Kapitäne: Aus Hamburg kommen sie nicht

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat die Weigerung des Senats bedauert, die Kapitänsausbildung zurück nach Hamburg zu holen. Wirtschaftssenator Gunnar Uldall hatte zuvor erklärt, die Einrichtung eines neuen Studiengangs oder gar der Aufbau einer eigenen Nautik-Schule in Hamburg würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen.

„Diese Aussage beweist: Der Senat hat geschlafen, als klar wurde, dass der Bedarf an Kapitänen wieder steigt“, sagte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Uwe Grund am Freitag. Es sei für die Hafenstadt Hamburg „eine Schande, dass mit Hamburger Steuergeldern nautische Offiziere woanders ausgebildet werden sollen“. Es sei „mehr als bedauerlich, dass der Senat sich hier nicht mehr für Hamburg ins Zeug geworfen hat“, sagte Grund. Er sprach sich für eine Seefahrtsschule in Hamburg aus.

Grund verwies dabei auf den Nachwuchs-Bedarf in der Seefahrt. Er liege nach Berechnungen der AG Seefahrtbildungswesen der Küstenländer bei bis zu 500 nautischen Offizieren pro Jahr. Nach Aussagen des Verbandes Deutscher Reeder (VdR) sei von 700 Schiffsneubauten in den nächsten drei Jahren auszugehen. Nach Angaben des Senats gebe es im Ausbildungsverbund der vier norddeutschen Länder insgesamt 269 Plätze für Studienanfänger, die mit Beginn des Sommersemesters wohl alle besetzt sein werden.

Der Engpass sei groß, sagte Grund. Obwohl die deutschen Reeder wieder mehr einflaggen wollten, fahre nur jedes fünfte deutsche Schiff – 600 von 3000 – unter deutscher Flagge. „Nach Presseberichten will der VdR rund eine Million Euro in die Ausbildung investieren. Davon könnte ein Teil als Anschubfinanzierung für die Neugründung der Seefahrtsschule verwendet werden.“ Nach Angaben des Senats müssten für einen Neustart in Hamburg rund eine Million Euro in Personal und Sachmittel investiert werden. Damit könnten 40 Studienplätze realisiert werden. „Eine neue Seefahrtschule ist also greifbar nahe“, sagt Grund. Um so unverständlicher ist das Handeln des Senats.

Falls es nicht gelänge, mehr Kapitäne auszubilden, drohe eine massive Rückkehr zu fremden Flaggen. „Der Trend hat sich umgekehrt“, sagt Grund. „Nach Angaben des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie waren es Ende 2005 603 Handelsschiffe, Mitte 2006 nur noch 590. Da schneller Schiffe gebaut werden als man Personal ausbilden kann, ist zu befürchten, dass sich das Verhältnis von deutschen Frachtschiffen und deutsch beflaggten Schiffen zunächst noch mehr verschlechtern wird.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.