Ganztagesplatz für jedes zweite Kind

Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat die wissenschaftliche Auswertung der ersten neuen Ganztagsgrundschulen vorgestellt – viele Eltern sind zufrieden. Schon jetzt nehmen 40 Prozent aller Kinder an der Nachmittagsbetreuung teil, der Anteil kann noch gesteigert werden.

Senator Rabe: „Die Ergebnisse sind erfreulich und bestätigen den großen Bedarf. Mehr als 40 Prozent aller Kinder nahmen an der freiwilligen Nachmittagsbetreuung teil. Kinder und Eltern sind mit dem Angebot zufrieden und schätzen, dass Beruf und Familie besser verbunden werden können, dass die Kinder Spielkameraden finden sowie sinnvolle Freizeitangebote und Hausaufgabenhilfe bekommen. Die Auswertung nennt aber auch eine Reihe von Handlungsfeldern für Verbesserungen, die jetzt eingeleitet werden sollen.“

Das Angebot ist von 13 bis 16 Uhr freiwillig und kostenlos. Die bisherigen Gebühren für Rand- und Ferienzeiten sowie für das Mittagessen sollen künftig sozial gestaffelt werden, um allen Familien die Teilnahme zu ermöglichen. Ties Rabe: „Die Reform schafft mehr als 10.000 zusätzliche Ganztagsangebote gegenüber dem bisherigen Hortsystem. Im Vergleich zum Hort zahlen viele Eltern weniger, keiner zahlt mehr.“

Das Landesinstitut der Schulbehörde hatte die ersten sieben Pilotschulstandorte im Schuljahr 2010/11 untersucht und dabei das pädagogische Personal, die Eltern der 1.599 Kinder sowie die Kinder selbst befragt.

Die wichtigsten Ergebnisse der Befragung:

– Die Teilnahmequote lag von 13-16 Uhr bei 40,9 % (S. 9), in den Randzeiten vor 8 und nach 16 Uhr bei rund 5 % (S. 11) und in den Ferienzeiten bei rund 14 % (S. 12). Kinder mit Migrationshintergrund sind – wie im Hort – etwas unterrepräsentiert (S. 9).

– Die Eltern sind mit den Angeboten zufrieden. Auf einer Skala von 1 bis 4 erreicht der Satz „Ich finde, mein Kind ist in der Ganztagsschule in guten Händen“ einen Zustimmungswert von 3,04. Fast gleich auf liegt der Zustimmungswert von 3,0 für den Satz „Mein Kind nimmt insgesamt gern am Ganztag teil.“ (S. 26)

– Eltern schätzen, dass durch die Ganztagsangebote Beruf und Familie besser verbunden werden können (3,53), dass ihre Kinder Spielkameraden finden (3,0) sowie sinnvolle Freizeitangebote (2,82) und Hausaufgabenhilfe (2,6) bekommen (S. 20). Eltern mit Migrationshintergrund hoffen, dass ihr Kind besser Deutsch lernt (3,14), Neues lernt (3,07) und seine Freizeit sinnvoll gestaltet (3,0) (S. 28).

– Kritische Punkte: Eltern kritisieren öfters die Qualität des Mittagessens und sind bereit für bessere Essenqualität ggf. mehr zu zahlen (S. 23 ff). Unkritisch schätzen die Eltern die Raumsituation ein. Im Vergleich zum bisherigen Hortsystem wünschen sie sich anspruchsvollere Freizeitangebote (S. 27 & 31) und Verbesserungen in der Hausaufgabenbetreuung (S. 24).

