Talente fördern, nicht vergraulen

Die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Britta Ernst hat den Senat aufgefordert, in der Ausbildungs- und Hochschulpolitik umzusteuern, um eine Zunahme des Fachkräftemangels in Hamburg zu verhindern. „Es muss eine Kurskorrektur geben. Mit dem Bildungsniveau der 80er Jahre können wir das neue Jahrtausend und den Übergang in die Wissensgesellschaft nicht hin bekommen“, sagte Ernst.

Sie warnte davor, den Fachkräftemangel allein über eine erleichterte Zuwanderung abbauen zu wollen. „Die erste Aufgabe ist es, Talente im eigenen Land zu fördern und vorhandene Begabungen zu unterstützen. Erst der letzte Punkt einer ganzen Reihe von Maßnahmen wäre eine erleichterte Zuwanderung auf den Arbeitsmarkt“, sagte Ernst.

Zentrale Aufgabe der Politik sei es, arbeitslose Menschen und freie Stellen zusammen zu bringen. Hier sei die Mobilität der Jobsuchenden ebenso gefragt wie das Engagement der Bundesagentur für Arbeit. Unternehmen und Politik sollten ferner gemeinsam für mehr Fachkräfte sorgen: „Firmen müssen ihre Anstrengungen in Aus- und Weiterbildung erhöhen. Wo das duale System nicht genügend Ausbildungsplätze bereit stellt, müssen staatliche Maßnahmen die Basis dafür schaffen, dass diese Jugendlichen eine Qualifizierung bekommen.“ Weiter forderte Ernst eine „gezielte Politik, die Jugendlichen zu besseren Abschlüssen verhilft und vorhandene soziale Barrieren durchbricht“.

Auch in der Hochschulpolitik sei ein Umsteuern nötig, um dem Fachkräftemangel zu begegnen: „In Europa beginnen über 50 Prozent eines Abschlussjahrgangs ein Studium. Hier sind es nur 40 Prozent. Auch deshalb ist die Einführung von Studiengebühren falsch. Denn sie schreckt junge Menschen ab, ein Studium zu beginnen“, sagte die SPD-Abgeordnete.

Während sich der Wissenschaftssenator mit einer Talentbehörde beschäftige, von der niemand wisse, welchen Nutzen sie haben soll, suchten viele Hamburger Jugendliche – häufig vergeblich – einen Ausbildungsplatz. Ernst forderte den Senat zu einem spürbaren Kurswechsel auf: „Wir brauchen eine Familienpolitik, die es insbesondere qualifizierten Frauen ermöglicht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Wir brauchen Hilfe für Jugendliche, die Schwierigkeiten beim Übergang von der Schule in Arbeit oder Ausbildung haben. Und wir brauchen bessere Weiterbildung, um älteren Langzeitarbeitslosen eine Chance zu bieten, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen.“

Der Senat zementiere mit seiner Politik das Ungleichgewicht in der Gesellschaft. „Heute werden die Weichen gestellt. Heute entscheidet sich, ob wir zukünftig in einer Stadt des Zusammenwachsens leben oder in einer Stadt der Ausgrenzung. Der Senat stellt die Weichen falsch. Er setzt auf Ausgrenzung.“

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