Verbrauch: 30 Brote auf 100 Kilometer

O.k., dies ist ein Hamburger Blog, und die Aktion findet in Berlin statt. Aber da man sich auch in Hamburg allmorgendlich schon beim Brötchen holen über Achtzylinder-Klein-LKW der Marken BMW und Mercedes ärgern kann, findet die Geschichte hier statt: Es geht um Brot statt „Biosprit“ – Greenpeace-Aktivisten protestieren gegen eine falsche Kraftstoffpolitik.

Hier die Greenpeace-Pressemitteilung:

Gegen die verfehlte Kraftstoffpolitik von CDU und SPD protestieren Greenpeace-Aktivisten in Berlin. Unter dem Motto „Brot statt ‚Biosprit'“ stapeln sie vor den Parteizentralen beider Parteien Brote auf einem Tisch. Im Hintergrund steht ein Mercedes-Geländewagen. Aus 100
Kilogramm Weizen lassen sich entweder 100 Brote backen oder knapp 40 Liter Ethanol herstellen. Ein Mercedes-Geländewagen mit 13 Liter Verbrauch verschlingt nach dieser Rechnung alle drei Kilometer ein Brot, wenn er nur mit Agrosprit betankt wird. Greenpeace fordert, Benzin und Diesel keinen weiteren Agrosprit beizumischen.

„SPD und CDU sind durch ihre Agrokraftstoff-Ziele mitverantwortlich fuer die weltweite Ernaehrungskrise“, sagt Ulrike Kallee, Biomasse-Expertin von Greenpeace. „Wenn sich Menschen in Afrika, Asien oder Suedamerika auch aufgrund deutscher Politik kein Brot mehr leisten koennen, ist das zutiefst unchristlich und unsozial.“

Neben veraenderten Ernaehrungsgewohnheiten, Missernten und Preisspekulationen tragen Agro-Treibstoffe entscheidend zur aktuellen Preisexplosion bei Grundnahrungsmitteln bei. Die OECD schaetzt, dass der zunehmende Anbau von Getreide, Mais und Oelsaaten fuer Agro-Treibstoffe die
Preise massiv beeinflusst. Auch Weltbank und IWF sehen im sogenannten „Bio“-Sprit eine wesentliche Ursache fuer die juengsten Preisexplosionen bei Lebensmitteln.

Alleine in den USA werden inzwischen 84 Millionen Tonnen Getreide zu Ethanol verarbeitet. Damit koennte man 200 Millionen Menschen ein Jahr lang ernaehren. In Deutschland wird vor allem „Biodiesel“ produziert. Die einheimische Erzeugung reicht aber schon laengst nicht mehr aus. Jüngste Analysen von Greenpeace belegen, dass der beigemischte Pflanzen-Diesel zu
fast 20 Prozent aus ausländischem Sojaoel gewonnen wird. Jedes Prozent mehr Beimischung von Biodiesel in Deutschland, bedeutet ueber 700.000 Hektar zusätzliche Anbaufläche für Agrosprit. Greenpeace fordert daher, die Beimischungsquote aufzugeben.

„Angela Merkel und ihre Minister Seehofer und Gabriel sind schlecht beraten, wenn sie auf Agro-Treibstoffe setzen“, sagt Kallee. „Agro-Sprit im Tank bedeutet mehr Hungernde und weniger Urwälder. Vier Wochen vor dem UN-Urwaldgipfel in Bonn muss von Deutschland ein deutliches Signal ausgehen, dass Agrosprit der falsche Weg ist für den Klimaschutz. Was wir
wirklich brauchen sind sparsamere Autos. Doch statt sich sich für einen geringeren Kraftstoffverbrauch einzusetzen, stellen sich CDU und SPD schützend vor die Hersteller von Sprit schluckenden Limousinen.“

Greenpeace hält bis 2020 eine Senkung des Flottenverbrauchs auf 3 Liter pro 100 Kilometer für möglich. CDU uns SPD lenken stattdessen durch einen Ausbau der Agro-Kraftstoffe von den nötigen Verbrauchssenkungen ab. Bis 2020 haben sich die europäischen Staats- und Regierungschef unter der Führung von Angela Merkel auf eine Verzehnfachung der
Agrosprit-Beimischung geeinigt. In Deutschland will Umweltminister Gabriel sogar 12 bis 15 Prozent Agro-Kraftstoffe im Tank sehen.

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