– 54% der 178 befragten Kinder der Klassen 2-4 fanden die Ganztagsangebote „gut“, 37 % bewerten sie mit „mittel“ und nur 8 % fanden sie „nicht gut“. Auch mit den Erziehern waren die Kinder sehr zufrieden (67% gut, 31% mittel, 2% nicht gut). Ähnliche Zustimmung gibt es für Mittagessen (50%, 39 %, 11 %), etwas weniger für die Hausaufgabenbetreuung (37 %, 47%, 16%). (S. 32-36)

– Die Kinder kritisierten vor allem, dass sie ihre Spielsachen nicht mitnehmen können und bei der Anschaffung von Spielzeug selten beteiligt werden. Vielen war es beim Mittagessen zu laut (S. 34). Wie die Eltern äußern auch die Kinder keine Kritik an der Raumnutzung.

– Die Leitungskräfte von Schule und Hort bewerten ihre Zusammenarbeit positiv. Kritisiert wird, dass die jeweiligen Kollegien von Schule und Hort zu wenig in die Konzeption einbezogen werden konnten und sich untereinander zu wenig austauschen können (S. 50-52). Schwierig sei die Betreuungssituation in den wenig gebuchten Randzeiten. Die räumliche Situation wird positiv bewertet (S. 46-49), die Kita-Leitungen wünschen sich zum Teil Platz für weitere Kuschelecken (S. 47).

– Unabhängig von diesen empirisch gesicherten Befragungen verweisen die Wissenschaftler in ihrer Studie auf weitere Handlungsfelder. So müsse das pädagogische Angebot (Hausaufgabenhilfe und Freizeitangebote) konzeptionell weiter verbessert werden. Der Wunsch vieler Eltern nach flexiblen Abholzeiten konkurriere hier mit dem Wunsch vieler Eltern nach anspruchsvollen Angeboten. Eltern und Kinder seien bei der Gestaltung stärker zu beteiligen, die Angebote müssten mit Stadtteilangeboten stärker vernetzt werden.

Ties Rabe: „Wir nehmen diese Hinweise ernst und haben nachgebessert. Der neue Landesrahmenvertrag verbessert daher die künftige Ausstattung gegenüber den überprüften Pilotschulen ganz wesentlich:

– Statt der bisher veranschlagten 40 Prozent können nach der neuen Planung sogar 50 Prozent aller Kinder am Ganztagsangebot teilnehmen.

– Für eine bessere Personalausstattung wurden die Mittel um 25 Prozent erhöht.

– Um die Randzeitenbetreuung trotz schwankender Teilnahmezahlen sicherzustellen, gibt es künftig eine standortbezogene Pauschale von 10.000 Euro im Jahr.

– Um die Zusammenarbeit von Lehrkräften und Erziehern zu verbessern, werden pro Standort 25.000 Euro jährlich zur Finanzierung von Übergabe- und Gesprächszeiten zur Verfügung gestellt.

– Das Essen an den Grundschulen soll durch ein Ausbauprogramm für Kantinen im Umfang von 100 Millionen Euro verbessert werden. Die Schulbehörde unterstützt darüber hinaus die Schulen bei Auswahl, Verhandlung und Abstimmung mit Anbietern für das Catering.

– Für die Anschaffung von flexiblem Mobiliar zur Doppelnutzung von Klassenräumen werden jährlich rund 2,5 Millionen bereitgestellt.

Verbesserungen gibt es auch in Bezug auf die Gebühren. Wie bisher ist die Teilnahme in der Zeit von 13 bis 16 Uhr für alle Kinder ab Klasse 1 kostenlos. Die Gebühren für die Betreuung in den Randzeiten von 6-8 Uhr und 16-18 Uhr sowie in den Ferien und auch die Gebühren für das Mittagessen werden künftig jedoch sozial gestaffelt. Je nach Nettoeinkommen und Kinderzahl wird der Beitrag um 25%, 50%, 70% oder 80% reduziert. Für Kinder aus Familien im Leistungsbezug ist zudem das Mittagessen kostenlos. Der Beitrag für Geschwisterkinder wird bei allen Familien auf 33,3% für das zweite bzw. 20% für das dritte Kind verringert.

