Der Koala (Phascolarctos cinereus), auch Aschgrauer Beutelbär genannt, ist ein baumbewohnender Beutelsäuger in Australien, weiß Wikipedia. Über seine Vermehrung sollten Hamburgs Drittklässler in 230 Grundschulen eine hamburgweite Vergleichsarbeit im Fach Deutsch schreiben. Das ging in die Hose.
Der schulpolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Wilfried Buss, hat eine Kleine Anfrage zum Scheitern einer hamburgweiten Vergleichsarbeit in den dritten Schulklassen gestellt. „Dieser Vorgang ist eine Zumutung für die Schüler und ihre Eltern. Die Kinder wurden durch Fragestellungen frustriert, die ihrem Alter eindeutig nicht angemessen waren“, so Buss.
Die Schulbehörde hat die zentrale Klassenarbeit im Fach Deutsch jetzt zurückziehen müssen. Sie soll am 31. Mai 2007 wiederholt werden. „Die Aufgaben waren für Neunjährige zu anspruchsvoll“, so Buss. „Durch dieses Desaster ist pädagogischer Schaden entstanden. Eine sinnvolle Maßnahme wurde von der Schulbehörde erneut handwerklich unsauber umgesetzt.“
Mit seiner Kleinen Anfrage will der Schulpolitiker klären, wer die Aufgaben konzipiert hatte und welches pädagogische Ziel erreicht werden sollte. Zudem möchte Buss erfahren, wie zukünftig sichergestellt wird, dass die Aufgabenstellungen altersgemäß sind und notwendige Vergleichsarbeiten erfolgreich umgesetzt werden können.
Christa Goetsch, Vorsitzende der GAL-Bürgerschaftsfraktion, erklärt hierzu: „Es ist unbegreiflich, wie dieser Test in die dritten Klassen gegeben werden konnte. Einmal mehr wird deutlich, wie sehr die Schulbehörde personell ausgeblutet und fachlich überfordert ist.“
Die Sache mit den Vergleichsarbeiten ist ja Wahnsinn mit Methode. Für alle, die es nicht wissen: In Klasse 3, 6 und 8 werden in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch (letzteres nicht in 3) geschrieben. D.h. in allen Hamburger Schulen wird zur gleichen Zeit zu einem zentralen Thema gearbeitet. Das mag man noch gut finden.
Aber: Die zugehörigen FachlehrerInnen in Klasse 6 und 8 dürfen die Arbeit nicht kopieren (sie wird aus Kostengründen auf einer CD an die Schule geliefert), sie dürfen während der Arbeit nicht bei der Klasse sein und schließlich die Arbeit nicht korrigieren. (Gleiches gilt für die zentralen Abschlussarbeiten)
Wir LehrerInnen haben verstanden: Die Behörde geht anscheinend davon aus, dass wir den SchülerInnen die Arbeit vorher verraten, ihnen während der Arbeit helfen und schließlich bei der Bewertung schummeln. Oder wie?
Im Fall der 3. Klassen gibt es daher auch eine typische Lösung: Die Behörde hat einen Fehler gemacht und die SchülerInnen müssen daher am 31. Mai eine zweite Vergleichsarbeit in Deutsch schreiben. Sprich: Die Lütten müssen für das Versagen den Kopf erneut hinhalten. Hauptsache, wir haben verglichen … als ob durch das häufigere Wiegen die Sau immer fetter wird.
Thorsten
Hallo,
nach dem in der Klasse meines Sohnes auf einem Elternabend über die Vergleichsarbeiten informiert wurde war ich sehr frustriert (kann ja nur daneben gehen) .
Sofort als die Arbeit geschrieben war habe ich meinen Sohn (mein Sohn ist 8 Jahre alt) nach dieser Arbeit gefragt – WAR GANZ EINFACH, der Text handelte Koala die mit Pfeilen beschossen werden damit sie keine Kinder bekommen. Er sagte „dieses sei blöd“. Ich sagte es muss wohl so sein da zuviele Koala auf der Insel sind und die Natur zerstören. Mein Sohn sagte „aber wir sind doch auch zu viele Menschen auf der Erde und wir machen die Erde kaputt“ . –
Mein Sohn hat bei der Fragestellung nicht mehr an einen Deutschtext gedacht, nein er dachte über die armen Kaola nach und dementsprechend war dann auch diese Arbeit.
