GEW: Die halbe Wahrheit der Senatorin

photocaseSCHULE.jpegDie von der Bildungssenatorin angekündigten Maßnahmen zur Senkung der Klassenfrequenzen an Grundschulen sind vor allem eine Mogelpackung, kommentiert der Vorsitzende der GEW Hamburg, Klaus Bullan. Wichtigster Kritikpunkt: Die Kinder, die letztes Jahr in die viel zu großen ersten Klassen eingeschult wurden, müssen mit diesen Frequenzen bis zum Ende der Grundschule leben.

Bullan: „Nachdem die Hamburger Regierung es geschafft hat, für die größten Grundschulklassen in ganz Deutschland bundesweit bekannt zu werden und die Bildungssenatorin nicht müde wurde, zu betonen, dass Klassengrößen keinerlei Einfluss auf Lernerfolg haben, verkauft sie nun die teilweise Rücknahme ihrer selbst vorgenommenen Verschlechterungen als „Bildungsoffensive“. Der Hamburger Senat hat ein Jahr vor der Bürgerschaftswahl erkannt, dass die soziale Spaltung der Stadt, die unter den von Bürgermeister Beust geführten Senaten zugenommen hat, Wählerstimmen kosten kann. Jetzt setzt sie unverblümt auf das schlechte Gedächtnis der Bürgerinnen und Bürger.“

Die Fakten:

Seit 2001 hat die Bildungsbehörde die Klassenfrequenzen an Grundschulen kontinuierlich erhöht. Bullan: „Die versprochene Senkung der Größe der ersten Klassen in sozialen Brennpunkten ist gut, muss aber auch sofort auf die Klassen 2 bis 4 ausgedehnt werden.“

Die Behörde will die Klassenfrequenzen an den übrigen Grundschulen für insgesamt 8.875 SchülerInnen kostenneutral senken, also ohne zusätzliche Lehrkräfte dafür zu beschäftigen. Bullan: „Ein im wahrsten Sinne des Wortes billiger Taschenspielertrick. Die Behörde streicht die letzten dringend benötigten Förderstunden an den Grundschulen, um die Frequenzen zu senken – das ist eine reine Alibimaßnahme.“ Trotzdem werde es weiterhin erste Klassen mit bis zu 32 SchülerInnen geben, so der Senat.

In den benachteiligten Stadtteilen gibt es auch Haupt-, Real-, Gesamt- und Förderschulen sowie Gymnasien. Auch hier wird Nachteilsausgleich dringend benötigt, davon ist aber nirgends die Rede.

Die Einführung von Vorschulgebühren 2005 hat zu einem massiven Rückgang der Anmeldungen insbesondere von Kindern von Migrantenfamilien geführt (insgesamt minus 800). Nachdem der Senat die Gebührenpflicht für Kinder mit Sprachförderbedarf wieder abgeschafft hat, melden nun wieder mehr Eltern ihre Kinder an. Bullan: „Dass der Senat dies als Erfolg der eigenen Politik ausgibt, ist ein starkes Stück. Die Entwicklung bei den Vorschulklassen ist alles andere als ein Ruhmesblatt sozialer Bildungspolitik des CDU-Senats.“ Bullan weiter: „Es war diese Regierung, die vor drei Jahren 160 Stellen in der Sprachförderung gestrichen hat. Wie viel Sprachförderung ist wie vielen Kindern also seit drei Jahren entgangen? Allein das ist ein bildungspolitisches Armutszeugnis.“

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