Ties Rabe: „Das Gebührensystem ist einfach und transparent. Die Gebührensätze sind sozial gestaffelt und sind selbst bei Einberechnung der gesonderten Gebühren für das Mittagessen nicht höher als beim bisherigen Hort. Die neuen Gebührensätze werden für viele Familien eine Entlastung bringen und sind sozial gerecht.“

Eine durchgängige Randzeitenstunde kostet maximal 30 Euro im Monat. Für eine Ferienwoche von 8-16 Uhr werden monatlich maximal 7,50 Euro berechnet, für eine Ferienwoche von 6-18 Uhr maximal 10 Euro. Ein Mittagessen kostet maximal 3,50 Euro. Je nach Nettoeinkommen und Kinderzahl werden die Gebühren zum Teil deutlich reduziert.

Gebührentabelle:

Die in der Tabelle genannten Gebühren sind Monatsbeträge, die 12 Monate im Jahr zu zahlen sind. Sie gelten für den Vollzahler (100%) ohne Ermäßigung. Die einzelnen Leistungsmodule ergeben addiert die zu zahlende Monatsgebühr.

Leistungsmodule
Monatsgebühr für Vollzahler (100%)

Während der Schulzeit

Frühbetreuung
06-07 Uhr
30 Euro

Frühbetreuung
07-08 Uhr
30 Euro

Kernzeit
13-16 Uhr
gebührenfrei

Spätbetreuung
16-17 Uhr
30 Euro

Spätbetreuung
17-18 Uhr
30 Euro

Während der Ferien (pro gebuchter Woche)

Ferienbetreuung
8-16 Uhr
7,50 Euro

Ferienbetreuung mit Randzeiten
max. 6 bis 18 Uhr
10 Euro

Für die Vorschüler betragen die Gebühren für Betreuungszeiten nur 40% der Beträge aus der Gebührentabelle (12 Euro pro Randzeitenstunde). Zusätzlich zahlen alle Vorschüler für die Betreuungszeit von 13 bis 16 Uhr eine Grundgebühr von 5 Euro.

Fallbeispiel nur Betreuung:

Eltern buchen für ihr Schulkind eine Spätbetreuung von 16 bis 18 Uhr, für Höchstzahler werden dann 2 mal 30 Euro fällig. Zudem werden 8 Wochen Ferien mit Randzeiten gewünscht. Dafür werden 8 mal 10 Euro fällig. Daraus ergibt sich eine monatliche Gebühr für Höchstzahler von 140 Euro.

Fallbeispiele Betreuung plus Mittagessen:

Wer als Höchstzahler sein Kind in der Schulzeit von 7 bis 17 Uhr (Nutzung von zwei Randstunden a 30 Euro) und in weiteren sechs Ferienwochen von 7 bis 17 Uhr (Nutzung von sechs Ferienwochen mit Randzeiten a 10 Euro) betreuen lässt, zahlt monatlich 2 x 30 + 6 x 10= 120 Euro. Zusätzlich sind für das Mittagessen pro Monat maximal 70 Euro zu zahlen. Die Monatsgebühren betragen dann 190 Euro für die tägliche Betreuung in Rand- und Ferienzeiten sowie für das tägliche Mittagessen.

Eine Familie mit zwei Kindern und einem bereinigten Haushaltsnettoeinkommen von monatlich 4.000 Euro zahlt 100% dieser Gebühren (187 Euro) für das erste Kind und 33,3% für das zweite Kind (62 Euro).

Beträgt das Nettoeinkommen 2.500 Euro, zahlt die Familie nur 75% der Gebühren für das erste Kind (140 Euro) und 25% (33,3% von 75%) für das zweite Kind (46 Euro).

Bei einem Haushaltsnettoeinkommen von 2.250 Euro beträgt der Satz sogar nur 50% für das erste Kind (93 Euro) und 16,6% (33,3% von 50%) für das zweite Kind (31 Euro).

Der komplette GBS-Evaluationsbericht „Evaluation der Pilotierung an sieben Standorten im Schuljahr 2010/2011“ wird im Internet unter http://li.hamburg.de/publikationen veröffentlicht.

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