Profile in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit Betrieben durch. Diese Initiativen sind vor dem Hintergrund eines drohenden Fachkräftemangels im technisch/naturwissenschaftlichen Bereich sehr zu begrüßen. Ihre Weiterführung wird durch die Rückkehr zum Zentralismus praktisch unmöglich und außerschulische Partner werden vor den Kopf gestoßen.

Besonders befremdet uns, dass Sie es – im Widerspruch zur eindeutigen Regelung in § 79 des Schulgesetzes – versäumt haben, die Kammern vor der Entscheidung über die Veränderung der Abiturprüfung zu hören. Selbstverständlich können Sie Wünsche und Pläne entwickeln und verkünden, Entscheidungen jedoch erst, wenn die dafür gesetzlich vorgesehenen Gremien darüber beraten haben. Wenn Sie uns im Mai einen Entwurf zur Änderung der Prüfungsordnung vorlegen wollen, nachdem Sie den Schulen bereits mitgeteilt haben, wie künftig zu verfahren ist, wird Mitwirkung seitens der Kammern zur Farce.

Mit freundlichen Grüßen
Yasemin Cec Lorenz Iversen Michael Hartwig
Vors. d.SchülerInnenkammer Vors. d.Lehrerkammer Vors.d. Elternkammer“

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