Sozialplan bei Bergedorfer Zeitung

Nach einer wochenlangen, teilweise sehr zugespitzten Auseinandersetzung wurde am 4. Mai ein Verhandlungsergebnis im Konflikt um die Schließung der Vorstufe der Bergedorfer Zeitung erzielt.

Die Gewerkschaft ver.di erklärt dazu:

Kein Sozialplan ist gut, aber gemessen am Ausgangspunkt der Auseinandersetzung haben Betriebsrat, Belegschaft und Gewerkschaften viel erreicht. Ursprünglich war die Funke Mediengruppe davon ausgegangen, dass in Form des geltenden Rationalisierungsschutzabkommens schon ein Sozialplan vorliege.

Der jetzt vereinbarte Sozialplan übersteigt im Volumen Regelungen dieses Abkommens deutlich. Vereinbart wurden: Abfindungen deutlich über den Regelungen des Rationalisierungsschutzabkommens, Teilabfindungen mit Garantien auf Vollabfindung für Beschäftigte, die in andere Funke-Unternehmen wechseln können sowie eine Transfergesellschaft mit Laufzeit von bis zu 12 Monaten.

Um das Ergebnis einzuordnen, hier noch einmal kurz zusammengefast, wie es dazu kam:
Betriebsrat und Belegschaft sollten überrumpelt werden durch eine buchstäblich über Nacht hereinbrechende Nachricht unmittelbar bevorstehender Kündigungen.
Daraufhin wurden die Betroffenen sofort von ver.di zum Warnstreik – allerdings wegen erst kurz zurückliegende Tarifflucht des Unternehmens. Schon eine Woche danach trat die gesamte Belegschaft – Vorstufe, Redaktion, Verlag – in einen eintägigen Warnstreik.
Unterstützt von vielen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Betrieben, vor allem des Hamburger Abendblatts, begann eine intensive Öffentlichkeitsarbeit.
Große Unterstützung erhielten die Betroffenen aus der Hamburger Bürgerschaft, aus dem Bundestag, aus der Landeskirche und aus vielen Betrieben aus der gesamten Bundesrepublik.
Der Druck auf Funke war mittlerweile so groß geworden, dass die Verhandlungen eröffnet wurden durch den Leiter der Zeitungsgruppe Nord. Erstmals konnte ein Aussetzen der Kündigungen um einen Monat erreicht werden.
In der nun tatsächlich einsetzenden Phase der Information und Beratung legten die Gewerkschaften zusammen mit dem Betriebsrat ein „Geschäftsmodell Solidarität“ vor, dass einen kontrollierten Stellenabbau über einen längeren Zeitraum ermöglicht hätte. Dieses wurde von Funke nicht angenommen.
Mit Beginn der Sozialplanverhandlungen konnte schließlich noch ein weiterer Aufschub (Moratorium) durchgesetzt werden.

In vergleichsweise kurzer Zeit konnten dann Sozialplan und Transfergesellschaft verhandelt und vereinbart werden.

Dies alles wurde von einer hoch organisierten, disziplinierten und zugleich sehr entschlossenen Belegschaft und ihrem Betriebsrat erreicht. Was von dort ausging, hat „Funken geschlagen“ – und so ist vor allem allen noch zu danken, die im Bereich der Politik, gesellschaftlicher Organisationen und Betrieben Unterstützung nicht nur zugesagt, sondern auch verlässlich geleistet haben.

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