Junge Köpfe für ein besseres Miteinander

SPD-Fraktion verleiht Otto-Wels-Preis für Demokratie

18:30 Uhr am 29. März 2017: Im Fraktionssaal der SPD-Bundestagsfraktion im Berliner Reichstagsgebäude sind alle Plätze besetzt. Zum fünften Mal verleiht die SPD-Fraktion den Otto-Wels-Preis für Demokratie an acht junge Leute, die kreative Ideen zu dem Motto „Miteinander statt Ausgrenzung“ entwickelt haben. Der Preis erinnert an den Mut der 94 SPD-Reichstagsabgeordneten vor 84 Jahren gegen das Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten zu stimmen und an die damit verbundene berühmte Rede des Vorsitzenden der SPD-Reichstagsfraktion, Otto Wels. 

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann begrüßt die rund 400 Gäste: „Mit seiner Rede hat Otto Wels uns allen eine bleibende Mahnung hinterlassen: Demokratie ist nie selbstverständlich.“ Demokratie müsse immer wieder neu erkämpft und verteidigt werden, sagt Oppermann. Otto Wels gebe auch heute noch Mut, immer wieder für die Demokratie einzustehen und zu kämpfen. „Ich freue mich, dass für den Otto-Wels-Preis in diesem Jahr viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ideen eingebracht haben, wie dieser Mut praktisch umgesetzt werden kann“, bekräftigt der SPD-Fraktionschef.

Mehr Respekt für unsere Demokratie
In einer Talk-Runde diskutieren Sineb El Masrar, Autorin und Journalistin mit marokkanischen Wurzeln, und der SPD-Parteivorsitzende Martin Schulz über die Notwendigkeit von Respekt für unsere Demokratie. Darauf komme es vor dem Hintergrund von Hass-Botschaften und Fake-News in den sozialen Netzwerken besonders an. Sie sprechen darüber, warum es essentiell ist, sich für Demokratie und unsere freie Gesellschaft einzusetzen. Dazu gehörten auch ein starkes Europa und eine engagierte Jugend. Laut Sineb El Masrar müsse es darum gehen, Jugendlichen die Demokratie so zu vermitteln, dass sie nicht auf einfache Lösungen hereinfallen.

Ausgezeichnete Beiträge für ein „Miteinander statt Ausgrenzung“
Die SPD-Fraktion suchte kreative Ideen unter dem Motto „Miteinander statt Ausgrenzung“. Jugendliche und junge Erwachse im Alter von 16 bis 20 Jahren waren aufgerufen, zu drei Aufgabenstellungen kreative Ideen zu entwickeln:

„Neues Miteinander“: Was können wir tun, um den sozialen Zusammenhalt in unserem Land zu stärken und eine Spaltung der Gesellschaft zu verhindern?
„Nein zu Hetze!“: Entwerfen Sie eine Kampagne gegen Hass und Hetze in den sozialen Netzwerken.
„Respekt statt Rassismus“: Zeigen Sie, warum Respekt, gegenseitige Wertschätzung und Achtung der Menschenwürde keine überholten Werte sind, sondern die Grundlage unserer demokratischen Kultur.
Gefragt waren zum Beispiel Essays, Reden, Videos, Plakate, Illustrationen und Präsentationen.

Von 33 Einsendungen aus dem gesamten Bundesgebiet wählte die Jury, bestehend aus SPD-Bundestagsabgeordneten, vier Beiträge aus, die mit dem Otto-Wels-Preis ausgezeichnet, wurden: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich insgesamt sehr viel Mühe gemacht und es war überraschend, wie viele unterschiedliche Ideen eingesandt worden sind. Chapeau! Neben einem ersten und zweiten Platz wurde der dritte Platz zweimal vergeben. Laudatorin der Preisverleihung ist die Schauspielerin, Autorin, Moderatorin, Produzentin und ehemalige Fußballspielerin, Shary Reeves. Die Geldpreise für die Gewinner haben die SPD-Bundestagsabgeordneten gestiftet.

Hier die Gewinner im Überblick:

 
1. Platz: Ines Sadki aus Rheinland-Pfalz

Die 16-jährige Schülerin Ines Sadki erstellte zum Thema „Neues Miteinander“ ein Plakat. Es bildet zum einen die Situation von Menschen ab, die aufgrund von Krieg, Zerstörung und Bedrohung aus ihrer Heimat fliehen mussten. Auf der anderen Seite zeigt Sadki das Zusammenleben der Menschen in Deutschland. Sie selbst schreibt über ihre Arbeit: „Menschen mit den verschiedensten Hintergründen leben auf engem Raum miteinander. Dabei hat jeder seine eigenen Probleme und Gedanken. Sie treffen in Deutschland im normalten Alltag täglich aufeinander und das Zusammenleben klappt. Trotz negativer Medienberichte und Geschehnissen auf der Welt steht der Mensch im Vordergrund.“ Die Jury war vor allem von den Details, die das Plakat aufweist, beeindruckt. Diese seien auch mit starken Botschaften verbunden, was häufig erst auf den zweiten Blick deutlich werde, so lautet das Urteil der Jury.
Über den Preis freut sich mit Ines Sadki der SPD-Bundestagsabgeordnete Thomas Hitschler aus Rheinland-Pfalz.

