Hafenquerspange: Quadratur des Kreises?

Vielleicht ist dies die lang gesuchte Lösung für eines der drängendsten Hamburger Verkehrsprobleme: Stadtentwicklungssenatorin Hajduk und Wirtschaftssenator Gedaschko stellten heute eine neue Linienführung für die Hafenquerspange vor. Sie verläuft weit südlich von der durch die früher vorgesehene Trasse schwer beeinträchtigten Wohnbebauung in Wilhelmsburg-Nord und auf der Veddel.

Weil es keine Autobahnverbindung zwischen dem westlichen und dem östlichen Hafen und, schlimmer, zwischen der A 7 und der A 1 gibt, quält sich seit drei Jahrzehnten Schwerlastverkehr durch die Hamburger Innenstadt. Eine Querverbindung ist – wohl weitgehend unumstritten – dringend erforderlich. Allein: Alle bisherigen Planungen scheiterten, weil dabei immer Verkehrsströme nahe an Wohngebieten vorbeigeführt worden wären. Vor allem Nord-Wilhelmsburg, die Veddel und das „angedachte“ Naherholungsgebiet Spreehafen waren betroffen.

Der jetzt vorgestellten Variante ging eine intensive sechsmonatige Untersuchung voraus. Über die Süderelbe müsste eine neue Hochbrücke gebaut werden – vermutlich erträgliche Kosten, wenn man bedenkt, dass bei der früheren Lösung eine zweite Köhlbrandbrücke erforderlich gewesen wäre. In Wilhelmsburg würden ein 650 Meter langer Tunnel und ein Trog gebaut, als Lärmschutz: Damit sollen der Wilhelmsburger Süden und die Großsiedlung Kirchdorf-Süd geschützt werden.

Was auf den ersten Blick wie die Quadratur des Kreises aussieht, birgt selbstverständlich auch eine große Gefahr: Chronisch zeitknappe LKW-Fahrer könnten – je nach Fahrtziel – von der Querspange aus nördlich gelegene Ziele direkt ansteuern. Der Weg würde mitten durch Wilhelmsburg führen; ein am Ende schlimmeres Ergebnis als alle bisherigen Planungen für die Elbinsel. Um das zu verhindern soll in diesem Bereich das Abbiegen Richtung Norden verboten werden. Wer auf die neue Querspange fährt, muss sie dann bis zum Ende durchfahren – zwischen A7/A26 und A1 dürfte die Straße nicht verlassen werden.

Senatorin Hajduk ist von der neuen Linienführung überzeugt und will „in den nächsten Wochen“ einen Senatsbeschluss herbeiführen. Anschließend ist der Bund gefragt – ohne erhebliche Kostenbeteiligung geht es nicht. Aber auch da ist sie zuversichtlich, denn die neue Variante soll 400 Millionen Euro billiger werden als die bisherige Nord-Variante. Hajduk spricht von einem möglichen Baubeginn 2012.

Was angesichts des erheblichen Engagements diverser Wilhelmsburger Gruppen schade ist: Ihnen wird die Variante jetzt per Presse präsentiert. Vermutlich hätte man sie leichter überzeugen können, wenn man die Wilhelmsburger vorher „ins Boot geholt“ hätte.

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