Ist die Meeresfrüchteplatte bis 2026 gesichert?

Es herrschte schon so etwas wie Alarm in Hamburgs Küchen: Der Miesmuschelbestand im Wattenmeer ist um 90 Prozent zurückgegangen. Lange war unklar, was aus der Miesmuschel- und Austernkulturwirtschaft im Norden wird. Jetzt wurde das Muschelprogramm neugefasst – es ist bis 2026 gültig.

Die Muschel ist zum politisches Streitthema im Norden geworden. Letzte Meldungen besagten, dass nur noch zehn Prozent des einstigen Miesmuschelbestands vorhanden sind. Naturschutzverbände hatten bei Stichproben festgestellt, dass auch in Gebieten, die ständig mit Wasser bedeckt sind, das Vorkommen der natürlichen Miesmuscheln um etwa 90 Prozent zurückgegangen war. Gegen einen möglichen Raubbau bedurfte es dringend einer Reglementierung.

Kiels Umweltministerin Juliane Rumpf schloss jetzt öffentlich-rechtliche Verträge mit den Betrieben der Miesmuschelkulturwirtschaft und der Austernkulturwirtschaft. Eine Reaktion von Naturschützern liegt noch nicht vor.

Das Muschelprogramm regele die nachhaltige und an den Zielen des Nationalparks Wattenmeer ausgerichtete Muschelfischerei und -zucht, so das Ministerium: „Die Muschelzuchtbetriebe hatten sich Anfang des Jahres 2010 an die Ministerin mit der Bitte gewandt, das noch bis Ende 2016 geltende Programm und die darauf basierenden Verträge unter Beibehaltung der bisherigen Regeln vorzeitig zu verlängern, um dringend anstehende Investitionen wirtschaftlich zu ermöglichen. In intensiven Verhandlungen hatte sich das Land im Juli 2011 mit den Muschelfischern auf Eckpunkte einer vorzeitigen Vertrags- und Programmverlängerung verständigt. Im Gegenzug zur Laufzeitverlängerung mussten die Muschelzüchter dabei einer bereits ab dem 01.01.2012 wirksamen Änderung der vertraglich noch bis Ende 2016 geltenden bisherigen Rahmenbedingungen zustimmen.“

Die wichtigsten Regelungen des Muschelprogramms:
Miesmuschelkulturwirtschaft:
– Die Anzahl der Lizenzen und damit der Muschelkutter ist wie bisher auf acht begrenzt.
– Für Miesmuschelkulturen werden wie bisher 2.000 ha und für Saatmuschelgewinnungsanlagen zusätzlich 300 ha, insgesamt also 2.300 ha Fläche im Nationalpark zur Verfügung gestellt (< 0,5 % der Gesamtfläche des Nationalparks). - Der gesamte durch die Tide trocken fallende Bereich bleibt wie bisher für die Fischerei gesperrt, er wird aber durch eine geänderte Bezugslinie in den Seekarten erheblich vergrößert. - Die gesamte Zone 1 sowie alle hindurchführenden amtlich bezeichneten Fahrwasser werden künftig für die Besatzmuschelgewinnung gesperrt. Lediglich im Ausnahmefall dürfen diese Fahrwasser und zwei kleinere Gebiete in der Schutzzone I für die Besatzmuschelfischerei genutzt werden. Bisher durften 4 Gebiete sowie alle Fahrwasser uneingeschränkt befischt werden. - Die Fahrten aller Muschelkutter werden wie bisher durch einen elektronischen Fahrtenschreiber (Blackbox-System) lückenlos überwacht. - Anders als ursprünglich vorgesehen wurden in das Muschelprogramm aufgrund einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes keine detaillierten Regelungen zum Import von Besatzmuscheln aufgenommen. Für die Austernwirtschaft gelten im Wesentlichen die bisherigen Regeln weiter: - Für den einen Austernzuchtbetrieb im Nationalpark werden bis zu 30 ha im trocken fallenden Bereich zur Verfügung gestellt. - Das Sammeln von Wildaustern ist wie bisher nur mit der Hand im für jedermann betretbaren Bereich der Zone II auf maximal 1 % der Fläche zulässig. Für das Besatzausternsammeln wird eine Lizenz und für das Konsumausternsammeln werden sieben Lizenzen vergeben. - Importe sind nur unter strengen Auflagen möglich. Eine Trogmuschelfischerei findet aufgrund des kältebedingten Zusammenbruchs des Bestandes im Extremwinter 1995/96 und der danach nicht wieder neu ausgebildeten Bestände nicht mehr statt. Das neue Programm sieht vor, dass auch bei einer zukünftigen Erholung des Bestandes nach 2016 keine Erlaubnisse mehr ausgegeben werden. Das Muschelprogramm wird damit fünf Jahre vor seinem Auslaufen vorzeitig um weitere 10 Jahre bis Ende 2026 verlängert. Es war im Jahre 1997 erstmalig erstellt worden und hatte zunächst eine Laufzeit bis zum 31.12.2006.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.