Mädchenheim im Allgäu ein Flop

SCHULE_ZUNGE.jpegDas Mädchenheim „Hubertushof“ im Allgäu , das von Hamburg belegt werden soll, ist auch im zweiten Jahr seines Betriebes nicht ausgelastet. Das ergab jetzt die Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage von Christiane Blömeke, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion.

Der Träger des Erziehungsheims hält insgesamt 16 Plätze bereit. Im Zeitraum 1. Januar bis 30. September 2006 waren dort 10 Mädchen im Alter von 13 bis 17 Jahren untergebracht. Aktuell befinden sich nur 4 Mädchen in der Einrichtung. Allein für die „anlaufbedingte Unterauslastung“ des Mädchenheims rechnet die Sozialbehörde mit Verlusten von rund 270.000,- Euro, die aufgrund einer Übergangsvereinbarung aus dem Etat der Sozialbehörde finanziert werden müssen.

„Die Auslastung des Heims hat sich in den letzten Monaten nicht deutlich verbessert. Von anlaufbedingter Unterauslastung kann hier keine Rede mehr sein. Es erstaunt mich schon, dass die Rudolf-Ballin-Stiftung die Zukunft der Einrichtung vor diesem Hintergrund trotzdem positiv bewertet“, kommentiert Christiane Blömeke die Antworten der Kleinen Anfrage.

Als unbefriedigend bewertet Blömeke auch die Möglichkeiten der Elternmitarbeit. Laut Anfrage fanden von Januar bis September 2006 insgesamt nur 15 Elternbesuche im Hubertushof statt. Die entstandenen Fahrtkosten belaufen sich dafür auf ca. 1.725,- Euro, die vom Hamburger Jugendamt getragen werden. Christiane Blömeke zur Elternarbeit: „ Rund tausend Kilometer sind eben zu weit, um einen engen kontinuierlichen Kontakt zwischen Eltern, Mädchen und Betreuern entstehen zu lassen. Dabei ist die Einbeziehung des familiären und sozialen Umfeldes wichtig, gerade wenn man sieht, dass die Hälfte der Mädchen, die aus Hamburg kommen, im Anschluss an die Zeit im Hubertushof ins Elternhaus zurückkehrt.“

Kritik übt Blömeke auch an der Antwort auf die Frage, ob der Senat eine Unterbringung für Mädchen in Hamburg plane: Der Senat habe sich hiermit nicht befasst, heißt es in der Senatsantwort. Nach Informationen der GAL gab es aber bereits Anfang Oktober eine Einladung zu einem Gespräch zwischen Jugendhilfeträgern und Behördenvertretern, das diese Woche stattgefunden hat. Das Thema: mögliche neue Unterbringungsmöglichkeiten in Hamburg für Mädchen in schwierigen Lebenslagen. Zudem anwesend waren aus anderen Bundesländern Vertreter von geschlossenen Heimunterbringungen für Mädchen.

Blömeke: „Gespräche über alternative Unterbringungsmöglichkeiten für Mädchen in schwierigen Lebenslagen waren längst überfällig. Wenn der Senat jetzt aber vor hat durch die Hintertür eine geschlossene Unterbringung für Mädchen in Hamburg einzurichten, dann wäre das nicht hinzunehmen. Möglicherweise ist dieses Vorhaben aber der Grund, warum der Senat in seiner Antwort keine Auskunft über die Gespräche gegeben hat.“

Zum Hintergrund der Übergangsvereinbarung:

Sozialbehörde und Rudolf-Ballin-Stiftung haben wegen der Beendigung der Kuren für Kinder eine Übergangsvereinbarung geschlossen, der zufolge die Sozialbehörde die vom Träger wirtschaftlich nicht tragbaren Strukturanpassungskosten erstattet. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Personalkosten für aufzulösende Arbeitsverhältnisse sowie so genannte Anlaufkosten in dem zum Mädchenheim umgewandelten Kurheim „Hubertushof“ im Allgäu. Für das Jahr 2006 belaufen sich diese Kosten insgesamt auf rund 1,5 Millionen Euro (Drs. 18/4778).

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