Fachkräftemangel: Was jetzt zu tun ist

Der Fachkräftemangel ist da: 40 Prozent der Hamburger Unternehmen können nach einer Umfrage der Handelskammer offene Stellen mittelfristig nicht besetzen. Die Gewerkschaften wissen, wie man das Problem lösen könnte.

Von der Politik wünschen sich laut Kammer-Umfrage 70 Prozent der Unternehmen, dass die Qualifikation der Schulabgänger verbessert wird. 40 Prozent fordern den weiteren Ausbau von Kinderbetreuung, Ganztagsschulen und Pflegeangeboten. Wer A sagt, muss auch B sagen, meint ver.di-Landeschef Wolfgang Rose:

„Die Handelskammer beschreibt zutreffende Probleme. Aber sie verschweigt ihre eigene Mitschuld daran: Jahrelang haben sich Unternehmen und Verbände für Steuererleichterungen stark gemacht – nun fordern sie öffentliche Mittel für Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Wer A sagt, muss auch B sagen: Ich erwarte auch von der Handelskammer, dass sie endlich dem Ruf verantwortungsbewusster Unternehmer folgt und sich für gerechte und ausreichende Steuern inklusive Vermögensteuer zur Stärkung des Hamburger Haushalts einsetzt. Dann wäre auch der Ausbau von Kinderbetreuung, Ganztagsschulen und Pflegeangeboten kein finanzielles Problem mehr.

Außerdem tragen Kammer und Unternehmen eine Mitverantwortung für fehlende Fachkräfte: Der Fachkräftemangel von heute ist der Ausbildungsplatzmangel von gestern; Unternehmen, Verbände, Kammern haben sich das selbst eingebrockt. Nötig sind verstärkte eigene Qualifizierungsmaßnahmen und Angebote auch schon für kommende Schulabgänger. Gerade für klein- und mittelständische Firmen kann die Kammer hier passgenaue Programme entwickeln und umsetzen.

Die Unternehmen müssen sich auch selbst fragen, ob sie attraktiv genug sind für Fachkräfte: Arbeitszeiten, Entlohnung und Gesundheitsschutz, aber auch Betriebskindergärten spielen für Arbeitnehmer eine große Rolle bei der Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen. Und: Wer gute Arbeitnehmer haben will, muss gute Löhne zahlen und ordentliche Verträge anbieten, also ohne Befristung usw. Niemand hindert die Firmen an der vermehrten Einstellung von Frauen und älteren Arbeitnehmern – sie müssen es nur tun und auch diesen Beschäftigten Angebote machen, zu denen man nicht Nein sagen kann.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.