2. Platz: Jodie Mecke, Josephine Pöge und Selene Spreng aus Brandenburg

Drei junge Frauen (Mädchen) aus Joachimsthal in Brandenburg, Jodie Mecke, Josephine Pöge und Selene Spreng reichten einen selbstgemachten Song mit einem Video zum Thema „Neues Miteinander“ mit dem Titel „Sich füreinander einsetzen und füreinander da sein“ ein. Beides entstand im Jahr 2016 im Rahmen des langfristig angelegten Projekts „BAFF- Bands auf festen Füßen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“. Die Schirmherrschaft für das Projekt hat die evangelische Kirchengemeinde Joachimsthal. Ausschlaggebend für die Gründung des Projekts war ein Übergriff rechtsextremer Jugendlicher auf Kinder und Jugendliche aus Kreuzberg, die in der Stadtkirche von Joachimsthal eine Aufführung hatten.

Der Refrain des Songs lautet: „Wir setzen uns ein, sind füreinander da. Komm folg uns, du bist nicht allein“. Diese Botschaft richtet sich sowohl an Jugendliche, die nach rechts abzurutschen drohen, als auch an Flüchtlinge. Die Jury sieht in dem engagierten Song von „BAFF“ ein wichtiges Signal gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit und den Einsatz für ein friedliches und kreatives Miteinander.
Beeindruckt von dem Engagement von Jodie Mecke, Josephine Pöge und Selene Spreng zeigt sich der für den Wahlkreis zuständige SPD-Abgeordnete Stefan Zierke.

3. Platz: Vera Schiller aus Bayern

Mit dem Thema „Nein zu Hetze“ setzt sich das Plakat von Vera Schiller auseinander. Es ist sehr aufwendig illustriert und blickt einerseits zurück in die nationalsozialistische Geschichte und andererseits stellt es die Errungenschaften des demokratischen Deutschlands vor und nach der Naziherrschaft gegenüber. Dazu gehören unter anderem das Frauenwahlrecht von 1919, die Inklusion von Menschen mit Behinderungen, die Toleranz gegenüber Homosexuellen und die Religionsfreiheit. Doch Vera Schiller macht auch deutlich, dass die Errungenschaften der Demokratie durch rechten Populismus, Ausgrenzung und Hetze bedroht sind. Dies bildet sie exemplarisch durch Hetz-Posts in den sozialen Netzwerken wie facebook von AfD oder Pegida ab.
Die SPD-Abgeordnete Martina Stamm-Fibich, die für den Wahlkreis zuständig ist, in dem Vera Schiller lebt, gratuliert der Drittplatzierten.

3. Platz: Carina Kuhn, Lucie Rennstich und Philipp Treupel aus Baden-Württemberg

Ebenfalls mit dem dritten Platz ausgezeichnet wurde der Videofilm von Carina Kuhn, Lucie Rennstich und Philipp Treupel, die das Zabergäu Gymnasium im baden-württembergischen Brackenheim besuchen. Ihr Video befasst sich mit Vorurteilen, die entstehen, wenn nicht miteinander, sondern übereinander geredet wird. Im Film sitzen eine deutsch aussehende Schülerin und ein ausländisch aussehender Schüler zwar räumlich nebeneinander, aber mental weit auseinander. Die gegenseitigen Vorurteile werden durch die eingeblendeten What’sApp-Nachrichten, die sie ihren Freunden schicken, sichtbar. Damit ist das Video sehr dicht dran am Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der Film erfährt eine plötzliche Wendung, als ein anderer Schüler vor ihren Füßen hinfällt, beide helfen wollen und so zu dritt ins Gespräch finden.
Die Jury bewertete den Beitrag als sehr engagiert, innovativ und nah an der Lebensrealität junger Leute. Der Film zeige, dass sich Vorurteile ausräumen lassen, wenn man miteinander ins Gespräch kommt.
Zusammen mit Carina Kuhn, Lucie Rennstich und Philipp Treupel freut sich der SPD-Abgeordnete Josip Juratovic. Er ist für den Wahlkreis zuständig, aus dem die Drittplatzierten stammen.

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