Eltern zum Abitur: Umsetzung muss besser werden

Die Elternkammer Hamburg hat eine Expertenanhörung zum Thema „G8 – Chancen und Risiken – eine Bestandsaufnahme für Hamburg“ mit insgesamt 13 Fachleuten aus Behörde, Landesinstitut, Schulen, Kammern und Verbänden durchgeführt. Ergebnis: Das Abitur nach 12 Jahren birgt Chancen, die Umsetzung muss aber deutlich verbessert werden.

„Die Kammer wollte jenseits von Wahlen und medialer Aufgeregtheit eine Bestandsaufnahme zum Abitur nach 12 Jahren machen und – auf möglichst breiter Basis – konkrete Handlungsempfehlungen zu diesem aus Eltern- und Schülersicht empfindlichen Thema aufzeigen“, erklärt Vorsitzender Hans-Peter Vogeler die Motivation der Kammer.

„Die Mehrheit der Experten sieht die Einführung des 8-stufigen Gymnasiums (G8) nicht nur als Chance im Hinblick auf die damit einhergehende altersmäßige Anpassung der Abiturienten an europäische Standards“, so Vogeler, „sondern auch hinsichtlich der Initiierung notwendiger Veränderungsprozesse an den Gymnasien.“

Es zeigte sich deutlich, dass ein erheblicher Verbesserungsbedarf bei der Umsetzung des 8-stufigen Gymnasiums besteht. „Wir fordern daher alle an diesem Prozess Beteiligten und Verantwortlichen auf, zum Wohle unserer Kinder hier kurzfristig für Abhilfe zu sorgen“, sagt Vogeler. Es muß unbedingt verhindert werden, dass die Schülerinnen und Schüler weiterhin den Preis für die überstürzte Einführung des 8-stufigen Gymnasiums zahlen. „Die Folgen sind psychosomatische Störungen, insbesondere auch in der Leistungsspitze,“ stellt Vogeler fest.

Das Gelingen von G8 hänge ganz wesentlich von der Unterrichtsentwicklung ab: Moderner Unterricht, innovative Lernformen und selbstständiges Lernen hätten noch nicht im notwendigen Ausmaß Einzug in die Arbeitsweise der Gymnasien gehalten. Erforderliche Instrumente seien zwar im Wesentlichen formal eingerichtet worden sind, würden aber nicht an allen Gymnasien wirklich gelebt. Für die Etablierung derartiger Instrumente müsse die Politik allerdings Anreize schaffen.

Die Verkürzung der Schulzeit biete die Chance zu einem Paradigmenwechsel in der Schulbildung weg von der reinen Wissensvermittlung hin zu einem an Kompetenzen orientierten Unterricht. Dabei komme auch einer veränderten Rhythmisierung wesentliche Bedeutung bei. Diese könne u.a. bedeuten: Epochenunterricht, Projektartiges Lernen, Fachtage, Fächerübergreifendes Lernen, Studienzeiten.

„Die unterschiedlichen Begabungen der Schülerinnen und Schüler auch am Gymnasium verlangen binnendifferenzierten Unterricht und weitere individuelle Lernformen“, ergänzt der Kammer-Vorsitzende. Die Klassen- und Kursfrequenzen seien an die Erfordernisse dieser Unterrichtsformen anzupassen und zu reduzieren. Auch die notwendige räumliche Ausstattung und Ausgestaltung sei sicher zu stellen.

Die Elternkammer vertritt die Interessen der Eltern von rd. 180.000 Schülerinnen und Schülern an allen staatlichen Schulen Hamburgs und berät Bildungsbehörde und Senatorin in Fragen der schulischen Bildungspolitik.

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