Feuerbergstraße: Nur mit Pillen auszuhalten

Der PUA Feuerbergstraße hat sich erneut mit der Gabe von Psychopharmaka beschäftigt. „Offenbar wurden die Jugendlichen mit Medikamenten an die Einrichtung angepasst“, kritisiert Christiane Blömeke, Obfrau der GAL-Fraktion im PUA.

Der ehemalige Oberarzt des Kinderkrankenhauses Wilhelmstift, Dr. Ralf Radizi, hatte eine Medikation der Jugendlichen unter anderem damit begründet, dass diese so erst die Anspannung in der Feuerbergstraße aushalten könnten. „Wenn die Fachbehörde zulässt, dass bei Problemen in Einrichtungen gleich zum Medikament gegriffen wird, anstatt zu überprüfen, ob die Einrichtung für den Jugendlichen passt, dann hat sie den Namen Fachbehörde nicht verdient“, so Blömeke weiter.

Die Kinder- und Jugendpsychiaterin Dr. Charlotte Köttgen, die als Sachverständige in den Untersuchungsausschuss geladen war, vertrat die Ansicht, dass Jugendliche, die mit Psychopharmaka behandelt werden, psychisch krank seien und daher nicht in eine Einrichtung der Jugendhilfe gehörten. Sie betonte, dass Sozialpädagogen nicht das nötige medizinische Fachpersonal ersetzen können, das die Einnahme der starken Medikamente kontrollieren und begleiten kann. Auch in Bezug auf die Indikation einer Verschreibung machte Köttgen klare Eingrenzungen und hielt weder ein erhöhtes Aggressionspotential noch ein abweichendes Sozialverhalten für einen Grund, Psychopharmaka zu verschreiben.

„Natürlich können mehrere Mediziner unterschiedliche Meinungen haben. Es ist allerdings auffällig, dass die Vergabe der Psychopharmaka in der Feuerbergstraße nach der öffentlichen Diskussion und den kritischen juristischen Stellungnahmen in den letzten Monaten nicht mehr vorkommt. Auf einmal geht es also auch ohne“, so Blömeke.

Sie fordert die CDU auf, zur sachlichen Diskussion zurückzukehren, nachdem diese heute die von der GAL benannte sachverständige Zeugin in einer Pressemeldung persönlich angegriffen hat. „Sachverständige sind nicht verpflichtet, die Auffassungen der CDU zu stützen. Und eine Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie bleibt eine Fachärztin, auch wenn sie etwas sagt, was der CDU nicht passt“, sagt Blömeke.

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