Erdbeerjoghurt ohne Erdbeeren

In Fertiglebensmitteln steckt häufig kein einziges Gramm der abgebildeten Früchte, Nüsse oder Fleischsorten. Sie wurden durch Aromastoffe ersetzt. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburg, die eine Liste mit 30 Produkten ins Internet gestellt hat.

Die Hersteller sparen an den Rezepturen, indem sie auf Bananen, Pistazien oder Fleisch verzichten und stattdessen Aromastoffe einsetzen. Davon sind in der EU rund 2700 erlaubt – es gibt keine Geschmacksrichtung, die es nicht gibt. Mit einem Gramm Aroma kann ein Kilogramm eines Lebensmittels mit Kunstgeschmack versehen werden. Der Vorteil für die Anbieter: chemische Lebensmittelzutaten kosten nur wenige Cent, echte Vanille oder Nüsse wären erheblich teurer.

„Den Nachteil haben die Verbraucher. Wertvolle Inhaltsstoffe findet man bei immer mehr Produkten nur noch auf Appetit anregenden Abbildungen auf dem Etikett, die Konsumenten werden getäuscht“, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. Kaum ein Verbraucher weiß, was er wirklich isst. Denn das versteckt sich im Kleingedruckten auf der Zutatenliste.

Und auch dort lauert Verschleierung. So müssen selbst in einem Vanillejoghurt mit dem Hinweis „Natürliches Aroma“ noch längst keine Vanilleschoten stecken. „Den Begriff ‚natürlich’ hat der Gesetzgeber sehr anbieterfreundlich und viel zu weit gefasst“, kritisiert Schwartau. „Natürliche Aromen“ müssen danach nicht zwangsläufig aus dem Namen gebenden Rohstoff stammen. Voraussetzung ist nur, dass die Grundstoffe im weitesten Sinne aus der Natur stammen – es kann auch Baumrinde sein. Bei der Herstellung von Aromen kommen außerdem chemische Lösungs- und Extraktionsmittel zum Einsatz, die in geringen Mengen häufig noch im Endprodukt nachweisbar sind. Zudem sind heute viele der Hefen, Pilze oder Bakterien, die die Herstellung zahlreicher Aromen oder deren Hilfs- und Zusatzstoffe erst möglich machen, gentechnisch verändert.

Aromen können überdies Übergewicht fördern, weil der Kunstgeschmack dazu verleitet, mehr zu essen und sich an die unnatürlichen, häufig überaromatisierten Lebensmittel zu gewöhnen. So manches Kind erteilt selbst hergestelltem Quark mit Erdbeeren eine Absage, weil es sich an den Standardaromageschmack gewöhnt hat. „Die vielfältigen Geschmacks-erlebnisse, die naturbelassene Nahrungsmittel bieten, werden verlernt und durch künstliche ersetzt – eine bedenkliche Entwicklung“, sagt Schwartau.

„Über den aktuellen Preisrutsch bei Lebensmitteln können sich Verbraucher freuen, die stärker aufs Geld schauen müssen. Doch das Verscherbeln von Lebensmitteln im Kampf um Marktanteile darf nicht auf die Qualität gehen“, warnt Schwartau.

Die Liste der Lebensmittel mit Aromastoffen ist zu finden unter www.vzhh.de. Sie wird ständig mit aktuellen Beispielen ergänzt. Die Verbraucherzentrale ruft die Verbraucher auf, ihr weitere Beispiele zu übersenden, per E-Mail ernährung@vzhh.de oder Post: Kirchenallee 22, 20099 Hamburg.

Ein Gedanke zu „Erdbeerjoghurt ohne Erdbeeren“

  1. Da unsere Kultur sich langsam auf Geiz ist Geil
    und wie viel Rabatt hast Du bekommen,ist es doch normal das die Lebensmittel Industrie nach Wegen sucht und findet dem Verbraucher entgegen zu kommen.
    Wenn ich an die Marke Frosta denke, die ein ehrliches Produkt ohne Aroma etc. herstellt und etwas teuer war wie der Rest. Diese Firma hatte sofort einen Umsatz Rückgang zu vermelden.Sobald dann die Einwaage reduziert wurde, um den alten Preis zu halten, wurde wieder verkauft. Da sieht man wie krank unsere Gesellschaft ist.Es geht nicht um Qualität,sondern nur um billig. Natürlich gibt es schwarze Schafe und die Einkäufer des Handels sind auch nicht unschuldig.

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