Masterplan Handwerk 2020 für Hamburg

Mit dem Masterplan Handwerk 2020 haben Senat und Handwerks­kammer Hamburg eine gemeinsame Strategie zur Stärkung des Handwerks in der Hansestadt vereinbart.

Das bundesweit einmalige Handlungskonzept wird seit 2011 jährlich evaluiert und bedarfsgerecht fortgeschrieben. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz, Wirtschaftssenator Frank Horch und Handwerkskammerpräsident Josef Katzer unterzeichneten die vierte Fortschreibung vor Ort im Handwerksbetrieb „Die Elbtischler“. Dabei unterstrichen sie die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Senat und Handwerk. Sie bilanzierten beachtliche Arbeitsfortschritte bei nahezu allen der knapp 40 Einzelthemen und gaben einen Ausblick auf wichtige neue Akzente. Ein wichtiger Schwerpunkt des Masterplans ist die Fachkräftegewinnung. Aktuell erweisen sich die Maßnahmen zur Integration von Migrantinnen und Migranten in Qualifizierung und Beschäftigung als sehr hilfreich.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz: „Bildung und Ausbildung von Migranten und Flüchtlingen sind eine Investition in die Zukunft. Es ist mir ein Herzensanliegen, ihnen so rasch wie möglich eine solide Berufsausbildung und die Integration in Arbeit und Gesellschaft zu bieten. Denn diese jungen Leute wollen lernen, etwas leisten und dem Land etwas zurückgeben, das sie aufgenommen hat. Sie sind auch eine Chance für unsere Wirtschaft, die dringend Nachwuchskräfte und Auszubildende sucht.“
Wirtschaftssenator Frank Horch: „Die Gegenwart und die Zukunft unserer Gesellschaft wird zunehmend durch Quantensprünge in der technologischen Entwicklung geprägt: In immer kürzerer Zeit werden immer mehr Möglichkeiten in der Produktion – auch im Handwerk -, der Kommunikation und im Dienstleistungssektor möglich. Damit wir diesen immer größeren Herausforderungen erfolgreich begegnen können, müssen wir versuchen, alle Bevölkerungsgruppen bei der Gestaltung des Produktions- und Arbeitsmarkts mitzunehmen.“

Handwerkskammerpräsident Josef Katzer: „Der Masterplan Handwerk 2020 enthält wichtige Angebote zur Integration von Migranten und Flüchtlingen, und das nicht erst seit heute. Das Handwerk hat gemeinsam mit dem Senat schon vor Jahren in die Hand genommen, was aktuell so dringlich ist wie nie zuvor. Wir wollen Migranten und Flüchtlinge gezielt aus- und weiterbilden, damit sie das Handwerk als Fachkräfte und Unternehmer leistungsfähig halten und gute Arbeit haben.“ Wie Integration vorbildlich gelingen kann, das zeigten beispielhaft die beiden Ausbildungsbetriebe „Die Elbtischler“ und „Zietz Elektrotechnik“, denen Katzer für ihr großes Engagement herzlich dankte.

Schlüssel für die Integration ist, schnell die deutsche Sprache zu lernen. Hier erwarten die Betriebe eine bessere Unterstützung durch Politik und Verwaltung, erklärten die anwesenden Geschäftsführer. „Sprache, Sprache und nochmal Sprache“ sei wichtig, sagten Arno Zietz von „Zietz Elektrotechnik“ sowie Boris Breiding und Florian von Tschammer von „Die Elbtischler“. Von Tschammer ergänzte, notwendig sei „die Sicherheit, dass die Auszubildenden ihre Lehre zu Ende machen und im Anschluss wenigstens ein paar Jahre als Fachkraft hier arbeiten können.“ Außerdem bräuchten die Auszubildenden mehr Betreuungsangebote während ihres Asylverfahrens, u.a. für Behördengänge.

Die Tischlerei beschäftigt einen Flüchtling aus Togo als Tischlerhelfer. Der Elektro-Fachbetrieb bildet aktuell einen Flüchtling aus Afghanistan aus. Der junge Muslim habe sich – auch, weil er schnell deutsch lernte – „super gemacht“, so Arno Zietz, und sei „sehr motiviert“. Für die Herausforderungen durch kulturelle und religiöse Unterschiede habe man praktikable Lösungen gefunden.

Der Masterplan hat das Ziel, gute Rahmenbedingungen für das Handwerk als stabilem Wirtschaftsfaktor der Stadt zu schaffen. Die Maßnahmen werden gemeinsam bis 2020 umgesetzt, und zwar in folgenden Handlungsfeldern: Fachkräftesicherung und Qualifizierung, Flächen für Betriebe, Handwerksförderung und Innovation, Existenzgründung und Betriebsnachfolge, Öffentliche Vergabe, Qualitätspolitik, Umwelt und Imagekampagne des Handwerks. Zur Entlastung des Landeshaushalts konnten verstärkt Bundesmittel eingeworben werden.

Beispiele für Maßnahmen:
Das Beratungsangebot des ESF-Projektes „Mission Zukunft“ wird der Senat fest in sein Programm „Work and Integration for Refugees“ (W.I.R) einbeziehen. “Mission Zukunft“ hat seit dem Start am 1. Januar 2015 bereits 35 Flüchtlinge für eine Nach- und Anpassungsqualifizierung zum Berufsabschluss beraten.

Das Projekt „Anpassungsqualifizierung in dualen Ausbildungsberufen“ organisiert zusammen mit Innungen und Betrieben individuelle Nachschulungen für Menschen mit ausländischen Berufsabschlüssen. Im ersten Halbjahr 2015 begannen 46 Einwanderer damit, 17 haben die volle Anerkennung schon erreicht, 8 von ihnen wurden im Betrieb übernommen. Die Zahl der Eritreer und Syrer im Projekt steigt, es erreicht also die aktuell eintreffenden Flüchtlinge.

Das ESF-Projekt „Integrierte Nachwuchsgewinnung im Handwerk“ berät zunehmend auch Flüchtlinge mit Interesse an einer Handwerksausbildung.

Im Handlungsfeld „Flächen für Handwerksbetriebe“ bringt sich die Handwerkskammer im Stadtentwicklungskonzept „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ für die Standortinteressen ansässiger Betriebe ein.

Im Handlungsfeld „Handwerksförderung und Innovation“ wird die Umstellung betrieblicher Fuhrparks auf e-Fahrzeuge unterstützt.

Im Handlungsfeld „Existenzgründung und Betriebsnachfolge“ wird das Gründungsprogramm für Meisterinnen und Meister in das neue städtische Förderangebot „Hamburg-Kredit Gründung und Nachfolge“ mit einer handwerksspezifischen Sonderkomponente integriert.

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