Ich bin froh dass er nicht auf die Idee kam dieses Thema mit unserem Handel bei Ratten Tauben Insekten ect. zu verbinden.
Hoffentlich kommt die Schulbehörde nicht auf die Idee über eine Geschichte von Pferden die zum Schlachthof kommen den neuen Deutschtest schreiben zu lassen. Es würde ein Geheul in den Schulen geben.
Liebe Schulbehörde Geschichten sind nicht nur Deutschtexte, sie sind in erster Linie für den Leser Gefühle, Meinungen soziale Bindungen und vieles mehr.
Geschichten sind für 8 jährige subjectiv und nicht objectiv ,denkt daran.
Tipp Sachtexte sind da ganz anders.
Mir persönlich kommt bei dieser Geschichte die Idee das die verantwortliche Senatorin nicht umsonst die doppel DD genannt wird, und dass die Übersetzung im Volksmund wohl zurecht besteht.
Juergen Junkes
Ja ich finde es auch unmöglich, weiß jemand, ob man sich die Arbeit irgendwo angucken kann? liebe grüße mary
Meine Meinung:
Die Schulbehörde hat sich mit ihrem ‚Koala-Test‘ (meine Wortschöpfung für diese Vergleichsarbeit) zutiefst blamiert und wieder einmal deutlich gemacht, wie weltfremd diese Behörde mit Schulen, Eltern und eben auch Kindern umgeht.
Trotz einiger bekannt gewordener Details kann über das Zustandekommen dieses Tests nur spekuliert werden. Deutlich wird aber zumindest, wie sehr es nicht nur an Sachverstand und Fachpersonal und Kontrollgreminen (wie wäre es mit Eltern?) für die Zusammenstellung von sinnvollen Testfragen für Drittklässler mangelt, es mangelt in erster Linie an gesundem Menschenverstand.
Was wollte man denn mit dem Koala-Test herausfinden ?
Allen Beteiligten ist bekannt, DASS es in Hamburger Schulen unterschiedliches Bildungsniveau gibt. Unterstellt man eine positive Absicht, wollte man also herausfinden WO Defizite existieren, um dann gezielter fördern zu können.
Unverständlich bleibt dann aber die Tatsache, dass diese Arbeit als Teil der Schulnote gewertet werden sollte. Das passt nicht zusammen.
Fazit:
Natürlich ist es sinnvoll herausfinden zu wollen wo gefördert werden muss.
Aber:
Das geht aber auch anders und mit weniger Stress für alle Beteiligten:
LehrerInnen, die diesen Test durchführen müssen (CD verteilen, Ergebnisse in PCs eingeben,etc.), Drittklässler, die abstruse Um-die-Ecke-Denken-Spielchen durchschauen sollen, Eltern, die ihren Kindern keine Antworten zum Sinn solcher Arbeiten geben können und zuletzt Behördenmitarbeiter, die durch Medienbereichte aus ihrem Tiefschlaf gerissen werden.
Ich wollte mich bei der Behörde beschweren, leider ohne Erfolg. O-Ton:
Aufgrund der vielen Beschwerden, haben wir Anweisung keine Beschwerden engegenzunehmen, benuzen Sie den Dienstweg.
Sprich: Wenden Sie sich an die Schulleitung, die dann die Beschwerde an die Behörde weiterleitet.
Leider gibt es in unserem demokratischen System keine Möglichkeit Probleme dieser Art kurzfristig und konkrekt anzugehen. Das Kreuzchen auf dem Wahlzettel wirkt – wenn überhaupt – auch erst in ein paar Jahren …
Und noch ein Motto:
Mehr Demokratie wagen, Bildung ist nicht (nur) Behördensache !!!